Kreis Kleve Niers-Express: Strecke mit alter Technik

Kreis Kleve · Dass es immer wieder Störungen beim RE 10 zwischen Kleve und Geldern gibt, liegt einmal am eingleisigen Ausbau. Ein Grund ist aber auch, dass die Technik veraltet und für die heutige Belastung nicht ausgelegt sei, sagt "Pro Bahn".

 Ein vertrautes Bild am Niederrhein: Der blau-gelbe Niers-Express, hier im Bahnhof in der Kreisstadt Kleve.

Ein vertrautes Bild am Niederrhein: Der blau-gelbe Niers-Express, hier im Bahnhof in der Kreisstadt Kleve.

Foto: Evers

Auch die Nordwestbahn bestätigt, dass die Strecke von Kleve Richtung Düsseldorf immer attraktiver wird. Auf die gestiegene Nachfrage hat das Unternehmen bereits reagiert, zusätzliche Fahrten aufgenommen und auch weitere Waggons zu Stoßzeiten eingesetzt.

Problem ist allerdings, dass die Strecke bis Geldern nur eingleisig ist. Bleibt ein Zug liegen, ist die komplette Strecke dicht. Vor allem Pendler haben darunter zu leiden. Auch Carsten Lerch aus Goch pendelt regelmäßig Richtung Düsseldorf und gehörte zu denen, die am Bahnhof Geldern festsaßen, weil der Zug nicht weiterkam. Er kritisiert, dass in Geldern der alte Güterbahnhof mit zusätzlichen Gleisen vor Jahren abgerissen worden sei. "Hätte man dort ein drittes Abstellgleis belassen, könnten Nachfolgezüge bequem vorbei rangieren. Auf der gesamten Strecke von Kleve nach Kempen befindet sich kein Abstellgleis mehr, wodurch das Problem in beide Richtungen nun immer existieren wird."

Wenn die Strecke des RE 10 aus Sicht des Kreises Kleve doch so wichtig sei, sei es in der Vergangenheit versäumt worden, die immer noch eingleisige Streckenverbindung "Kleve-Geldern" zweigleisig auszubauen. "Und das, obwohl auf diesem Streckenabschnitt doch eine Hochschule, ein Flughafen und eine Berufsschule liegen und eine entsprechende Auslastung offensichtlich vorhanden ist", meint der Pendler.

Mit einer doppelgleisigen Strecke auf diesem Abschnitt bestünde neben der bereits erfolgten Aufrüstung der Nordwestbahn zudem die Option, die 30-minütige Taktung auf eine 20-minütige Taktung bis Düsseldorf in den Stoßzeiten zu erhöhen und noch mehr Züge entlastend auf die Strecke zu bringen. Das sei derzeit nicht möglich, weil sich die Züge sonst unterwegs begegnen würden.

Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes "Pro Bahn", hätte nichts gegen eine zweigleisige Strecke, räumt ihr allerdings keine Chancen ein. "Vom Bedarf her wäre es sicher sinnvoll, die Strecke zweigleisig zu betreiben, aber das ist wohl nicht umsetzbar."

Wichtiger ist daher aus seiner Sicht, andere Dinge auf der Strecke anzugehen. Einmal die Elektrifizierung der Trasse, momentan sind dort nur Dieselloks unterwegs. Dringend müssten aus seiner Sicht auch die Bahnübergänge überarbeitet werden. "Dort gibt es eine uralte Technik, die gar nicht für den jetzigen starken Betrieb ausgelegt ist." Dadurch komme es oft zu Störungen an den Schranken, das wiederum führe zu Störungen im Fahrplan. "Das hat schon oft genug für Chaos gesorgt." Die Bahn stellte gerade ihre Projekte für NRW vor. Ein Ausbau der Strecke bei Kleve findet sich auf der Liste nicht, man verweist ans NRW-Verkehrsministerium. Dort heißt es: "Dem Ministerium sind Planungen weder für einen zweigleisigen Ausbau zwischen Kleve und Geldern, noch für eine Reaktivierung der Strecke Kleve-Xanten bekannt", so Sprecher Grimmeck.

Beide Maßnahmen seien nicht im Bedarfsplan des Landes für den Personenverkehr enthalten. Dem Aufgabenträger (VRR) stehe es frei, die Maßnahmen für den neu aufzustellenden ÖPNV-Bedarfsplan des Landes anzumelden. Derzeit laufen die Vorarbeiten für den ÖPNV-Bedarfsplan, mit einer Fertigstellung ist nicht vor Mitte 2017 zu rechnen.

Grundsätzlich sei festzuhalten, dass es in NRW viele eingleisige Streckenabschnitte im Eisenbahnnetz gibt. Prominenteste Beispiele seien die Strecken Venlo-Kaldenkirchen-Rheydt/Rheydt-Odenkirchen (zwischen Kaldenkirchen und Dülken) sowie Münster-Lünen. "Diese Strecken sind bei weitem stärker belastet als die nur für den Nahverkehr genutzte Strecke zwischen Kleve und Geldern. Doch selbst bei den stärker frequentierten Strecken zweifelt der Bund die Wirtschaftlichkeit eines Ausbaus auf zwei Gleise an", meint Grimmeck.

(RP)
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