Kleve Ein Weltreisender wird zum Buchautor

Kleve · Mit seinem Motorrad erkundete der Klever Theo Schlaghecken 53 Länder. Die 100.000 Kilometer lange Tour führte am Ende zu ihm selbst. Acht Jahre später hat er ein Buch über seine Weltreise geschrieben, das jetzt erschienen ist.

 Porträt von ikonischer Kulisse: Der Autor vor der Golden Gate Bridge.

Porträt von ikonischer Kulisse: Der Autor vor der Golden Gate Bridge.

Foto: Theo Schlaghecken

Im Frühjahr 2007 schmiss Theo Schlaghecken alles hin. Er kündigte bei der Unternehmensberatung, die ihm kurz zuvor noch das Angebot unterbreitet hatte, Partner zu werden. Er kündigte sein Wohnung. Er kratzte alles Geld zusammen, das er sich jahrelang angespart hatte. Er kaufte ein Motorrad. Theo Schlackhecken, 39, Single, kinderlos, fuhr einfach los.

 Schlaghecken an der Grenze zu Nicaragua.

Schlaghecken an der Grenze zu Nicaragua.

Foto: Theo Schlaghecken

Seine Reise führte den Klever drei Mal um die ganze Welt. 53 Länder hat er mit seiner BMW unter die Räder genommen. Mehr als zwei Jahre dauerte seine Tour, auf der er mehr Erfahrungen sammelte als mancher in einem ganzen Leben. In Thailand arbeitete Schlaghecken als Freiwilliger in einem Hospiz. "Der Job erschien mir nicht sonderlich schwer, bei dem ich die Todgeweihten in dem Hospiz in Thailand massieren sollte - dann aber wurde mir klar, dass sie von AIDS und Tuberkulose befallen waren und ich sie berühren musste", schreibt Schlaghecken über diese Zeit.

Mit verschiedenen Projekten half er Waisenkindern in aller Welt. Einige Male wurde es für ihn auf seiner Reise richtig brenzlig. In Mittelamerika wurde er von Banditen überfallen, und konnte nur mit viel Glück sein Leben retten. Die Welt, in die Schlaghecken abtaucht, ist oft ganz anders, als ein Mitteleuropäer sie kennt. In Indien trifft er auf bittere Armut, die er kaum innerlich verarbeiten kann. Ein Beispiel: Manchmal können sich die Hinterblieben eines Verstorbenen nicht mal das Begräbnis leisten. Dadurch kommt es zu Erlebnissen wie diesem: "Es war dunkel, als ich in dieser Straße in Indien stehen blieb, um mir an einem Feuer am Wegesrand die Hände zu wärmen - doch nur so lange, bis ich in den Flammen die brennende Leiche erkannte." Wie gut war es am Ende der langen Reise, wieder zum Bauernhof seiner Eltern im heimischen Kleve zurückzukehren. Schlaghecken hielt Vorträge über seine Reise, Bilder und Erzählungen von seien Begegnungen und seinen Abenteuern, von den Hilfsprojekten, die er vor Ort unterstützt und den traumhaften Landschaften, die er gesehen hat.

Doch acht Jahre nach seiner Weltreise entdeckt Theo Schlaghecken, dass da noch mehr in ihm steckt. Plötzlich wird ihm klar, warum er damals alles hingeschmissen hat. Dass es nicht pure Abenteuerlust war, die ihn angetrieben hat, sondern dass sein Aufbruch vielmehr eine Flucht war. Darüber muss er schreiben.

"Die Verlässlichkeit des Zufalls" ist ein sehr persönliches Buch geworden. Es erzählt davon, warum Theo Schlaghecken damals wirklich ausgestiegen ist, wie viel ihm die Welt zugesetzt hatte, und wie schwer es war, wieder in ein normales Leben zurückzufinden. Das Buch ist zwar auch ein Reisebericht, aber eben nicht im klassischen Sinn. Schlaghecken schildert nicht einfach nur, was ihm auf seiner Reise so alles passiert. Er nimmt es auch nicht alles so hin. Er hinterfragt, was in den zwei Jahren geschehen ist, und warum es so abgelaufen ist. Und dann kommt der Buchtitel ins Spiel. Ist alles nur "Zufall"? Oder ist diese scheinbare Zufälligkeit am Ende ein Konstante? Vielleicht kann man sich darauf verlassen, dass der Zufall einen gut durchs Leben führt. Wenn man ihn denn annimmt, wenn man sich aufmacht, nicht auf dem heimischen Sofa sitzenbleibt...

(RP)
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