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Weeze Vor zehn Jahren: V-Bird beflügelt Airport

Weeze · Am 15. November 2003 wählte die damals neu gegründete Fluggesellschaft V-Bird den Flughafen Weeze zu ihrer Basis. Der ebenfalls junge Airport konnte in dieser Zeit eine starkes Wachstum feiern. Die Freude währte aber nur relativ kurz.

 Passagiere verlassen im November 2003 eine der ersten in Weeze gelandeten V-Bird-Maschinen.

Passagiere verlassen im November 2003 eine der ersten in Weeze gelandeten V-Bird-Maschinen.

Foto: Gerhard Seybert

Im Oktober 2003 knallten am Flughafen Weeze wieder die Korken. Fünf Monate, nachdem mit der Fluggesellschaft Ryanair erste zivile Flüge auf der ehemaligen Militärbasis Laarbruch starteten, wurde der Flughafen Weeze zur Basis einer Fluggesellschaft. Die niederländische V-Bird stationierte ihre Maschinen vom Typ Airbus A320 in Weeze und machte den jungen Flughafen zum Drehkreuz ihrer Verbindungen quer durch Europa.

Im V-Bird-Flugplan standen damals Berlin, München und unter anderem Palma, Helsinki, Nizza und Wien. Für den Flughafen Weeze bedeutete der erste "Home-Carrier" ein rasantes Wachstum. Holger Terhorst, Sprecher des Flughafens, ruft die Zahlen ab: "Im ersten Jahr des Flughafens hatten wir etwas mehr als 200 000 Fluggäste begrüßen können. Mit V-Bird waren es Ende 2004 etwa viermal so viele." Zwei Drittel der damals fast 800 000 Passagiere wurden von der jungen niederländischen Fluggesellschaft in Weeze befördert. Ryanair war — gemessen an der heutigen Bedeutung für den Airport — mit nur einem Drittel der Passagierzahlen vorübergehend eine Randerscheinung.

V-Bird versuchte sich auf dem Markt als Billigfluggesellschaft mit luxuriös angehauchtem Service zu etablieren. Essen und Trinken gab es an Bord nur für zusätzliches Geld. Aber anders als beim Konkurrenten Ryanair wurden immerhin mehr Beifreiheit und Ledersitzen angeboten. Die Flugpreise bewegten sich in der Regel zwischen 40 und 150 Euro. Obwohl V-Bird für rasante Anstiege der Passagierzahlen sorgte, wurde aber auch deutlich, dass die vier Maschinen längst nicht immer ausgelastet waren. Im Oktober 2004, kaum mehr als ein Jahr nach der Gründung, musste V-Bird den Flugbetrieb einstellen und ging in die Insolvenz.

Der Flughafen Weeze erlebte damals seine erste Krise. Terhorst erinnert sich: "Bevor Ryanair sich später entschlossen hatte, sein Streckennetz ab Weeze auszubauen, hatten wir eine schwierige Zeit durchzumachen." Trotz der Zunahme des Ryanair-Flugbetriebes brachen die Passagierzahlen für 2005 um ein Viertel ein.

Holger Terhorst kann der Zeit als V-Bird-Basis aber auch Positives abgewinnen: "Für uns war der enorme Anstieg an Passagierzahlen der Beweis dafür, dass unser Standort funktioniert. Natürlich war das schnelle Wachstum für uns ein Härtetest, denn das Unternehmen Flughafen war ja auch erst wenige Monate alt." Auch an die Zusammenarbeit mit V-Bird erinnert er sich gerne: "Dieses Unternehmen hatte einen tollen Teamgeist." Als V-Bird längst Geschichte war, trafen sich noch immer ehemalige Kollegen in Weeze — heute allerdings nicht mehr.

Viele der Mitarbeiter hatten bei der damals noch eigenständigen LTU oder auch bei Air Berlin einen neuen Job gefunden. Am Flughafen Weeze gebe es heute aber niemanden mehr, der einst für V-Bird gearbeitet habe, sagt Terhorst.

Die vier Flugzeuge der V-Bird wurden mit der Einstellung des Flugbetriebes zurück zum Leasinggeber nach Kanada gebracht. Die vier Airbus A320 sind — natürlich mit anderer Lackierung — noch immer für andere Fluggesellschaften aus Bahrain, Russland, der Ukraine und Großbritannien im Luftraum unterwegs.

(buer)
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