Ein außergewöhnliches Talent Mathe-Olympiade: Rechnen für Deutschland

Krefeld · Der Elftklässler der Marienschüler Matthias Lotze vertritt demnächst Deutschland bei der Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade. Bei der MEMO in Tschechien treten zehn Teams aus ganz Europa an.

 Mathematische Formeln stellen für Matthias Lotze kein allzu großes Problem dar. Der Elftklässler vertritt deshalb sogar Deutschland bei der europäischen Mathematik-Olympiade.

Mathematische Formeln stellen für Matthias Lotze kein allzu großes Problem dar. Der Elftklässler vertritt deshalb sogar Deutschland bei der europäischen Mathematik-Olympiade.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Matthias Lotze ist Schüler der Marienschule und nimmt bereits seit mehreren Jahren erfolgreich an Mathewettbewerben teil. Mittlerweile bestreitet der Elftklässler Wettbewerbe auf europäischer Ebene.

Angefangen hat alles in der fünften Klasse – sein damaliger Mathelehrer hatte ihn gefragt, ob er an der Landesrunde eines Mathewettbewerbs teilnehmen wolle. Zunächst habe er dazu allerdings keine Lust gehabt. Doch der Lehrer blieb hartnäckig, sprach ihn immer wieder an und brachte ihn so letztendlich dazu, an dem Wettbewerb teilzunehmen. „Das war mein Glück“, sagt Matthias rückblickend. Denn die Teilnahme weckte seine Begeisterung für die abwechslungsreiche Mathematik, die nicht unbedingt mit dem Schulfach zu vergleichen ist. „In Wettbewerben wird nicht so auf Formalitäten geachtet, das ist in der Schule anders“, erklärt der Elftklässler. Seine Lehrer unterstützen ihn, so kann er sich beispielsweise im Matheunterricht auf Wettbewerbe vorbereiten. „Es macht unglaublich Spaß, wenn ein schwieriges Problem gelöst wird“, schwärmt Matthias.

Mittlerweile nimmt er regelmäßig an Wettbewerben teil - und das mit Erfolg. Bereits dreimal trat Matthias für Nordrhein-Westfalen in der Bundesrunde an und gewann dort zweimal den dritten Preis. Zudem belegte er mit dem Team seiner Schule 2017 deutschlandweit den zweiten Platz und 2018 nochmal den zweiten Platz in der Regionalwertung. Es folgte die Nominierung für das Deutsche Team bei der Mitteleuropäischen Mathematikolympiade (MEMO). Darauf ist Matthias besonders stolz: „Es ist das erste Turnier, an dem ich für Deutschland teilnehme“.

Bei der MEMO, die dieses Jahr in Tschechien ausgetragen wird, treten Teams, bestehend aus bis zu sechs Schülern, aus zehn mitteleuropäischen Staaten in einem Einzel- und in einem Mannschaftswettbewerb gegeneinander an. Es wird eine fünfstündige Individualklausur und, am darauf folgenden Tag, eine ebenfalls fünfstündige Teamklausur geschrieben. Um an der MEMO teilnehmen zu können, muss man zu den sechs besten Teilnehmer der Stufe zehn und elf des Förderprogramms „Jugend trainiert Mathematik“ (JuMa) gehören.

Dieses Programm beginnt bereits in der siebten Klasse mit knapp 100 Teilnehmern. Die Teilnahme am jeweils nächsten Jahr des Programms hängt von den Leistungen im vorherigen Jahr ab. So bleiben schließlich noch ungefähr 20 bis 30 Schüler übrig. Um sich auf die verschiedenen Wettbewerbe vorzubereiten, gibt es acht bis zwölf Trainingswochenenden, die die verschiedenen Bereiche abdecken. Während es für die Bundesrunde ein bis zwei Monate vorher ein Vorbereitungswochenende gibt, welches gezielt auf die, in dem Wettbewerb gestellten, Aufgaben eingeht, deckt die Sommerakademie alle Themengebiete ab.

„Deswegen muss ich mich in meiner Freizeit nicht auf die Wettbewerbe vorbereiten und kann die Zeit nutzen, um mich mit meinen Freunden zu treffen oder anderen Hobbys nachzugehen“, erzählt Matthias. Neben Mathe interessiert sich der Elftklässler nämlich auch noch für Chinesisch und hat im April an einem Austausch teilgenommen. Zudem macht er Judo und geht regelmäßig ins Fitnessstudio.

Dennoch sind auch die Vorbereitungswochenenden aufwändig: Während die Kosten, die bei Wettbewerben über die Landesebene hinaus anfallen, übernommen werden, müssen die Fahrtkosten selbst getragen werden. „Meine Eltern unterstützen mein Hobby. Und die Vorbereitungswochenenden sind für mich immer ein tolles Erlebnis. Es macht viel Spaß, man trifft die Leute aus den Vorjahren wieder, und wir sind auch untereinander befreundet.“ Außerdem seien – anders als in der Schule – alle Teilnehmer motiviert. Das ist auch dringend notwendig: „Man braucht Eigenverantwortung, denn die Lehrer bringen die Schüler zwar dazu, an den Wettbewerben teilzunehmen, alles andere findet aber außerschulisch statt.“

Für seine Zukunft hat Matthias trotz seiner Vorliebe für Wettbewerbsmathematik andere Pläne: „Es ist jetzt nicht so, dass ich Mathe studieren möchte“, erklärt er. Doch er könne sich schon vorstellen, etwas zu machen, in dem Mathematikkenntnisse von Vorteil sind, Architektur beispielsweise.

Aber auch wenn Matthias kein Mathematiker werden möchte, hat er noch Ziele, die die Mathematik betreffen: So möchte er während seiner Schulzeit auch weiterhin an Mathewettbewerben teilnehmen und vielleicht sogar bei der Internationale Matheolympiade anzutreten. „Das ist aber sehr schwierig, weil in Deutschland nur sechs Plätze vergeben werden“, schätzt der Elftklässler. Um andere Kinder zu unterstützen, denen Mathe ebenfalls Spaß macht, hilft Matthias als Schülerdozent in der Sommerakademie und beim Krefelder Mathewochenende. Außerdem gibt er Nachhilfe in Mathe. Weil der Elftklässler selbst weiß, dass Wettbewerbsmathematik und das Schulfach nicht miteinander zu vergleichen sind, versucht er so, den Schülern den Spaß und die Vielseitigkeit der Mathematik näher zubringen – und vielleicht steckt er den ein oder andere Schüler ja dabei mit seiner Begeisterung an.

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