Historisches Als Bomben auf Korschenbroich fielen

Korschenbroich · Bei einem Luftangriff in der Nacht vom 22. auf den 23. August 1943 wurden vier Menschen getötet der Ortskern in großen Teilen zerstört. Betroffen war auch die Pfarrkirche St. Andreas. Es war der erste schwere Angriff, der auf Korschenbroich geflogen wurde. Eine Ausstellung wird bald an diese Zeit daran erinnern.

Korschenbroich: So sah die Stadt nach dem Bombenangriff im 2. Weltkrieg aus
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So sah Korschenbroich nach dem Bombenangriff im 2. Weltkrieg aus

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Foto: Stadtarchiv

Es geschah in der Nacht vom 22. auf den 23. August 1943. Zwei Jahre zuvor hatte der Luftkrieg gegen die Städte im deutschen Reich begonnen, nun erreichten die schweren Bomberflugzeuge der Alliierten auch Korschenbroich. Eine Luftmine wurde über der Stadt abgeworfen. Sie landete auf der Hochstraße, wie damals die heutige Sebastianusstraße hieß. Eine gewaltige Detonation zeriss die Nacht, die umliegenden Häuser und die Pfarrkirche. Es war der erste große Luftangriff auf Korschenbroich – und dann sogleich eine solche Zerstörung.

Vier Menschen wurden bei diesem nächtlichen Angriff getötet, drei Zivilisten und ein Soldat. Neben der Kirche wurden in jener Nacht das klassizistische Viehof-Haus und weitere Häuser an der Hochstraße völlig zerstört. Wie der Historiker Hans-Georg Kirchhoff berichtet, wurden im Laufe des Krieges in Korschenbroich 28 Menschen bei Fliegerangriffen getötet, viele weitere wurden verletzt. Außerdem waren insgesamt 15 Wohnhäuser sowie 30 Stallungen und Scheunen im Amtsbezirk Korschenbroich von Bombenangriffen betroffen. Und schon beim ersten schweren Angriff im August 1943 wurde die Kirche schwer beschädigt. Gerade erst eine Woche war es am Angriffstag her, dass die Pfarrkirche festlich geschmückt war. Die Korschenbroicher feierten damals das goldene Priesterjubiläum ihres Pfarrers Julius Otto. „Wie eine Braut geschmückt“, erinnerte sich Pfarrer Otto, „war die Kirche noch, als der Angriff kam.“

„Spätere Geschlechter können sich keinen Begriff machen von den Stunden des Schreckens und den nervenzerrüttenden Aufregungen, die wir monatelang haben durchmachen müssen“, schreibt Pfarrer Otto in sein Tagebuch. Wie groß die Angst der Bevölkerung gewesen sei, könne man ein wenig daran ermessen, dass 400 Korschenbroicher Zuflucht im Süden und im Osten Deutschlands suchten. Erst nach dem Krieg seien sie wieder in die Heimatstadt zurückgekehrt. „Mit dem Verlust des Kirchenbauwerks war Korschenbroich ins Herz getroffen worden“, sagt Pfarrer Marc Zimmermann. Er will in diesem Jahr, wenn sich im August der Angriff zum 75. Mal jährt, eine Ausstellung organisieren und Bilder der zerstörten Innenstadt veröffentlichen. „Ich möchte die zerstörte Pfarrkirche zeigen, damit sich Menschen unserer Zeit ein Bild von Gewaltherrschaft und Krieg machen können und der seit über 70 Jahren währende Frieden hierzulande als hohes Gut wahrgenommen werden kann und für den Frieden auf der Welt gebetet wird.“

Und wo haben die Menschen nach der Zerstörung ihrer Pfarrkirche die Gottesdienste gefeiert? „Das war im Saal der Gaststätte Steigels“, erzählt Pfarrer Zimmermann. Doch da habe es ein Problem gegeben. Denn bei Steigels tagten auch die Nationalsozialisten gerne. So wechselte man sich ab. Wenn in der Woche Parteiveranstaltungen waren, wurden der Altar mit einem Vorhang verdeckt und die Kirchenbänke an die Seite geschoben. Sonntags wurde das NSDAP-Parteilokal zur Kirche verwandelt. Bis nach dem Krieg haben die Korschenbroicher dort ihre Gottesdienste gefeiert, haben geheiratet und die Kinder getauft. Im Jahr 1946 begannen die Planungen zu einem Neubau der Kirche.

„Da ist man auf die Idee gekommen, nur den alten Turm stehen zu lassen, wie ein Campanile, ohne Verbindung zu einem Kirchenkörper“, berichtet Pfarrer Zimmermann. Die Kirche selbst sollte in modernem Stil der damaligen Zeit neu errichtet werden. „Doch daraus ist nichts geworden, denn die Korschenbroicher wollten ihre alte Kirche wieder haben.“ So geschah es dann schließlich auch. Noch einmal wurde die Kirche verändert. In den 1980er Jahren wurden in St. Andreas Pfeiler mit Arkaden eingefügt. An den alten Altar, der beim Angriff zerstört wurde, erinnern heute einige Bruchstücke an der Orgelempore.

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