Auf den Spuren der Krefelder Seidenbarone Architekturguide „Seide und Moderne“ ist online

Krefeld · Die Stadt auf den Spuren der Seidenbarone und Großindustriellen entdecken, ist ab sofort kinderleicht. Ein Architekturführer beschreibt 75 Bauten.

 Im Schütte-Pavillon war die Ausstellung „Bauhaus und Industrie in Krefeld“ zu sehen.

Im Schütte-Pavillon war die Ausstellung „Bauhaus und Industrie in Krefeld“ zu sehen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

(RP) Spektakuläre Fabrikgebäude und repräsentative Villen, zeittypische Wohn- und Verwaltungsgebäude und zum Zeitpunkt ihrer Errichtung zukunftsweisende Büro- und Hochschulbauten – Krefeld ist voll von Gebäuden, die an die Hochphase der Industrialisierung und die hier vorherrschende Seidenindustrie erinnern.

Die Vertreter dieser stets auf Innovation und zeitgemäße Gestaltung bedachten und schon im 19. Jahrhundert globalisierten Branche knüpften immer wieder Kontakte zu Vertretern der zeitgenössischen Avantgarde, beauftragten und beschäftigten Künstler, Gestalter und Architekten, die für eine explizit moderne Handschrift bekannt waren.

So lässt sich etwa die hohe Anzahl von ehemaligen Lehrern und Absolventen des berühmten Bauhaus erklären, die von Mitte der 1920er bis in die 1960er-Jahre in Krefeld tätig waren. Ludwig Mies van der Rohe, Johannes Itten, Lilly Reich, Georg Muche und viele andere schufen bedeutende Architekturen, prägten das Textildesign und revolutionierten die Ausbildung der Gestalter und Gestalterinnen. Aber auch andere Vertreter der Moderne wie Hans Poelzig, Egon Eiermann und Bernhard Pfau bauten in Krefeld für die Seidenindustrie. Dieses Kapitel der Wirtschafts- und Kulturgeschichte hat das Projekt MIK e.V. bereits aus Anlass des Bauhaus-Jubiläums 2019 mit einem Wissenschaftlerteam erforscht, in einem Buch dokumentiert und in einer Ausstellung im Krefeld Pavillon von Thomas Schütte präsentiert.

Der Architekturführer stellt Gebäude, Institutionen und Personen vor, die in näherem oder weiterem Zusammenhang mit der Seidenindustrie stehen: ihre Kontore, Fabriken, Schulen und Institutionen. Er führt auch zu den Wohnhäusern von Unternehmern und zeigt, wo die führenden Künstler und Gestalter in Krefeld lebten. Der Architekturguide nimmt auch die lokalen Architekten der Zeit in den Blick: Josef Janssen, August Biebricher, Ernst Schäfer und andere prägten allein schon durch die Vielzahl ihrer Bauten nachhaltig das Erscheinungsbild der Stadt.

75 Bauten und 65 Biografien erzählen von der produktiven Kooperation von Industrie, Kultur und Stadt. Die Auswahl folgt der Spur der Moderne, die mal in einen Industriekomplex der 1890er Jahre, mal zu einem Wohnhaus von Mies van der Rohe und schließlich auch zu einem futuristischen Schulgebäude der 1950er-Jahre von Bernard Pfau führen kann. Das Ziel dieses Projekts ist, die Stadt ein Stück weit lesbar und ihre Geschichte erfahrbar zu machen.

Die Erarbeitung dieses Guides wurde durch die NRW-Stiftung finanziell unterstützt.

Architekturguide-Krefeld „Seide und Moderne“, 75 Bauten, 66 Biografien, acht Themen; Herausgeber: Projekt MIK e.V., gefördert durch die NRW-Stiftung
Mehr Informationen gibt es unter https://www.architekturguide-krefeld.de/

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