Stadt Kempen Große Nachfrage nach Pflegekräften

Stadt Kempen · Die Zahl der Pflegebedürftigen im Kreis Viersen nimmt in den nächsten Jahren zu. Dementsprechend werden auch vermehrt Pflegekräfte gesucht. Freie Stellen können nicht besetzt werden, weil qualifiziertes Personal fehlt.

 Wilhelmine Neelen (89), Bewohnerin des Von-Broichhausen-Stifts in Kempen, unterstützt von Bettina Schendel (Weiterbildungsauszubildende, links) und Altenpflegerin Nicole Rix auf dem Weg zum Spaziergang.

Wilhelmine Neelen (89), Bewohnerin des Von-Broichhausen-Stifts in Kempen, unterstützt von Bettina Schendel (Weiterbildungsauszubildende, links) und Altenpflegerin Nicole Rix auf dem Weg zum Spaziergang.

Foto: Kaiser

In der gerade modernisierten Cafeteria des Seniorenheimes "Von-Broichhausen-Stift" am Heyerdrink stellte gestern Ingo Zielonkowski, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Krefeld, die neuen Arbeitsmarktzahlen vor. Der Veranstaltungsort war gut gewählt. Denn als "vorbildlich" stellte Zielonkowski heraus, wie dort in der Altenpflege junge Nachwuchskräfte ausgebildet und Mitarbeiterinnen geschult würden. "Wäre es doch überall so, dass die Arbeitgeber so viel wie hier in die Ausbildung investieren", so der Chef der Arbeitsagentur.

Eingangs hatte Zielonkowski deutlich gemacht, dass unabhängig von Jahreszeit und Wetter unter anderem in der Altenpflege ein erheblicher Personalbedarf und aktuell für seinen Bezirk (Krefeld und Kreis Viersen) insgesamt 48 Stellen als Altenpfleger/-innen oder Altenpflegehelfer/-innen nicht besetzt werden könnten. Und gleich zwei Aspekte könnten die Situation in den nächsten Jahren erheblich verschlimmern: die immer älter werdenden und der Pflege bedürftigen Menschen und die geringere Zahl der Erwerbstätigen. So würde rund ein Drittel der Pflegekräfte in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand gehen.

Für den Vorstand der "Stiftung Hospital zum Heiligen Geist", die im Von-Broichhausen-Stift und im St.-Peter-Stift insgesamt etwa 270 ältere Menschen betreut, stellte Hans Ferber die gute Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur heraus. Konkrete Zahlen nannte Stiftungs-Geschäftsführer Alexander Nolte. So arbeiten derzeit an den Standorten 23 Auszubildende. Und was genauso wichtig ist: Es werde in den beiden Kempener Häusern viel Geld in die Fort- und Weiterbildung investiert (in diesem Jahr sind dies rund 40 000 Euro), um den Beschäftigten auch die Möglichkeit zu geben, sich weiter zu qualifizieren, um dadurch auch mehr Geld im Portemonnaie zu haben.

Ein Beispiel nannte Pflegedienstleiterin Gabriele Riegel. Neben den normalen Fortbildungen, so unter anderem in Erster Hilfe oder bei den speziellen Bestimmungen des Infektionsschutzgesetzes, sei gerade eine Altenpflegehelferin dabei, sich neben ihrer Arbeit an einem Fachseminar zur Altenpflegerin ausbilden zu lassen. Grundsätzlich dauere dies drei Jahre, je nach Länge der Betriebszugehörigkeit sei aber auch eine Verkürzung auf zwei Jahre möglich.

Nach erfolgreicher Prüfung habe diese Mitarbeiterin monatlich etwa 600 Euro mehr. Obgleich für Thomas Meyer, Personalleiter der Kempener Pflege-Einrichtungen, das Geld nicht der entscheidende Faktor sein könne, sich für einen anderen Beruf zu entscheiden. So komme eine Altenpflegerin nach 15-jähriger Zugehörigkeit plus der tariflichen Zulagen auf monatlich mehr als 3000 Euro brutto. Meyer: "Früher war dies für die Pflegekräfte eine Berufung, in der Altenpflege zu arbeiten, war für sie nicht die Vergütung entscheidend."

Geschäftsführer Alexander Nolte sprach in dem Zusammenhang zwar auch von einer Wertschätzung, die oft die Pflegekräfte von den Bewohnern oder Angehörigen erfahren würden. Er nannte aber die schwierig gewordenen Rahmenbedingungen, die knappen Stellenpläne, die vielen Dokumentationen und die dadurch immer kürzer werdende Zeit, sich um die Pflegebedürftigen zu kümmern. Die Stiftung will mit den Investitionen in ihr Personal, mit den Fort- und Weiterbildungen und den entsprechenden Freistellungen weitermachen.

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort