Sprache in Korschenbroich Wörterbuch „Unges Platt“ neu aufgelegt

Korschenbroich · Der frühere Schulleiter Hubert Köhnen legte 1982 eine Sammlung gesprochener Mundart an. Sein Werk ist Grundlage für eine überarbeitete Version, die nun als Teil der Mundartoffensive in Korschenbroich vorgestellt wurde.

 Die Neuauflage des Wörterbuches „Unges Platt“ von Hubert Köhnen wurde im Kulturbahnhof präsentiert. Es enthält auch viele Begriffe, die in der Alltagssprache inzwischen nicht mehr verwendet werden.

Die Neuauflage des Wörterbuches „Unges Platt“ von Hubert Köhnen wurde im Kulturbahnhof präsentiert. Es enthält auch viele Begriffe, die in der Alltagssprache inzwischen nicht mehr verwendet werden.

Foto: bauch, jana (jaba)

Hubert Köhnens Buch „Unges Platt“ war seinerzeit rasch vergriffen. Der frühere Schulrektor aus Kleinenbroich war im Jahr 1982 offensichtlich nicht der einzige, dem der Erhalt der hiesigen Mundart ein Anliegen war. Seine Sammlung von Begriffen des Plattdeutschen bildet die Grundlage für die gleichnamige Neuauflage. Die wurde von der Stadt Korschenbroich und dem Verein zur Pflege und Erhaltung der Mundart im Rhein-Kreis Neuss mit finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung herausgegeben. Das Internationale Mundartarchiv Ludwig Soumagne hat das Ursprungswerk überarbeitet. Die Buchpräsentation fand idealerweise inmitten der aktuellen Ausstellung „Unges Platt“ im Kulturbahnhof statt.

Bürgermeister Marc Venten hatte eigens ein Originalexemplar der Erstausgabe aus dem Stadtarchiv mitgebracht. Das Ausgangswerk ist noch ein schmales Bändchen, während die komplett überarbeitete und erweiterte Neuauflage zum handfesten Buch gereift ist, das optisch ansprechend, übersichtlich und informativ gelungen ist. „Das Buch ist wunderschön geraten. Mein Großvater würde sich sehr freuen, wenn er sehen könnte, dass sein Werk neu aufgelegt wurde“, lobte Petra Köhnen, Enkelin des ehemaligen Schulrektors und Leiterin des Sozialamtes. Die Neuauflage habe im Wesentlichen den gleichen Inhalt wie das Original, sei aber viel umfangreicher, betonte Venten. Anlass für die Erstausgabe sei Köhnens Beobachtung gewesen, dass auf dem Schulhof irgendwann nur noch Hochdeutsch gesprochen wurde. Um den Wortschatz der Mundart für spätere Generationen zu bewahren, habe der frühere Schulrektor deren Besonderheiten gesammelt und im Buch zusammengestellt. Im Zuge der Mundartoffensive sei entschieden worden, das Buch neu aufzulegen. „Die erste Idee war, nur eine Kopie zu drucken, doch dann haben wir mit dem Mundartarchiv und den Freunden und Förderern der Mundart gesprochen“, erzählte Venten vom Prozess zur wesentlich umfangreicheren Neuauflage. „Mir ist dabei bewusst geworden, welche Wahnsinnsarbeit Hubert Köhnen in das Buch gesteckt hat. Ohne ihn wäre die Mundart heute um vieles ärmer“, ergänzte Mundartkenner Peter-Josef Stefes.

Grafische Gestaltung und Layout für die Neuauflage übernahm Helmut Coenen, der bereits die Erstausgabe betreute. Zunächst wurden 1000 Exemplare gedruckt. Bei großer Nachfrage wäre ein Nachdruck dank einer digitalen Version problemlos möglich. Venten empfiehlt das Buch gleichermaßen für Menschen, die mit der Mundart nicht mehr vertraut sind wie auch für Mundartfreunde. Denn hier sind auch viele Begriffe zu finden, die in der Alltagssprache nicht mehr auftauchen. Dazu zählt zum Beispiel „dä Jöttschklomp“, ein eimerartiges Jaucheschöpfgerät am langen Stil. In differenzierter Darstellung werden beide Korschenbroicher Mundarten dies- und jenseits der Benrather Sprachlinie berücksichtigt.

„Köhnens Buch ist entstanden, wie ein solches Buch entstehen sollte. Der Autor hat nicht die Begriffe aus dem Hochdeutschen übersetzt, sondern vermutlich mit einem Zettelkasten gearbeitet und dann versucht, die Begriffe in einem Alphabet einzuordnen“, sagte Achim Thyssen, Leiter des Mundartarchivs in Zons. Aus heutiger Sicht von Nachteil sei allerdings, dass sich Köhnen an die seinerzeit vom Amt für Landespflege ausgegebene Richtlinie einer Lautschrift mit Sonderzeichen angelehnt habe. „Darum konnten wir den Text nicht einfach scannen. Aus dem plattdeutschen ´Wat` machte der Scanner das ´Wattenmeer`“, sagte Thyssen. Er hat daher während des Lockdowns das Erstlingswerk komplett abgeschrieben. In Austausch mit einer Kollegin habe er versucht, eine heute verständliche Schreibweise zu finden. Auf der Homepage der Stadt sind bereits kleine Hörproben aus dem Buch eingestellt, die von Andrea Otten und Hans-Peter Menzen eingesprochen wurden.

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