Rosenmontagszug in Köln Polizei bewacht "Charlie-Hebdo"-Wagen

Köln · Auf dem Kölner Rosenmontagszug wird es einen Wagen geben, der sich satirisch mit "Charlie Hebdo" auseinandersetzt. Aus Angst vor Anschlägen wird er von der Polizei bewacht. Laut des Sicherheitskonzeptes für NRW werden auch Dächer und Balkone kontrolliert.

Motiv beim Rosenmontagszug: So haben die Facebook-Nutzer abgestimmt
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Foto: Screenshot/ Kölner Karneval

Nach den Terroranschlägen in Frankreich gelten auch für die anstehenden Karnevalszüge erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. "Alle sind hochsensibilisiert. Aber wir dürfen uns nicht Angst und Bange machen lassen. Denn das ist es, was die Terroristen wollen", sagte ein Sprecher von Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Die Sicherheitsbehörden vor Ort entscheiden, was zu tun ist."

Auf dem Kölner Rosenmontagszug wird es am 16. Februar einen "Charlie Hebdo"-Wagen geben, der sich satirisch mit Meinungsfreiheit und den Anschlägen in Paris auseinandersetzt. Der Wagen steht angesichts der abstrakten Anschlagsgefahr unter besonderer Polizeibeobachtung. Zwischen Zugleiter Christoph Kuckelkorn und der Polizei hatte es im Vorfeld Gespräche gegeben. "Wir haben beraten, aber keine Vorgaben gemacht", sagte ein Polizeisprecher.

Wolfgang Baldes, Sprecher der "Kölnische Karnevalsgesellschaft" erklärte: "Für uns ist Narrenfreiheit gleich Meinungsfreiheit. Das Motiv ist weder politisch noch religiös. Wir stellen uns auf keine Seite und wollen auch niemanden verletzten."

So zeigen sich Cartoonisten solidarisch
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Foto: Screenshot Twitter

Auch in anderen Städten, in denen es Umzüge gibt, findet ein ständiger Austausch zwischen den Sicherheitsbehörden und den Karnevalsvereinen statt. Dem Bundeskriminalamt (BKA) liegen derzeit jedoch keine konkreten Anschlagsdrohungen für Karnevalszüge vor. "Es gibt aber nach wie vor eine abstrakte Anschlagsgefahr in Deutschland", sagte eine BKA-Sprecherin. Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), erklärte: "Es ist nicht die Frage, ob ein Anschlag bei uns passiert, sondern wann."

Frage über "Charlie Hebdo"-Wagen in Düsseldorf noch offen

Düsseldorfs Wagenbauer Jacques Tilly begrüßte die Entscheidung seiner Kölner Kollegen, einen "Charlie Hebdo"-Wagen zu bauen. "Das ist richtig. Man darf nicht vor den Terroristen einknicken", sagte Tilly. Er selbst wisse noch nicht, ob er ebenfalls einen solchen Wagen bauen werde. "Es gibt natürlich Überlegungen, aber bis Rosenmontag ist es noch etwas hin, und wir entscheiden immer sehr kurzfristig, was wir letztendlich machen." Auf dem Mainzer Rosenmontagszug wird es einen "Charlie Hebdo"-Wagen sicher nicht geben. "Unsere Wagen waren schon lange vor den Anschlägen fertig und werden auch nicht mehr geändert", so Thomas Rück, Mitglied der Mainzer Zugleitung.

Charlie Hebdo: "Je suis Charlie" - Solidarität in NRW
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Foto: ON

Die Polizei wird bei den Karnevalszügen besonders mit zivilen Kräften im Einsatz sein. Das Sicherheitskonzept für große Umzüge sieht unter anderem vor, dass alle zehn Meter entlang der Zugstrecke ein verdeckter Beamter steht. Auch Balkone, Dächer und Büsche werden kontrolliert. Für den Ernstfall stehen Spezialkräfte bereit. "Muss ein Wagen besonders geschützt werden, gehen Beamte nebenher oder fahren mit auf dem Wagen", so Erich Rettinghaus, NRW-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG)

In einer Resolution haben alle im Landtag vertretenen Parteien dazu aufgerufen, nicht vor dem Terror zurückzuschrecken. Die Absicht der Terroristen, die Gesellschaft zu spalten, habe sich in ihr Gegenteil verkehrt: "Der gesellschaftliche Widerstand gegen die gewaltsame Einschränkung von Freiheitsrechten ist gewachsen", heißt es in der einstimmig verabschiedeten Erklärung.

(RP)
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