Jazzcafé im Liedberger Sandbauernhof Vier Vollblutmusiker bieten abwechslungsreichen Jazz

Liedberg · Die schweizerisch-deutsche Gruppe „Henry“ trat im Sandbauernhof auf. Die Zuhörer waren überrascht, wie harmonisch dieses Projektquartett schon klingt. Was den Abend so besonders machte.

 Nicole Johänntgen trat mit ihrer Band „Henry“ im Liedberger Sandbauernhof auf.

Nicole Johänntgen trat mit ihrer Band „Henry“ im Liedberger Sandbauernhof auf.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Schnell war dem Jazz-Publikum im Liedberger Sandbauernhof klar: Dies wird ein ungewöhnlicher Abend. Denn das schweizerisch-deutsche Quartett „Henry“ ließ von Beginn an keine Zweifel an seiner eigenwilligen Performance zu. Bereits sein erstes Stück aus dem aktuellen Album „Henry III“ spielte es nicht nur mit vollem Tempo, sondern jeder der vier Musiker hatte dabei schon sein erstes Solo. Nicole Johänntgen, aus dem Saarland stammende und seit 2005 in Zürich lebende Saxofonistin (Alt und Sopran), hat diese Projektband gegründet. Der Bandname  geht zurück auf ihren Vater Heinrich. „Schon zu meiner Schulzeit pflegte er mich morgens mit seiner Posaune zu wecken,“ erzählt sie. Somit zeichnete sich der weitere Weg von Nicole Johänntgen bereits früh ab.

Für ihr Projekt „Henry“ hat sie drei Musiker um sich geschart, die nicht nur individuell überzeugen, sondern denen dieser gemeinsame Anzug wie maßgeschneidert passt. Besonders der musikalische Flirt zwischen Johänntgen und Posaunist Mark Roos aus Stuttgart versprüht neben dem fachlichen Können viel Kreativität und Lebenslust. Für den Rhythmus und die insbesondere tiefen Töne ist Viktor Hege zuständig. Der Schweizer wirkt wie verwachsen mit seinem mächtigen Sousaphone. Scheinbar mühelos bewältigt er jeden Ton. Lukas Mantel, der zweite Eidgenosse, komplettiert als Drummer das Quartett. Ob mit den Stöcken, dem Besen oder per Hand – Mantel bringt stets das Richtige zum Einsatz. Er gießt praktisch den Rahmen, den die drei Bläser mit Leben füllen. Doch ihre ganze Stärke zeigen die Jazz-Interpreten im Zusammenspiel. Gerade die Übergänge vom Solopart zum Klang als Team gelingen ihnen gut. Ganz sauber greifen hier Abgang und Einstieg ineinander. Überhaupt ist man überrascht, wie harmonisch dieses Projektquartett schon klingt.

Einem speziellen Genre hat sich „Henry“ nicht verschrieben. Die Bandleaderin und Komponistin lässt sich vielfach inspirieren - etwa aus Klassik, Filmmusik und Funk. Zwischen den Stücken spricht sie von ihren Aufenthalten in New Orleans und dem dort geprägten und von Vitalität und Dynamik getragenen Jazzstil. Den beherrscht die Band ebenso wie den Blues oder die Ballade. Letztere klingt so überzeugend, dass man sich als Zuhörer sofort eine dazu passende Filmszene wünscht. Am Ende gab es stehende Ovationen im gut besuchten Sandbauernhof. Die hatten sich die vier Vollblutmusiker auch redlich verdient.

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