Jüchen Löcher in Holz

Jüchen · Besorgnis bei den Umsiedlern: Die Erde fiel an gleich zwei Stellen in Holz in sich zusammen und hinterließ bis zu fünf Meter tiefe Löcher. Hohlräume kollabierten, die früher zur Lehmgewinnung dienten und dann vergessen wurden.

Noch zwei Tage vorher hatte Marvin (11) im Garten von Familie Overbeck mit den beiden Hunden Pablo und Sam getobt. Dort, wo die drei mit dem Ball spielten, klafft jetzt ein zweieinhalb Meter tiefes Loch, vier Meter breit — die Overbecks betreten die Rasenfläche nur noch, wenn es sein muss. Die Nachbarschaft ist ebenfalls beunruhigt. Kann auch in den anderen Gärten der Boden wegbrechen?

"Früher wurde der Lehm für die Fachwerkhäuser direkt aus dem Boden gewonnen", erklärt Heinz Kunze, Fachdienstleiter für Gemeindeentwicklung. Meist ganz in der Nähe, damit nicht so weite Strecken zurückgelegt werden mussten. Beispielsweise vom Acker nebenan. Die Bauherren gruben tiefe Löcher und gewannen so den Mergel, der beim Bau der Häuser verwendet wurde. Mergelgänge und -keller entstanden. Wo sie überall angelegt wurden, geriet über die Jahrhunderte in Vergessenheit.

Früher Traktor, heute Haus

"Solche Hohlräume können einstürzen, beispielsweise bei Tiefbauarbeiten", erklärt Kunze weiter. Gerade in den Umsiedlungsgebieten Holz, Otzenrath, Spenrath und Garzweiler. Denn wo früher vielleicht mal ein Traktor langfuhr, steht heute ein Massivhaus.

"Es wurden Bodengutachten in Auftrag gegeben", erklärt Kunze. Auf jeweils 50 mal 50 Metern wurde geschaut, ob der Boden standhaft genug ist, Häuser zu tragen. Speziell nach Mergelkeller wurde nicht gesucht. Architekten, wie Holger Beulen, haben aber genau das getan — für die Fläche, auf der das Haus auch gebaut werden sollte. "Dort gibt es auch keine Mergelkeller", erklärt er. Neben dem Loch im Garten von Familie Overbeck hat sich vor einigen Tagen in rund 50 Meter Luftlinie Entfernung ein weiteres Loch (fünf Meter tief) aufgetan. Beide Häuser wurden von Beulen gebaut, das eine ist verkauft (Overbeck), das andere vermietet. Dort muss Beulen selbst für Sicherheit sorgen. "16 Kubikmeter spezieller Beton wurden gestern in das Loch verfüllt", erklärt der Architekt, . "zwei Tage dauert es jetzt, bis der Beton getrocknet ist." Er rechnet mit Kosten von rund 2000 Euro.

Auf denen möchte Familie Overbeck nicht sitzen bleiben. "Wir wohnen erst seit neun Monaten hier", sagt Viola Overbeck. Als das Loch plötzlich da war, rief sie auch bei RWE Power an. "Die Mitarbeiter kamen vorbei und haben Bohrungen gemacht, aber keine weiteren Mergelkeller bei uns im Garten gefunden", erklärt sie. Jetzt wartet sie darauf, ob sich der Konzern kulant zeigt. Immerhin ist Holz ein Umsiedlungsstandort. "Zum Glück war der Garten noch nicht fertig", sagt Viola Overbeck und lächelt.

"Das ist ein typisch Jüchener Problem", sagt Jürgen Schlabohm, Leiter der Kreisbauaufsicht. Vor Jahren sackte eine Straße ab, eine ganze Häuserecke rutschte tiefer. Grund waren die Mergelgänge aus längst vergangenen Tagen. "Es ist aber schon lange nichts mehr passiert", sagt Schlabohm. Die beiden Fälle in Holz wären die ersten seit Jahren.

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(RP)
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