Kleve Constanzes unvergleichlich schöne Sopranpartie

Kleve · Städtische Singgemeinde Kleve mit Mozarts Große Messe in c-Moll unter Leitung von Burs in der Christus-König-Kirche.

Warum Wolfgang Amadeus Mozart seine Große Messe in c-Moll nie vollendet hat, ist unklar. Etwas mehr weiß man über das Motiv ihrer Entstehung: Mozart schrieb sie nicht in kirchlichem Auftrag, sondern aus eigener Motivation heraus, kurz nach der Hochzeit mit seiner geliebten Constanze. Der Komponist verriet, er habe "in seinem Herzen versprochen", eine Messe zu schreiben, wenn er Constanze als seine Frau nach Salzburg brächte. Ein sehr persönliches und inniges Werk also, dessen unvergleichlich schöne Sopranpartie wohl auch der Sängerin Constanze zugedacht war.

Diese Innigkeit machte die Städtische Singgemeinde Kleve unter Leitung von Stefan Burs in der Christus-König-Kirche spürbar. Der in Hochform singende Chor brachte die Messe in einer brandneuen Vervollständigung von Frieder Bernius und Uwe Wolf auf die Bühne - gemeinsam mit vier glänzenden jungen Gesangssolisten und dem hellwachen, glasklar musizierenden Projektorchester "Collegium Musicum & Friends".

Nach der festlichen Eröffnung mit Mozarts Kirchensonate C-Dur KV 329 klangen die leisen Mollklänge des "Kyrie" umso dramatischer. Kontrastiert wurden sie von Laura Lietzmanns schwebendem Sopran im "Christe eleison". Ihre Soloarien ("Et incarnatus est") berührten ebenso wie die kernigen Duette mit Soprankollegin Andrea Graff ("Domine"), teils herrlich zum Trio und Quartett ergänzt durch Tenor Niklaus Loosli und Bassist Joel Urch ("Benedictus").

Ruhig und souverän führte Stefan Burs sein Ensemble durch das ausladende Werk, auch die vielstimmigen Fugenpassagen ("Cum sancto spiritu", "Sanctus") gelangen präzise und transparent. Ein Höhepunkt war das martialische "Qui tollis", in dem der Chor mit lang gehaltenen Liegetönen gegen die harten Akzente des Orchesters ansingt - bis bei den Worten "Erbarme dich unser" plötzlich die Stimmung umschlägt und ein fast überirdisches pianissimo erklingt.

Wunderbar auch das Wechselspiel zwischen Kleves großem Chor und dem Solistenquartett im "Sanctus" und der feurige Jubel im Schluss-"Hosanna".

(RP)
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