Kommentar Krefelds erster Wahlprüfstein steht zur Debatte

Krefeld · Durchbruch beim Interkommunalen Gewerbegebiet: Meerbusch und Krefeld sind sich einig. Die Grünen in beiden Kommunen lehnen das Projekt weiter ab. Der Fall ist ein fabelhafter Wahlprüfstein für den eigenen Standort.

 Jens Voss

Jens Voss

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Durchbruch für das Interkommunale Gewerbegebiet Krefeld/ Meerbusch an der A44: Für CDU und SPD, also für die große Mehrheit in der Politik, und für die Wirtschaft ist das eine gute Nachricht in einer Zeit, die arm an guten Nachrichten ist.  Doch an dem Gebiet scheiden sich die Geister: Die Grünen in beiden Kommunen lehnen das Projekt ab; geplant sei die „Zerstörung von 50 Hektar wertvoller Ackerböden auf Krefelder Seite“,  heißt es etwa. „Wir haben in Krefeld den Klimanotfall ausgerufen,  und spätestens die Corona-Krise sollte uns dazu bewegen, innezuhalten und Entscheidungen der Vergangenheit zu hinterfragen“, argumentiert Krefelds grüne Fraktionschefin Heidi Matthias.

Damit hat Krefeld einen ersten Wahlprüfstein, an dem man für sich trefflich durchdeklinieren kann, wo man steht.  Krefeld ist mit mehr als zehn Prozent Arbeitslosigkeit eine Stadt der sozialen Verwerfungen. Das Gewerbegebiet liegt extrem  verkehrsgünstig, was im Sinne einer klimaschonenden wirtschaftlichen Entwicklung  ist. Und ein Krefelder Wirtschaftsexperte wie Wirtschaftsförderer Eckart Preen sagt, dass man ohne neue Flächen in der wirtschaftlichen Entwicklung nicht vorankomme; die von den Grünen immer wieder ins Feld geführten Brachflächen gebe es nicht, oder sie reichten nicht aus. Corona als Anlass innezuhalten? Kann man machen – aus Sicht der Befürworter muss man aber ergänzen, dass man damit Entwicklung nur verlagert (die Betriebe sind ja da, die Platz brauchen; sie nehmen ihn sich dann woanders), Arbeitslosigkeit in Krefeld zementiert und irgendwann keine Kraft mehr hat für Investitionen in den Klimaschutz. Und dass man die sozialen Unwuchten in der Stadtgesellschaft in Kauf nimmt.

Die Grünen wiederum zeigen, wie konsequent sie Klimaschutz betreiben wollen. Flächenversiegelung verhindern, Ackerland bewahren, die Wirtschaft bewusst drosseln, innehalten eben.

Beide Positionen stehen klar nebeneinander. Was wiegt schwerer, was gewinnt, was verliert man? Entscheiden kann man sich am 13.September in der Wahlkabine.

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