Workshop in Krefeld Mobilitätskonzept sieht weniger Platz für Autos vor

Krefeld · Beim Workshop zum Mobilitätskonzept festigte sich, dass die Rolle des Autos deutlich geringer ausfallen wird. Speziell ÖPNV und Fahrrad werden gestärkt. Die meisten Anwesenden wünschen sich mutige Schritte der Stadt.

 Abgase kommen aus dem Auspuff eines Autos.(Symbolbild)

Abgase kommen aus dem Auspuff eines Autos.(Symbolbild)

Foto: dpa/Marijan Murat

Das Auto wird in Krefeld in der Zukunft eine geringere Rolle in der Verkehrsplanung spielen, als das bisher der Fall ist. Das zeichnet sich in den Workshops und Planungen des Mobilitätskonzeptes Krefeld immer mehr ab. Am Samstag luden die Stadt und das Gutachterbüro LK Argus zu einem weiteren Workshop zum Mobilitätskonzept Krefeld ein. Dabei präsentierten das Büro und Vertreter der Stadt rund um den anwesenden Beigeordneten Marcus Beyer die bisherigen Ergebnisse der Planungsarbeit. Diese wurden von unterschiedlichen Bürgern, gut 60 waren gekommen, diskutiert und weitere Vorschläge erarbeitet.

Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Innenstadt, Fischeln, Hüls und der Hafengegend. In den Wortmeldungen und Ergebnissen der Diskussionsgruppen zeichnete sich dabei ab, dass die anwesenden Bürger sich sogar noch eine weit größere Abkehr vom Auto für die Zukunft wünschen, als das in den Plänen der Gutachter ohnehin schon der Fall ist. „Wir stellen in allen Workshops fest, dass die Bürger sich eine Stadt wünschen, die weit mehr auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr baut. Das geht bis hin zu einer komplett autofreien Innenstadt. Allerdings wissen wir auch, dass die Relevanz des Autos auch weiterhin vorhanden ist. Es ist jedoch auffällig, dass sich die Autofahrer an den Konzepten kaum beteiligen“, sagt Michael Volpert, der Projektleiter bei LK Argus. Dem pflichtet auch Beyer bei, der sich wünscht, „dass Krefeld mutig ist und auch deutliche Maßnahmen umsetzt.“ Allerdings gibt er zu bedenken, „dass die Schritte auch politisch umsetzbar sein müssen. Unter dem Strich müssen wir einfach Wege finden, die für alle Interessengruppen gangbar sind“, sagt er.

Das Konzept von LK Argus, das am Samstag vorgelegt wurde, sieht eine deutliche Stärkung vor allem des Radverkehrs vor. So soll es in der Zukunft zwei Arten von Radstrecken geben: Für sichere und geübte Radfahrer, die schnell voran kommen wollen, sehen die Gutachter an den Hauptverkehrsstraßen Radwege neben einem weiterhin leicht priorisierten Autoverkehr vor. Zusätzlich sollen für Radfahrer, die noch größeren Wert auf Sicherheit und Komfort legen, so genannte „Fietsenrouten“ angelegt werden. Diese Fahrradstraßen auf Nebenstrecken sollen die Stadt wie ein Netz überspannen und eine geruhsame und sichere Art der Fortbewegung per Rad ermöglichen.

 In mehreren Diskussionsgruppen zu unterschiedlichen Themen erarbeiteten die Anwesenden Konzepte.

In mehreren Diskussionsgruppen zu unterschiedlichen Themen erarbeiteten die Anwesenden Konzepte.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Nicht zu kurz kommen dürfe dabei allerdings auch der Fußverkehr. Hier sollen vor allem grüne Wege geschaffen werden. Und auch Wasserflächen sollen die Stadt attraktiver machen. Ein besonderes Augenmerk gilt dem ruhenden Verkehr, also parkenden Autos. Diese sollen durch eine konsequente Parkraumbewirtschaftung und weniger Parkzonen vom Straßenraum so weit wie möglich verschwinden und in Parkhäuser, idealerweise Quartiersgaragen, verbracht werden.

„Wir würden sogar noch weiter gehen und an Hauptverkehrsstraßen, sowie Fahrradstraßen das beidseitige Parken unterbinden. Wir sind überzeugt, dass hier maximal eine einseitige Parkmöglichkeit gegeben sein sollte“, sagte Karl-Heinz Renner vom ADFC Krefeld. Das fand am Samstag ebenso die Zustimmung der Anwesenden wie ein deutlicher Ausbau des ÖPNV. Gefordert wurde, dass dieser sich dem Schienenverkehr unterordnen müsse, was Takte und Fahrpläne angehe. Gefordert wurde eine Weiterführung der Straßenbahnverbindung nach Hüls mindestens bis zum alten Bahnhof oder radiale Busverbindungen in Krefeld. „Es kann nicht sein, dass ich immer erst in die Innenstadt fahren und umsteigen muss, wenn ich zum Beispiel von Hüls nach Forstwald fahren will“, sagte ein Teilnehmer.

Ein großes Ärgernis sind für die Bürger auch parkende Lkw gerade rund um den Hafen. Hier regten sie extra Parkplätze mit entsprechenden sanitären und sonstigen Anlagen für die Fahrer an. Auch der Vorschlag, günstigere Tickets für den ÖPNV anzubieten, beispielsweise ein 365 Euro-Jahresticket, das Kosten von einem Euro pro Tag entspricht, wurden unterstützt. Auch die Forderung nach einem noch wesentlich günstigeren Sozialticket kam auf. Außerdem forderten die Teilnehmer eine direkte Zugverbindung nach Moers ohne die Notwendigkeit umzusteigen. „Im Güterverkehr gibt es diese, im Personenverkehr besteht nur die Option, in Rheinhausen umzusteigen“, monierte ein Teilnehmer.

Auffällig bleibt, dass passionierte Autofahrer in Krefeld entweder äußerst selten sind oder sich schlicht nicht an den Planungen des Verkehrskonzeptes beteiligen. Zwar deuten bereits die Aussagen der Gutachter und Beyers an, dass auch in der Zukunft das Auto bei der Stadtplanung eine Rolle spielen wird, doch diese wird, das zeichnet sich zunehmend ab, deutlich geringer ausfallen als bisher.

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