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Von Kleve-Donsbrüggen nach Neuseeland Sieben Monate unter Kiwis

Neuseeland · Sieben Monate, von Oktober 2018 bis Mai 2019, lebte unser Autor in Neuseeland. Der Donsbrüggener sammelte einmalige Erfahrungen, arbeitete unter außergewöhnlichen Bedingungen, bereiste das Land und lernte einzigartige Menschen kennen.

 Neuseeland

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Foto: Nils Hendricks

Wie verarbeitet man mehr als sieben Monate am anderen Ende der Welt? Die Antwort auf diese Frage fand ich bereits sehr früh während meines Auslandsaufenthalts in Neuseeland. Genauer gesagt schon nach wenigen Tagen. Ich beschloss, in einer Word-Datei auf meinem Tablet über meine Zeit zu schreiben. Und so existiert nun ein Text-Dokument mit mehr als 130 Seiten, das über meine gesammelten Erfahrungen berichtet.

Ein Rückblick auf diese einzigartige Zeit – ich kann an dieser Stelle vorwegnehmen, dass ich die Entscheidung, den Rucksack zu schultern und auf große Reise zu gehen, in keinerlei Hinsicht bereue – lässt sich am besten chronologisch anfertigen. Und so beginnt meine Geschichte dort, wo sie bei allen anderen Backpackern gewiss auch begann: in den eigenen vier Wänden. Hier stürzte ich mich in die umfangreichen Vorbereitungen. Mit der tatkräftigen Unterstützung meiner Mutter waren alle Formalitäten im Handumdrehen erledigt. Eine wichtige Frage, die ich mir stellen musste, war, ob ich das Ganze betreut durch eine Organisation oder auf eigene Faust durchziehen würde. Letztendlich entschied ich mich für Variante Nummer eins und sicherte mir so zu, in den ersten Neuseeland-Tagen bei der Erstellung eines Bankkontos und der Beantragung einer Steuernummer unterstützt zu werden. Obgleich mir das zu Beginn meines Abenteuers ein wenig Sicherheit gab, hätte man es genauso gut selbst regeln können. An meinem 18. Geburtstag Ende August 2018 beantragte und erhielt ich mein sogenanntes Working-Holiday-Visum, das einem jeden erlaubt, zwölf Monate in Neuseeland zu arbeiten. Nach ein paar weiteren Besorgungen (Rucksack, Wanderschuhe, etc.) stand ich dann am Donnerstag, 4. Oktober 2018, am Flughafen Düsseldorf und war mir noch gar nicht so wirklich im Klaren, auf was ich mich da eigentlich einließ. Über die Stationen Dubai und Bali ging es nach Auckland, wo ich nach mehr als 24 Stunden Reisezeit schließlich ankam.

 RP-Autor Nils Hendricks beim Besuch des Hobbiton-Filmsets aus Peter Jacksons Tolkien-Verfilmungen.

RP-Autor Nils Hendricks beim Besuch des Hobbiton-Filmsets aus Peter Jacksons Tolkien-Verfilmungen.

Foto: Nils Hendricks

An die ersten Stunden kann ich mich noch erinnern, als ob es gestern war. In Neuseelands größter Stadt fühlte ich mich vollkommen verloren und unsicher, begann sogar kurz, das große Ganze zu hinterfragen. Diese Gedanken erschienen mir zwei Wochen später idiotisch, denn mir war in dieser kurzen Zeit bereits das Beste widerfahren, was mir hätte passieren können. Ich hatte die Menschen kennengelernt, die Neuseeland zu der schönsten Zeit in meinem noch kurzen Leben machen sollten. Klingt kitschig, ist aber so. Nach nicht mal zwei Stunden traf ich in meinem Hostel-Zimmer auf eine kleine Gruppe von deutschen Backpackern, die gemeinsam erst wenige Tage zuvor ebenfalls dort angekommen waren. Mit ihnen sammelte ich zehn Tage später die ersten Arbeitserfahrungen auf einer Kiwi-Plantage.

Für Rucksackreisende ist es prinzipiell recht einfach, Arbeit in Neuseeland zu finden. Das meiste läuft hier über das Internet-Portal „backpackerboard“, wo man sich kinderleicht für eine große Auswahl an Jobs bewerben kann. Im weiteren Verlauf meiner Zeit arbeitete ich immer mal wieder hier und dort, wenn das Geld knapp wurde und kam so ziemlich gut über die Runden. So landete ich einmal auf einem Weinberg, ein anderes Mal in einer Holzpaletten-Fabrik. Diese beiden Jobs wurden mir über ein wunderschönes kleines Working-Hostel vermittelt. Dort wohnt man, während sich das Hostel selbst im stetigen Austausch mit den lokalen Arbeitgebern befindet und so Gelegenheitsarbeit an seine Bewohner vergibt. Trotz der Härte meiner Jobs, die ich allesamt draußen verrichtete, genoss ich es in vollen Zügen.

 Hendricks arbeitete unter anderem auf einer Kiwi-Plantage.

Hendricks arbeitete unter anderem auf einer Kiwi-Plantage.

Foto: Nils Hendricks

Da ich jedoch nicht (nur) zum Arbeiten nach Neuseeland geflogen war, widme ich mich nun dem interessanteren Teil, dem Reisen. Um es kurz zu machen: Obwohl ich mit meinen 18 Jahren zuvor noch nicht übermäßig viel von der Welt gesehen hatte, war ich mir zu jedem Zeitpunkt uneingeschränkt sicher, dass es kein schöneres Land auf dieser Erde geben könne. Mir gehen ziemlich schnell die Adjektive aus, wenn ich auch nur ansatzweise versuche, mein Reiseerlebnis in Worte zu fassen. Grund dafür sind einerseits die Menschen, die mich begleitet haben, vor allem aber die schier unglaubliche Naturvielfalt dieses eindrucksvollen Landes. Grüne Ebenen, Sandstrände und Vulkanlandschaften auf der Nordinsel, Urwald, Steppe und gewaltige Gebirgsmassive auf der Südinsel. Würde ich mich hier auf einzelne Dinge versteifen, würde ich anderen Unrecht tun. Insgesamt vier Monate bereiste ich, mal im Mietwagen, mal in meinem eigenen kleinen roten Hyundai, den ich mir im Februar zugelegt hatte, die teilweise recht abenteuerlichen Straßen Neuseelands – in der Gruppe, zu zweit oder allein. Dabei schlief ich in Hostels oder auf Campingplätzen. Im Nachhinein will ich davon keine Sekunde missen.

Am Ende ist es allerdings nicht das Land selbst, das dafür gesorgt hat, dass meine Zeit wie im Flug verging. Es sind die Menschen, mit denen ich sie verbracht habe. Sei es Laura aus Leipzig, Hannes aus Stuttgart, Anton aus Hamburg, Vivi aus Heidenheim oder Sophie aus Frankfurt. Nichts stimmt mich glücklicher, als sagen zu können, dass ich jetzt in ganz Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern der Welt Freunde habe.

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