Stadt Kempen Kein Konsens in Sachen Denkmalschutz

Stadt Kempen · Einen Denkmalpflegeplan wird es für Kempen ebenso wenig geben wie einen Beirat, der die Denkmalpolitiker berät. Die entsprechenden Anträge der Grünen wurden im Fachausschuss abgelehnt. Bürgerinitiative kritisiert Verwaltung.

 Das unter Denkmalschutz stehende Haus An St. Marien 8 auf dem Kempener Kirchplatz will der private Eigentümer umbauen. Das Dach soll hochgezogen, eine Gaube in die Fassade eingebaut werden.

Das unter Denkmalschutz stehende Haus An St. Marien 8 auf dem Kempener Kirchplatz will der private Eigentümer umbauen. Das Dach soll hochgezogen, eine Gaube in die Fassade eingebaut werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

"Alles beim Alten in der Kempener Denkmalpolitik?" fragt die Bürgerinitiative "Denk mal an Kempen" angesichts der aktuellen Diskussionen um Denkmalschutz-Vorhaben in Kempen. In der jüngsten Sitzung des Fachausschusses am Montagabend wurde nur allzu deutlich, dass die Fronten zwischen Grünen und SPD auf der einen Seite und CDU, FDP und Freien Wählern auf der anderen Seite nach wie vor verhärtet sind.

Die Anträge der Fraktion der Grünen zum Denkmalpflegeplan und Denkmalbeirat wurden erwartungsgemäß lediglich von der SPD unterstützt. Wie berichtet, hatte sich die CDU bereits im Vorfeld der Sitzung entschieden, vom bisherigen Weg in Sachen Denkmalschutz in Kempen abzurücken. Die Aufstellung eines Denkmalpflegeplans sei zu aufwendig und mit hohen Kosten verbunden, argumentierte die CDU. Einen Beirat mit externen Sachverständigen lehnten Union, FDP und Freie Wähler ebenfalls ab. Stattdessen sollten, so wie es auch die Stadtverwaltung vorgeschlagen hatte, von Fall zu Fall Sachverständige hinzugezogen werden.

Das erhoffte Umdenken in der Denkmalpolitik habe nicht eingesetzt, kritisiert die Initiative "Denk mal an Kempen". Die hatte sich bekanntlich am Streit um den Erhalt des Hauses Peterstraße 20 vor einem Jahr gegründet. Damals war eine grundlegend neue Ausrichtung in der Denkmalpolitik in Kempen gefordert worden. Die Initiative kritisiert auch jetzt wieder, dass Stadt und Rheinisches Amt für Denkmalpflege in wichtigen Punkten nicht übereinstimmen und dass die Stadt Hinweise des Denkmalamtes - etwa zum geplanten Umbau des Hauses An St. Marien 8 direkt im Schatten der Propsteikirche - komplett übergangen werden.

Die Stadt habe in der Vergangenheit mehrfach die mangelnde Kompromissfähigkeit des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) kritisiert. Im konkreten Fall zeige das Denkmalamt aber eine deutliche Kompromissbereitschaft. Es geht unter anderem um den Einbau einer Dachgaube, die aus Sicht der LVR-Denkmalexperten das Gesamtbild der Fassade des unter Denkmalschutz stehenden Hauses beeinträchtigt. Die Stadt dagegen hält den Eingriff in die Fassadengestaltung für vertretbar. Auch die Kempener CDU hält den von der Stadt vorgeschlagenen Weg für einen "guten Kompromiss zwischen Denkmalwert und Wohnnutzung", wie es CDU-Ratsherr Peter Fischer im Ausschuss formulierte.

Deutliche Kritik gab es für die Stadtverwaltung nach der Entscheidung des Landesbauministers, die Gebäude der ehemaligen Schachtanlage in Tönisberg unter Denkmalschutz zu stellen. Als "geradezu grotesk" bezeichnete es SPD-Ratsherr Heinz Wiegers, dass die Stadt im Nachhinein versuche, dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Die Verwaltung habe in der Sache wenig professionell agiert. Aus Sicht der SPD muss nun alles getan werden, die Anlage für die Zukunft zu sichern, betonte Wiegers. Die Sozialdemokraten fordern die Stadt auf, das Gespräch mit der Bürgerinitiative zum Erhalt der Zeche zu suchen. Auch sollten andere Initiativen, die erfolgreich im Bereich der Industriedenkmalpflege gearbeitet haben, zu Rate gezogen werden. Gemeinsam gelte es, kreative Nutzungsideen für die Anlage auf dem Wartsberg zu entwickeln.

Dem schloss sich auch Grünen-Fraktionssprecher Joachim Straeten an. Der Zechenturm sei kein ungeliebtes Denkmal, er gehöre zu Kempen dazu, betonte er. Man müsse nun nach vorne schauen und ein Nutzungskonzept unter Beteiligung der Bürger entwickeln. Von der CDU gab es in der Sitzung des Denkmalausschusses keine Stellungnahme zum Ministerentscheid.

Mit breiter Mehrheit wurde die Planung für die Neubebauung im Bereich Peterstraße/Donkwall in der Kempener Altstadt angenommen. Hier plant der Investor, die Wohnungsbaugesellschaft Schmitz, einen neuen Komplex mit Wohnungen und einem Ladenlokal. Die unter Denkmalschutz stehende Fassade des Hauses Peterstraße 20 soll in den Neubau integriert werden. Obwohl dies vom Rheinischen Denkmalamt bemängelt worden war, folgte der Ausschuss dem Vorschlag des Investors. Nur die SPD-Stadtverordnete Irene Steeger stimmte gegen diese Planung.

(RP)
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