Krefelds wilde Partyszene Westwall-Anwohner kämpfen gegen Lärm

Krefeld · Die Umgestaltung des Mittelstreifens 2019 sollte die Attraktivität des Südviertels steigern. Doch auf den Bänken hat sich eine Trinker-Clique niedergelassen. Anwohner klagen über Lärm und Krawall bis in die Nacht.

 Ein typisches Bild:  Auf dem parkähnlichen Streifen des Westwalls trifft sich täglich eine Clique zum Biertrinken

Ein typisches Bild:  Auf dem parkähnlichen Streifen des Westwalls trifft sich täglich eine Clique zum Biertrinken

Foto: RP

Die Anwohner im südlichen Bereich des Westwalls wehren sich: Seit der Umgestaltung des Mittelstreifens leiden sie unter Lärm, der bis in die Nachtstunden anhält. Eine Gruppe von rund 20 Leuten trifft sich dort täglich schon am Vormittag mit Bierkästen oder Tüten voller Bierflaschen. „Mit steigendem Alkoholpegel steigt auch der Lärm. Oft wird der Platz mit lauter Musik beschallt. Wenn wir das Fenster öffnen, ist vom eigenen Radio oder Fernseher nichts zu verstehen“, sagt eine Anwohnerin. Gespräche und Bitten um Verständnis hätten nichts gebracht. Mehrfach mussten in diesem Sommer bereits Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst anrücken. Weil es auch Pöbeleien der Alkoholisierten gegeben habe, möchten die Anwohner ihre Namen nicht nennen.

Die Anwohner haben eine Unterschriftenliste erstellt, die unserer Redaktion vorliegt. Darin betonen sie, dass sie sich mit dem lebendigen Viertel des Südbezirks identifizieren, mit dem Trubel des Spielplatz und der Schule. „Wir sind tolerant, aber durch die Zustände überfordert“, heißt es darin. Außer den „lauten bierseligen Debatten“ gebe es „hemmungsloses Urinieren sowohl an die umgebenden Bäume wie in die Hauseingänge“, sowohl laute Pöbeleien und Randale. Mehrfach habe die Polizei bereits eingegriffen.

Die Situation ist nicht neu. Schon kurz nachdem im Jahr 2019 die Bänke aufgestellt worden waren, gab es Ärger. In einem Brief an die Stadt haben sie da bereits Lärm, Schmutz, wildes Urinieren, zerdepperte Bierflaschen in Hauseingängen und Fahrrinnen beklagt: „Uns Anwohnern und Besitzern von Häusern, die unter Denkmalschutz stehen, wird  zu viel zugemutet“, heißt es.

 Unschöner Nebeneffekt: Die Glascontainer am Westwall werden auch von anderen Krefeldern als Abladestelle benutzt.

Unschöner Nebeneffekt: Die Glascontainer am Westwall werden auch von anderen Krefeldern als Abladestelle benutzt.

Foto: RP

Die Stadt reagierte auf das Schreiben der Anwohner mit einem Verweis auf verstärkte Anstrengungen im Konzept „Helfen und Handeln“. Im Schreiben des OB-Büros wird auf den verstärkten Kommunalen Ordnungsdienst (KOD), auf Sauberkeitskonzept und City-Streife verwiesen. Die Bürger allerdings sehen keine Verbesserung der Situation.

Eine Frau berichtet von ihren Ängsten während des Lockdowns. „Trotz Kontaktverbot haben sie eng zusammengesessen, die Bierflaschen kreisen lassen. Gerade wir Älteren, die zur Risikogruppe gehören, haben uns große Sorgen gemacht.“ Der KOD habe regelmäßig kontrolliert und Ansprachen gemacht. „Aber sobald die Ordner weg waren, war die Situation wie vorher. Wir haben Verständnis, dass die Leute sich irgendwo aufhalten müssen, wenn sie vielleicht keinen Garten oder Balkon haben.“

Doch eine Dauersituation könne das nicht sein. Denn die Clique, die sich dort täglich treffe, sei sicherlich nicht obdachlos: „Sie haben Mortorroller, E-Bikes, Smartphones“, sagt ein Anwohner. Eine  Bewohnerin eines anderen Hauses fühlt sich verdrängt. „Ich habe eine Wohnung ohne Balkon und eigentlich wäre es toll, vor dem Haus die Möglichkeit  zu haben, sich hinzusetzen. Das ist nicht möglich, weil alles in Beschlag genommen ist“, sagt sie. Anwohner, die im Pflegedienst Nachtschicht haben, klagen, dass sie tagsüber wegen des Lärms keinen Schlaf finden. „Sicher ist es schwierig für Polizei und Ordnungsdienst. Die Menschen kommen immer wieder. Trotzdem muss eine Lösung her“, sagt ein Hausbesitzer. „Die Aufwertung des Stadtteils geht nach hinten los: Wer möchte denn hier hinziehen, wenn er diese Zustände sieht.“

Die Zustände seien nicht nur für diejenigen belastend, die  dort wohnen. „In direkter Nähe zu einem Kinderspielplatz müsste ein Alkoholverbot gelten“, findet eine Frau. Sie hat beobachtet, wie zwei kleine Mädchen jüngst vom Spielplatz zum Westwallbaum liefen, um dort  zu urinieren. Darauf angesprochen hätten sie geantwortet: „Hier darf man das.“ Abgesehen von dem Bild, das Kindern vermittelt werde, sei es auch heikel, wenn kleine Mädchen in der Öffentlichkeit die Hose herunterlassen.

Die Bewohner des Westwalls hoffen auf durchgreifende Hilfe der Stadt. Denn die Situation verführe auch Andere dazu, den Bereich als Müllabladestelle zu betrachten.

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