Wegen Brandschutz Der Schwanenturm in Kleve ist geschlossen

Kleve · Der Zugang zum Schwanenturm ist ab sofort nicht mehr möglich. Die Schließung hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW aus Brandschutzgründen angeordnet. Die Stadtführer sind traurig.

 Der Schwanenturm der Burg.

Der Schwanenturm der Burg.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wer die schmale Stiege durch den Turm genommen hatte, wurde mit grandioser Aussicht belohnt: Oben auf der letzten Ebene des Schwanenturms, der als Wahrzeichen hoch über der Klever Klippe aufragt, gab’s einen Blick über die Dächer der Stadt, auf die Stiftskirche, die Hochschule und weit in die niederrheinische Landschaft. Man schaute auf den Reichswald oder herüber zum Stadion, in Richtung Rhein oder Moyland oder Xanten. Diesen grandiosen Blick hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) mit sofortiger Wirkung beendet. Der Turm ist geschlossen.

Darüber informiert der Klevische Verein für Kultur und Geschichte auf seiner Facebook-Seite. „Bereits zwei Einstürze hat der Turm der Schwanenburg erlebt: Am 7. Oktober 1439 brach der um 1100 errichtete erste Turm zusammen. Am gleichen Tag des Jahres 1944 stürzte ein britischer Bomber der Royal Air Force in Kleves weithin bekanntes Wahrzeichen. Jetzt musste der 54 Meter hohe Turm in Folge einer Inspektion des Bau- und Liegenschaftsbetriebes NRW geschlossen werden“, heißt es dort. Die Sachbearbeiter des BLB kamen zum Schluss, dass der Brandschutz nicht gewährleistet sei und deshalb keine Besucher mehr auf den Turm dürfen. Das BLB ist zuständig für Liegenschaften des Landes wie die Klever Burg, in der Amts- und Landgericht unterbracht sind.

Der Klevische Verein für Kultur und Geschichte, in dem auch der einstige Verein Freunde der Schwanenburg aufgegangen ist, hat die „Schlüsselgewalt“ über den Turm. Ihm wurde per E-Mail und danach per Brief mitgeteilt, dass der BLB den Turm jetzt schließt. „Auch wenn der Brandschutz schon seit geraumer Zeit diskutiert wird, wurden wir von dieser Entscheidung total überrascht“, sagt Rainer Hoymann, Vorsitzender des Klevischen Vereins. Man habe sofort eine außerordentliche Vorstandssitzung einberufen und schließlich einen Zettel an die Tür gehängt, der von der Sperrung kündet.

Ein Team rund um Rainer Hoymann und die Kunsthistorikerin Valentina Vlasic arbeitet seit über zwei Jahren an einem Konzept, hier in den Kemenaten des Turms ein Museum einzurichten. Vlasic investiert in ihrer Freizeit mit Hoymann und dem Arbeitskreis Geschichte des Klevischen viel Herzblut in das Konzept, dessen Ausarbeitung der Landschaftsverband Rheinland mit Fördermitteln in Höhe von knapp 30.000 Euro unterstützt.

Im Mittelpunkt der Planungen für dieses Museum steht vor allem der Fundus der Klever Geschichte in den Sammlungen der Museen Kurhaus und Koekkoek. „Wir haben die Etagen des Turms geprüft – er hat für die alten wunderbaren Stiche und Zeichnungen, die so viel von der Klever Geschichte erzählen, ein gutes Klima“, sagt Vlasic. Sie möchte die Klever Häuser Koekkoek, mit seiner Leiterin Ursula Geisselbrecht-Capecki, und Kurhaus, mit Museumsdirektor Prof. Harald Kunde, einbinden. So hatte Vlasic das Konzept 2018 unserer Redaktion vorgestellt, das Ende Juni fertig auf dem Tisch liegen soll und sich auch mit dem Brandschutz beschäftigt – man plant ja nicht ins Blaue hinein.

Eigentlich sollte das Konzept dezidiert Ende des Monats vorgestellt werden. Da ist die Schließung des Turms im Vorfeld ein Schlag ins Kontor. Hoymann fürchtet, dass der Turm auch über diesen Termin Ende Juni hinaus weiter geschlossen bleibe. Im Raum steht die Frage, ob sich ohne bauliche Veränderungen am Brandschutz etwas verbessern lässt.

„Ich hoffe, dass die Beteiligten, der Klevische Verein und das BLB, bald einen gangbaren Weg finden, den Turm wieder zu öffnen“, sagt Kleves Bürgermeister Wolfgang Gebing. Die Städte würde diese Gespräche gerne positiv begleiten. „Schließlich ist der Turm das Wahrzeichen der Stadt“, sagt der Bürgermeister.

Bitter trifft es die Stadtführer mit ihren Gruppen und Schulklassen, die den Turm regelmäßig erklimmen. „Der Turm muss so schnell wie möglich wieder öffnen können“, sagt Stadtführerin Wiltrud Schnütgen. Sieben Monate hat der Turm jetzt geschlossen wegen Corona, seit dem 1. November kam einer mehr herein. Und in den vom Lockdown gezeichneten Monaten von 2020 kamen „nur“ 4200 Menschen nach oben. „In guten Jahren haben wir über 12.000 Besucher – und jetzt wissen wir nicht, wie es weiter geht“, sagt die Stadtführerin. „Mir tun die vielen Gäste in Kleve leid, die in den Sommermonaten in freudiger Erwartung in den Burghof kommen und Kleves Wahrzeichen und den Blick erleben wollen“, fügt sie an.

Man habe gerade die Öffnung nach Corona vorbereitet, habe in den Startlöchern gestanden – und jetzt komme das hoffentlich vorläufige „Aus“ vom BLB.

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