Stadt Kempen "LUST" soll mehr Lebensqualität bringen

Stadt Kempen · Die Stadtwerke Kempen verbessern die Fernwärmeversorgung in der Wartsberg-Siedlung in Tönisberg. Parallel dazu wird in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung das Wohnumfeld in dem Viertel wissenschaftlich untersucht.

 Die frühere Bergarbeitersiedlung in Tönisberg.

Die frühere Bergarbeitersiedlung in Tönisberg.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die so genannte Quartiersentwicklung am Wartsberg ist in diesem Jahr ein großes Thema für Tönisberg und die Stadt Kempen. Teil des Ganzen ist zum einen ein Klimaschutzkonzept, das mit der Übernahme der Fernwärmeversorgung des Viertels durch die Stadtwerke Kempen bearbeitet wird. Der zweite Teil befasst sich mit der Lebensqualität im Viertel.

"Wohnst Du noch oder lebst Du schon?" Diese Frage in Anlehnung an einen Werbeslogan stellt das Kempener Jugendamt im Zuge einer Entwicklung für eine Wohnraumkonzept für die Wartsberg-Siedlung in Tönisberg. Begleitet wird dies durch Professor Dr. Reinhold Knopp von der Fachhochschule Düsseldorf. Er hat dort das Projekt "LUST" entwickelt. Lust ist hierbei gleichbedeutend mit lebens- und umweltgerechter Stadt, so Knopp.

 In einem Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Stadtwerken sollen Wege gefunden werden, die Lebensqualität für die Bewohner auf dem Wartsberg zu verbessern.

In einem Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Stadtwerken sollen Wege gefunden werden, die Lebensqualität für die Bewohner auf dem Wartsberg zu verbessern.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Möglichst viel möchten er und die Mitarbeiter vom Jugendamt zunächst über die bestehende Lebenssituation und die Wünsche der Bewohner erfahren. Ausgangspunkt war dazu ein Fest gemeinsam mit den Stadtwerken anlässlich der Übernahme der Fernwärme. Dies bot Gelegenheit zum ungezwungenen Gespräch und auch um sich gegenseitig kennenzulernen, so der Professor.

Da stellte sich schon heraus, dass es sowohl die "alteingesessenen" Bewohner gibt als auch junge Familie. Diese werden teils durch die günstigen Mieten im Viertel angezogen. Geschätzt wurde das viele Grün rundherum und dass es wenig Verkehr gibt. Den Zusammenhalt untereinander hoben gerade die Älteren hervor, sagte Knopp.

Auch Mängelpunkte wurden genannt. Es fehlt eine vernünftige Infrastruktur. Die nächste Haltestelle ist zu weit entfernt. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wurde bemängelt, ebenso, dass es keine Lösung für die Grenzüberschreitung der Verkehrsverbünde gibt. Für alle Besorgungen oder Arztbesuche braucht man ein Auto. Auch gibt es wohl immer wieder Schwierigkeiten mit Müllabfuhr und Winterdienst.

Trotz einem Elterncafé im Jugendheim Mounty fehlen ausreichende Angebote für junge Eltern. Das Konzept von Knopp sieht vor, zunächst weiter Befragungen, auch bei den Gruppen im Viertel durch zuführen, ebenso mit den Fachleuten,die dort arbeiten. Er möchte sich noch einmal gezielt an junge Leute wenden. Er kann sich verstärkt aufsuchende Arbeit im Kinderbereich, zum Beispiel mit Spielaktionen wie im Rahmen des Festes, vorstellen. Das bestehende Vereinslokal könnte seiner Meinung nach auch als Treff für Jüngere dienen. Es gelte nun über die Bestandsaufnahme hinaus ein konkretes Konzept zu entwickeln.

Der zuständige Dezernent der Stadt Kempen, Michael Klee, begrüßt die Ideen. Daher habe man die Kooperation mit Knopp verlängert. Besonders behagt Klee, dass hier die "Familien im Fokus stehen". Allerdings dämpft er zu große Euphorie. Denn in seinem Bereich sind die Ämter mehr als genug mit Aufgaben belastet. Fördermittel kann die Stadt nicht erwarten. Man müsse in kleinen Schritten vorgehen.

So sieht es auch Jugendamtsleiterin Heike Badberg. Das Elterncafé sei ein Anfang, ebenso ein Spieletreff einmal im Monat. Man müsse versuchen, mit den vorhandenen Rahmenbedingungen auszukommen. Gleichzeitig warnt sie, dass viele Pläne zu Lasten der Jugendlichen gehen, die in Tönisberg nicht viele Freizeitmöglichkeiten finden.

(sr)
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