Korschenbroich Ich bin kein guter Zuhörer

Korschenbroich · Berti Vogts ist im Kirchenvorstand von St. Dionysius Kleinenbroich. Er möchte mehr Angebote für junge Menschen schaffen, um sie wieder in die Kirche zu holen.

Für die nächsten sechs Jahre sitzt Berti Vogts im Kirchenvorstand von St. Dionysius Kleinenbroich. Die Fußball-Legende ist am Wochenende von den Mitgliedern der Pfarrgemeinde gewählt worden. Die konstituierende Sitzung am 8. März hat sich der ehemalige Borusse dick in seinem Terminkalender angestrichen. Mit RP-Mitarbeiter Tobias Dupke sprach Vogts über seinen Glauben und seine Ambitionen als Kirchenvorstand.

Glauben sie von Kindesbeinen an, oder gab es ein einschneidendes Erlebnis?

Vogts Ein einschneidendes Erlebnis gab es nicht, ich bin da eher reingewachsen. Ja, Reinwachsen ist das richtige Wort. Als Kleinkind hat man keinen Einfluss darauf, ob man getauft wird. Ich habe mich aber immer zur Kirche bekannt. Ich war sogar Messdiener. In meiner Jugend habe ich mich aber auch kritisch mit der Kirche auseinandergesetzt und sie hinterfragt.

Mit welchem Ergebnis?

Vogts Was die Kirche für die Menschen tut, muss man unterstützen. Sie vermittelt Werte. Und das ist vor allem für Jugendliche wichtig. Der Staat kann das heute nicht mehr.

Wie oft besuchen Sie eine Kirche, um zu beten?

Vogts Nicht regelmäßig. Aber immer, wenn ich zu Hause in Kleinenbroich bin und das Verlangen danach habe. Wenn ich unterwegs bin, gehe ich auch immer dann in die Kirche, wenn ich möchte. Eine Lieblingskirche gibt es aber nicht. Jede Kirche hat ihr Für und Wider. Im Vordergrund steht für mich, dass sie eine Stätte der Ruhe und der Einkehr sind. Ich bete jeden Tag. Zum Beten brauche ich allerdings keine Kirche.

Heute bekreuzigen sich einige Spieler, wenn sie aufs Spielfeld laufen — gab es das früher auch schon?

Vogts Das gab es auch damals schon. Wir haben das aber eher zurückgezogen gemacht und für uns selbst gebetet. Heute sind es ja vor allem die Südamerikaner, die offen mit ihrem Glauben umgehen. Das sollte man unterstützen. Wie bei Lucio, der in Leverkusen ja sogar einen eigenen Bibelkreis hatte.

Haben Sie jemals für ein spezielles Fußballergebnis gebetet?

Vogts (lacht) Nein, das wäre totaler Blödsinn. Man muss trennen können. Da könnte man auch für die richtigen Kombination der Lottozahlen beten. Wenn ich gebetet habe, dann habe ich mich im Nachhinein bedankt.

Welche Rolle werden Sie im Kirchenvorstand einnehmen — eher repräsentativ, oder packen Sie mit an?

Vogts Das kommt drauf an, was man will. Zunächst müssen wir die erste Sitzung abwarten. Aber wer mich kennt, weiß, ich bin kein guter Zuhörer. Ich habe eine eigene Meinung zu vielen Themen, und manchmal auch eine kritische Meinung. Dass ich dort sitze und alles einfach nur abnicke, das ist mit mir nicht möglich.

Was möchten Sie denn mit ihrem Engagement im Vorstand erreichen?

Vogts Wir müssen die Jugendlichen mit interessanten Angeboten in die Kirchen locken. Da wurde bei der katholischen Kirche viel vernachlässigt. Aber man hat ja beim Weltjugendtag gesehen, dass sie sich begeistern lassen — vom Papst und vom Glauben. Für diese Jugendlichen müssen wir interessante Angebote schaffen.

Am 1. März fangen Sie in Nigeria als Nationaltrainer an — dort ist ein Großteil der Bevölkerung moslemisch. Ein Problem für Sie?

Vogts Nein, natürlich nicht. Ich habe diese Religion zu akzeptieren — so wie sie unsere zu respektieren hat.

(RP)
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