Marshall-Plan Mit dem Marshallplan das Klima retten

Kreis Kleve · Eine Wanderausstellung in der Hochschule beschäftigt sich mit dem Geist des Marshallplans. Initiator Frank Mehring überzeugte Barbara Hendricks davon, dass dieser ein Lehrbeispiel für den Kampf gegen den Klimawandel ist.

 Ausstellung in der Hochschule: Alfons A. Tönnissen, Alexander Brand, Dr. Barbara Hendricks und Frank Mehring, von rechts. 

Ausstellung in der Hochschule: Alfons A. Tönnissen, Alexander Brand, Dr. Barbara Hendricks und Frank Mehring, von rechts. 

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

„Unsere Politik ist nicht gegen ein Land oder gegen eine Doktrin gerichtet, sondern gegen Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos“, sagte George Catlett Marshall, Außenminister der USA, am 5. Juni 1947. Er sollte der Gründervater des Marshallplans werden, mit dem Europa nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs wiederaufgebaut wurde. „Den Geist dieses Projekts können wir noch heute nutzen“, sagt Frank Mehring, Professor für Nordamerika-Studien an der Universität in Nimwegen. Dem Marshallplan sei es gelungen, Bürger von der Idee der europäischen Zusammenarbeit zu überzeugen. Damit es dazu kommen konnte, verwendeten die USA moderne Propaganda und Kulturdiplomatie.

Mit der Wanderausstellung „The New Marshall Plan Europe 1948/2018 – Memories, Discoveries, Lessons“ im Audimax der Hochschule Rhein-Waal möchten Mehring und sein Klever Kollege Alexander Brand vermitteln, dass es sich bei dem 70 Jahre alten Plan um mehr als ein Investitionsprogramm handelte.

Die Exposition umfasst Archivmaterial aus der Zeit des Wiederaufbaus, damals in den Umlauf gebrachte Plakate und Produkte, die stellvertretend für den wirtschaftlichen Aufschwung in Westeuropa stehen. Durch die Vermittlung von Alfons A. Tönnissen besichtigte Ex-Umweltministerin Barbara Hendricks, die SPD-Bundestagsabgeordnete des Kreises Kleve, nun die Ausstellung. „Es ist wichtig, junge Menschen vom Kampf gegen den Klimawandel zu überzeugen. Da kann dieses Projekt viel lehren“, sagt Hendricks.

Drei Ausstellungsgegenstände hält Mehring für zentral: Briefe amerikanischer Bürger an ihre Repräsentanten, niederländische Seife und Einsendungen eines Kunstwettbewerbs. Die Bürgerbeschwerden zeigen die Bedenken der amerikanischen Bevölkerung auf, die Kriegsfeinde wirtschaftlich zu unterstützen. „Natürlich hatten nicht wenige Menschen auch damals „America First“ im Kopf. Aber der Marshallplan war nicht bloß eine Wohltat der Amerikaner. Sie wollten auch wirtschaftliche Verflechtungen aufbauen“, sagt Mehring.  Deutlich wird das, betrachtet man die Glasvitrine der Handseife „Castella“ der Firma Dobbelman aus Nijmegen. „Die Amerikaner brachten eine neue Form der Seifenproduktion in die Niederlande und schufen sich damit wirtschaftliche Konkurrenz, gleichzeitig aber auch neue Absatzmärkte für die eigenen Maschinen“, sagt Mehring. Also eine „Win-Win-Situation“, mit der die Produktionszeit einer Seife von fünf Tage auf zwei Stunden reduziert werden konnte.

Besonders stechen für Mehring die Dutzenden Plakate hervor, mit denen man die Bevölkerung für das europäische Projekt begeistert wollte. „Man animierte die vielen arbeitslosen Grafiker, Poster zu entwerfen“, sagt Mehring. Ein Boot, getragen von einem Segel aus europäischen Flaggen, eine europäische Pflanze im Wachstum, der Schriftzug „Europa“ als Fabrik – „die Kreativität war grenzenlos“, sagt Mehring.

„Nun wollen wir gemeinsam mit den Studenten wichtige Erkenntnisse für den Klimaschutz gewinnen“, erklärt Brand. Eine sogenannte „Öko-Tyrannei“, die mittels Verbote für die Begrenzung der Erderwärmung sorgen soll, lehnt der Professor ab. „Dennoch ist es für den Klimawandel „Fünf vor Zwölf“. Die Menschen müssen sehen, was er für jeden einzelnen bedeutet. Die Sprache ist dazu der Schlüssel“, sagt Mehring. Während die Menschen früher allerdings schnell den Aufschwung im Geldbeutel bemerkten, wirke der Klimawandel noch weit weg. „Das ist der gefährliche Trugschluss.

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