Kreis Viersen 8046 Verkehrsunfälle und sieben Tote

Kreis Viersen · Im Schnitt hat es auf den Straßen im Kreis Viersen im vergangenen Jahr täglich 22-mal gekracht. Das geht aus der Verkehrsunfallstatistik hervor. Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle um fast 300 gestiegen.

Weniger Verkehrstote im Kreis Viersen
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Foto: Jungmann

Einsatzkräfte bergen einen Mann tot aus dem ausgebrannten Wrack seines Autos an der L373 nahe der Kreuzung Kindt/Happelter in Schaag; ein Jogger (74) wird auf der Straße Am Schänzchen in Nettetal von einem Wagen erfasst und tödlich verletzt; ein 18-jähriger Motorradfahrer missachtet die Vorfahrt und verunglückt auf der Feldstraße in Süchteln - das sind drei der insgesamt sieben Fälle, bei denen Verkehrsteilnehmer im vergangenen Jahr starben. Aus polizeilicher Sicht verbirgt sich ausgerechnet hinter dieser Zahl die einzig positive Entwicklung in Sachen Verkehrsunfallstatistik, denn noch 2013 starben neun Menschen im Straßenverkehr. Vergleicht man die Zahlen der vergangenen zehn Jahre, liegt der Durchschnitt bei zwölf tödlich verunglückten Personen. Bedenklich dagegen stimmt die erste Statistik für 2015: Bislang starben drei Menschen bei einem Unfall im Kreis.

"Die Zahlen sind nicht zufriedenstellend", fasst Landrat Peter Ottmann die Verkehrsunfallstatistik für den Kreis Viersen zusammen. In Zahlen ausgedrückt heißt das: 2014 gab es 8046 Unfälle im Kreis Viersen, 2013 waren es 7785. Die Anzahl der Unfälle ist um insgesamt 261 (3,35 Prozent) gestiegen, in 161 dieser Fällen handelte es sich um Sachschäden, in 100 Fällen waren Personen involviert. Insgesamt ist die Zahl der Verletzten bei Verkehrsunfällen von 1109 auf 1254 - also um 13,07 Prozent oder 145 Personen - gestiegen. 249 Menschen wurden bei Unfällen schwer verletzt (+ 42 Fälle). Die Anzahl der leichtverletzten Personen nahm um 58 von 707 in 2013 auf 765 in 2014 zu.

Die Unfallschwerpunkte im Kreis Viersen
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Foto: Klaus Dieker

Eine ebenfalls bedenkliche Entwicklung: Zum zweiten Mal in Folge ist die Zahl verunglückter Kinder im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 144 Fälle gab es 2014, das sind 17 verunglückte Kinder mehr, als noch im Vorjahr. In 66 Fällen waren radfahrende Kinder in Unfälle verwickelt. "Das ist das zweitschlechteste Ergebnis für den Kreis in den vergangenen fünf Jahren", sagt Peter Opdensteinen, Direktionsleiter Verkehr. Die Präventionsarbeit durch die Polizei soll daher ein Schwerpunkt bleiben. In den Sommermonaten sollen gezielte Schulwegkontrollen durchgeführt werden, in den Kindergärten werden Radfahrübungen und technische Kontrollen der Räder angeboten. Weil auch die Anzahl der Verunglückten 18- bis 24-Jährigen um 1,6 Prozent von 185 auf 188 gestiegen ist (davon 103 Autofahrer) ruft die Polizei besonders Jugendliche zur Teilnahme am Projekt "Crash-Kurs-NRW" auf. Dabei berichten Polizisten, Feuerwehrleute, Notfallseelsorger, Notärzte, Verkehrsunfallopfer oder deren Angehörige von ihren Erfahrungen. Den Jugendlichen soll so verdeutlicht werden, dass sie Verantwortung tragen, wenn sie sich im Straßenverkehr bewegen.

Die insgesamt hohen Unfallzahlen sieht Manfred Krüchten, Abteilungsleiter Polizei, im Wertewandel der Gesellschaft begründet. Die Ignoranz gegenüber Verkehrsregeln und Imponiergehabe auf der Straße seien zunehmend die Ursache für Unfälle. "Das fängt bei der Nicht-Betätigung des Blinkers an und hört bei der konsequenten Geschwindigkeitsübertretung auf", sagt Krüchten. "Das Verantwortungsgefühl für den Einzelnen muss wieder geweckt werden", mahnt Krüchten. Schließlich würden Unfälle nicht passieren, sondern verursacht und häufig hätten die Verkehrsteilnehmer selbst in der Hand, was passiert. Ein einfaches Beispiel sei die gefahrene Geschwindigkeit: "Bei Zusammenstößen von Autos mit Fußgängern, sterben bei einem Fahrzeug-Tempo von 50 km/h zwei von zehn Fußgängern. Bei 65 km/h sterben acht von zehn", sagt Krüchten und bezieht sich auf wissenschaftliche Untersuchungen aus England. Zu schnelles Fahren gelte nach wie vor als Killer Nummer 1 im Straßenverkehr. Verstärkt würden Unfälle durch die Nutzung von Handys verursacht. Auch hier hat Krüchten ein Beispiel parat: "Wer bei einer gefahrenen Geschwindigkeit von 50 km/h nur zwei Sekunden auf sein Handy schaut, ist fast 30 Meter im Blindflug unterwegs."

Weitere Zahlen aus der Verkehrsunfallstatistik für den Kreis sind online unter: www.rp-online.de/viersen.

(RP)
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