Kinderschutzbund Krefelds arme Kinder

Kinderschützer fordern schnelleres Handeln. Noch immer ist fast jedes vierte Kind betroffen.

 Birgit August und Dietmar Siegert vom Krefelder Kinderschutzbund.  Foto: bk

Birgit August und Dietmar Siegert vom Krefelder Kinderschutzbund. Foto: bk

Foto: Bärbel Kleinelsen

In Krefeld leben zu viele arme Kinder - noch immer, muss man sagen. Denn das Problem ist lang bekannt und beschäftigt den Kinderschutzbund bereits seit elf Jahren. Gestern appellierten Vorsitzende Birgit August und Geschäftsführer Dietmar Siegert erneut dafür, bei Bedarf schnell und unbürokratisch zu helfen, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu ermöglichen. Denn aktuell ist fast jedes vierte Kind in Krefeld von Armut betroffen. Rund 9000 Kinder unter 15 Jahren leben in Familien, die Hartz IV beziehen.

„Wir haben in Krefeld deutlich weniger Arbeitslosigkeit als vor elf Jahren. Trotzdem hat die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kaum Auswirkungen auf die Anzahl der von Armut betroffenen Kinder“, sagt Siegert. Die finanziellen Probleme der Eltern wirken sich oft auch auf die Bildung der Kinder aus.

Wie schwierig es ist, vor der Einschulung günstig alle von der Schule vorgeschriebenen Sachen zu besorgen, hat Birgit August bei einem Testkauf erfahren. „70 Euro stehen einer Familie im Bildungs- und Teilhabepaket bei Schulbeginn für Schulbedarf zu, 30 Euro kommen für das zweite Schulhalbjahr hinzu. Diese insgesamt 100 Euro reichen noch nicht einmal für die Erstausstattung eines Schulanfängers. Von Geld für Mittagessen oder die Klassenkasse gar nicht zu reden“, sagt August. Sie hat trotz reduzierter Preise und Einkäufen bei Discountern für Tornister und Schulmaterial 137,53 Euro ausgegeben. 19 Euro kamen für Sportsachen und Schuhe hinzu. „Und das war schon alles äußerst günstig eingekauft, ohne auf Qualität zu achten“, erklärt August und fordert, den Kindern grundlegende Schulmaterialien kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Auch Dietmar Siegert hält nichts davon, Eltern zu Bittstellern zu machen, die sich für jede Anschaffung „outen“ müssen. Doch genau so sehe die Realität aus. Eine Folge sei, dass nicht jede Unterstützung, die möglich wäre, auch tatsächlich abgerufen werde. Die Leidtragenden seien dabei viel zu oft die Kinder, ärgert sich Siegert. Das betreffe nicht nur die Schule, sondern auch sportliche oder musische Angebote. Eine Lösung wäre es, das Ganztagsangebot der Schulen rigoros auszuweiten, so dass alle Kinder, egal ob die Eltern berufstätig sind oder nicht, davon profitieren könnten.

Förderung sei besonders an solchen Orten notwendig, an denen viele Kinder in schwierigen Verhältnissen leben. Entsprechend müssten Kitas und Schulen in diesen Bereichen dem Förderbedarf entsprechend gut ausgestattet werden, besonders mit Personal. Das Gießkannen-Prinzip, das derzeit angewendet werde, helfe nicht, ungleiche Bildungschancen auszugleichen. Über Projekte könnten zwar zusätzliche Gelder abgerufen werden, dies sei aber jedes Mal mit viel bürokratischem Aufwand verbunden. „Die Mitarbeiter der Schulen und Kitas haben dafür keine Zeit. Und wenn sie sich Zeit nehmen, fehlt diese wieder im Umgang mit den Kindern“, beschreibt August die Situation und fordert, Gelder langfristig zu bewilligen.

Das Fazit der Kinderschützer: In Krefeld tut sich was, aber zu langsam. Statt lange zu reden, sollte viel häufiger schnell gehandelt werden.

www.kinderschutzbund-krefeld.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort