Neue Pläne für die Kleve Die Vermessung der Stiftskirche

Kleve · Weihnachtsgeschenk: Rechtzeitig zum Fest bekommt die Klever Pfarre ganz exakte Pläne ihrer altehrwürdigen Basilika vom Bistum.

 Der Grundriss: Das „IngenieurTeam2“ um Ralph Heiliger vermisst die Stiftskirche mit Laser und Drohne.

Der Grundriss: Das „IngenieurTeam2“ um Ralph Heiliger vermisst die Stiftskirche mit Laser und Drohne.

Foto: IngenieurTeam2

Achtzig Jahre Jahre lang wurde an der mächtigen Hallenbasilika auf dem Klever Berg gebaut, nachdem 1341 Graf Dietrich IX. den Grundstein für die Kirche mit den beiden Türmen gelegt hatte. Der  Bau gelang in einer ungewöhnlichen stilistischen Einheitlichkeit (so Guido de Werd in seiner Beschreibung von Bau und Kunstwerke der Stiftskirche). Sie begeistert mit einem wunderbar klaren Kirchenraum, der am Heiligen Abend zur Christmette auch bis auf den letzten Platz besetzt sein sollte, wenn um 18.30 Uhr  gefeiert wird. Besonders weihnachtlich wird es dann, wenn allein das Licht der Kerzen auf den Leuchterkronen den Raum in ganz warmes Licht taucht.

Als Baumeister der Kirche sind Konrad von Kleve (Konrad Kovelenz, bis 1389 erwähnt), der zur gleichen Zeit an der Stiftskirche St. Viktor in Xanten baute, und anschließend ein Meister Johann (wahrscheinlich Johann Housteyn) nachgewiesen, so baukunst-nrw. Im Jahr 1356 wurde der Chor geweiht und 1426 der Kirchenbau vollendet, der gewisse Parallelen zum Xantener Dom hat. Kovelenz und auch Meister Johann waren fantastische Baumeister, ebenso, wie die Ingenieure und Architekten, die die Kirche nach ihrer fast völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nach historischem Vorbild wieder aufbauten – doch Pläne, exakte Pläne, hatten sie alle nicht.

Die bekommt die Stiftspfarre jetzt als „Weihnachtsgeschenk“ vom Bistum. Das hat  das IngenieurTeam2 von Ralph Heiliger aus dem rheinischen Rheinbach beauftragt, ein exaktes Computermodell der Basilika zu erstellen. In 3D ebenso, wie in 2D.  Dazu hat Heiliger die Kirche mit einem Laser gescannt: „Der Laserstrahl tastet dabei die Oberflächen des Kirchenbauwerkes ab und zeigt selbst kleinste Verformungen auf - wir bekommen also ein ganz exaktes Abbild der Kirche, in das man regelrecht hineingehen kann“, sagt Heiliger. Sein Scanner misst in einer Sekunde eine Million Punkte ein, alle sechs Millimeter wird ein solcher gesetzt. Aus diesen Messdaten wird dann am Computer ein Modell der Kirche gefertigt, aus dem auch vermaßte Pläne der Kirche gezogen werden können, wenn Bauvorhaben anstehen - wie die künftige Sanierung des Kirchendaches.

Und weil der Scanner nicht alle Ecken der Kirche, vor allem von außen, erreichen kann,  überfliegt eine Drohne das Gebäude und führt die Vermessung der Stiftskirche in einem „photogrammetischen Verfahren“ fort. In Kleve war der gelernte Architekt Michael Küpper mit seiner Aerial Solutions im Einsatz. Seine Industrie-Drohne überflog die Kirche in 50 Meter Abstand und überzog den altehrwürdigen Bau mit einer dreidimensionalen Punktwolke, die die Oberfläche der Kirche in Milliarden Punkte auflöste und ein exaktes Oberflächenmodell wiedergibt. Diese Fotos werden sowohl senkrecht als auch  schräg gemacht. „Das ermöglicht eine sehr genaue Dokumenation von Gebäuden – auch für die Nachwelt“, sagt Küpper. Wichtig sei, dass mit solchen Modellen ganze Bauten entwickelt oder saniert werden können. Das sei, so Küpper, als Building Information Modeling, in dem alle Gewerke eines Baus integral anhand dieses exaten Computermodells behandelt werden können. Ein solches Modell bekommt Propst Mecking von Heiliger jetzt bald an die Hand. Heiliger hat auch den Xantener Dom vermessen. Dazu gibt es ein Video auf You-Tube unter „Snapscan Dom St. Viktor in Xanten“. Schön wäre ein solches Video auch  für die Stiftskirche - vielleicht als spätes Weihnachtsgeschenk für die Klever Bürger, die unter den Klever Türmen von Stiftskirche und Burg leben.

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