Mühle in Winnekendonk erwacht zu neuem Leben Haube schwebt zurück auf den Turm

Winnekendonk · Die Kerssenboomsche Mühle in Winnekendonk soll gerettet und restauriert werden. Ein erstes Projekt ist jetzt abgeschlossen. Die Haube wurde saniert und zurück an ihren Platz gebracht. Die Flügel sollen in zwei Jahren kommen.

 Das ist Maßarbeit gefragt: Die Mühlenhaube hievte der Kran ganz vorsichtig an ihren Platz.

Das ist Maßarbeit gefragt: Die Mühlenhaube hievte der Kran ganz vorsichtig an ihren Platz.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Es hat etwas von einem gigantischen Puzzle. Vor längerer Zeit war die Haube der Kerssenboomschen Mühle  heruntergeholt und in Einzelteile zerlegt worden. Ein niederländischer Mühlenbauer hat die verschiedenen Bestandteile restauriert und wieder zurück nach Winnekendonk gebracht. Hier müssen die Teile jetzt Stück für Stück säuberlich zusammengesetzt werden, bis das Puzzle wieder eine Mühlenhaube mit einem stattlichen Durchmesser von fast sieben Metern ergibt. Zu groß, um das Teil als Ganzes zu transportieren. Daher kam es Stück für Stück nach Winnekendonk zurück.

Am Donnerstagmorgen ist ein großer Kran vorgefahren. Denn die Haube soll den letzten Teil der Reise antreten. Diesmal geht es rund 20 Meter in die Höhe. Das Riesenteil schwebt vorsichtig in  Richtung Mühlenturm.

Dort wird die Haube ganz sorgsam Stück für Stück heruntergelassen, bis das Teil wieder an seinem Platz sitzt. Alles ist so konstruiert, dass Mühlenhelm und -turm gewissermaßen ineinandergreifen. Die Haube wird im Lager ganz oben verankert. Denn Ziel soll später einmal sein, dass die Haube auch gedreht werden kann. Für die Müller war das früher unabdingbar, um die die Flügel in den Wind zu schwenken.

Doch bis die Flügel zurück an der Mühle sind, wird es noch dauern. Erst 2023 werden sie wohl wieder an ihren Platz kommen, schätzt Robert Wassenberg von der Eigentümerfamilie.

Das Aufsetzen der Haube ist nur ein weiterer Baustein, um die Mühle aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Die Mühle in Winnekendonk war akut gefährdet. Durch die undichte, marode Haube und undichte Fenster drang Nässe in die Mühle ein und schädigte die Dachkonstruktion, die Technik und die Böden. Das Stertwerk war morsch. Wetterbalken, Flügel, Flügelkreuz, Balkenköpfe und Bodenbretter waren beschädigt. Die Treppen waren statisch gefährdet oder abgängig. Die Mauerwerksfugen war ausgewaschen und Steine brachen aus dem Verband.

Die jetzigen Eigentümer haben die Anlage, zu der auch ein Wohnhaus gehört, zu Wohnzwecken gekauft. Die Mühle blieb eine ungenutzte „Zugabe“. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) machte das Angebot, sich für die Rettung der Mühle zu engagieren. Nach Rücksprache mit dem Rheinischen Mühlenverband und dem zuständigen Gebietsreferenten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege Andreas Stürmer führte das 2019 zum Abschluss eines Fördervertrages für einen ersten Bauabschnitt und stellte die Initialzündung für die Rettung der Mühle dar. Der erste Bauabschnitt umfasst die Instandsetzung der Haube.

Die DSD stellte im vergangenen Jahr dank zahlreicher Spenden und der Erträge der Lotterie Glücksspirale 45.000 Euro für die Eindeckung der Haube mit Holzschindeln und die Restaurierung des Wellenrades zur Verfügung. Auch im Jahr zuvor hatte die DSD 50.000 Euro für Arbeiten an der Mühle bereitgestellt.

Für den aktuellen Bauabschnitt gab es auch 40.000 Euro aus Mitteln der Denkmalförderung des Landes NRW. Hinzu kommt noch finanzielle Eigenleistung der Eigentümerfamilie.

Die Mühle wurde 1849 als Turmholländer in Backstein über einem hohen Kellergeschoss erbaut und war bis 1949 als Getreidemühle in Betrieb. Hölzerne Gatterflügel, die einst mit Segeltuch bespannt wurden, und der Holzstert, mit dem die Flügel in den Wind zu drehen waren, sind erhalten. Auch ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 weitgehend vollständig original vorhanden.

Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Windmühle ist eines der über 500 Objekte, die die DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel von Westlotto aus der Lotterie Glücksspirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.

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