Kultur in Wermelskirchen Eine gute Stunde Jazz-Standards mit Betty Gee & Friends

Wermelskirchen · Als Opener für die Jazz-Session präsentierte Sängerin Betty Görgner mit ihren drei Mitmusikern am Donnerstagabend wundervoll wärmende Songs.

Betty Gee begeisterte im Haus Eifgen.

Betty Gee begeisterte im Haus Eifgen.

Foto: Hilmar Brunow/Kult-in-Wk / Hilmar Brunow

Manchmal passt es einfach ganz perfekt. Da ist draußen endlich der Herbst angetreten, um den Spätsommer der vergangenen Tage mit Regen und kühlen Temperaturen zu verabschieden – und im Haus Eifgen spielt am Donnerstag das Quartett Betty Gee & Friends. Die Kölner Sängerin Betty Görgner und ihre Mitmusiker Gerd Brenner am Bass, Johannes Wagner an der Gitarre und Hardy Kleiner am Schlagzeug spielen die passende Musik zu solchen Abenden. Ein Walking Bass geht das Griffbrett rauf und runter, der Fuß wippt im Takt, das Schlagzeug swingt wie eine Zypresse im Herbstwind, und die Akkorde und Soli der Gitarre klingen so warm und heimelig, dass nur noch das Knistern des Kaminfeuers  fehlt, um die Atmosphäre perfekt zu machen. Das gibt es im Haus Eifgen leider nicht - dafür aber nett flackernde Elektrokerzen auf den Tischen.

Und über diesem musikalischen Wohlfühl-Wärmekissen thront Betty Gees Gesang wie die wunderschönste Kirsche auf der Sahnetorte. Die sympathische Sängerin im langen türkisen Mantel singt wie die sprichwörtliche junge Göttin, während sich die drei Herren an ihren Instrumenten mal zärtlich-sanft – etwa in „Miss Celie‘s Blues (Sister)“ aus dem Steven-Spielberg-Film „Die Farbe Lila“ – oder auch wild wie junge Mustangs auf der Weide – wie in in „Bluesette“ von Toots Thielemans – austoben können. Die Songauswahl könnte kaum cleverer gewählt sein, das Quartett hat nur Klassiker im Gepäck, zu denen man mitswingen kann, selbst dann, wenn man sie nur vom Hörensagen oder dem Titel her kennt.

Was im Publikum aber wirklich jeder kennt, ist die Judy-Garland-Nummer „Over The Rainbow“, die im Original Swing-Gewand eben doch so klingt, wie sie klingen muss – und nicht als Ukulelen-Cover mit Karibik-Flair. Dass das Publikum aber auch mit vielleicht nicht ganz so bekannten Jazz-Standards zu begeistern ist, mag an der Zielgruppe im Publikum liegen. „Ich sage jetzt nur noch die Songtitel. Ihr wisst ja eh Bescheid“, sagt Betty Gee, als sie „Blue Moon“ ankündigt. Gut, das ist natürlich ein absoluter Evergreen. Aber auch bei „What A Little Moonlight Can Do“, „Take Love Easy“ von Duke Ellington oder dem George-Gershwin-Stück „Nice Work If You Can Get It“ funktioniert das ganz wunderbar - wie am anerkennenden Mitswingen und dem kräftigen Applaus zu beobachten ist.

Das Quartett ist glücklich, auf der Bühne stehen und spielen zu dürfen. Das merkt man zum einen daran, wie musiziert wird. Da ist soviel Lebensfreude, die in jedem Ton spürbar wird, und sich auch aufs Publikum überträgt. Auf der anderen Seite sind da die Ansagen, die sich  nicht nur auf die Songtitel beschränken. „Spielen wir jetzt ‚Lullaby Of Birdland‘ – stimmt die Reihenfolge denn“ , fragt Betty Gee ihre Mitmusiker vor der Hymne an den legendären Jazzclub am New Yorker Broadway. Und ergänzt: „Nicht, dass ihr dann was ganz anderes spielt.“ Bassist Gerd Brenner kommentiert trocken: „Das würden wir dann schon merken.“ Klar würden sie das. Schließlich stehen da vier absolute Vollprofis auf der Bühne, die ihren Jazz so unaufgeregt wie perfekt darbieten – und dafür völlig zu Recht mit kräftigem Applaus belohnt werden.

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