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"Gut Brand" in Grefrath Der Meiler ist angezündet

Gemeinde Grefrath · Der erste Dorenburg-Meiler brennt. Unter den Augen der Besucher entfachte die Köhlerei Reichswalde das Kopfholz. Noch bis zum 9. Juni sind die Köhler zu Gast im Niederrheinischen Freilichtmuseum.

 In seiner Festtagstracht arbeitet Wilhelm Papen auf dem Meiler.

In seiner Festtagstracht arbeitet Wilhelm Papen auf dem Meiler.

Foto: norbert prümen

Kaum hält Jano den Holzstab mit dem aufgesteckten Anzünder an der Spitze in die Feuerschale, so flammt dieser hell auf. Ein bisschen erinnert es an das Olympische Feuer, als der Sechsjährige und sein Vater Markus Heßelmans sich mit dem brennenden Stab in Richtung des Meilers bewegen und die dort angelehnte Holzleiter hinaufklettern. Oben angekommen, richten sich die Augen aller Besucher im Niederrheinischen Freilichtmuseum voller Spannung auf Jano, denn er darf den Meiler unter der fachlichen Anleitung von Heßelmans entzünden.

Kaum führt das jüngste Mitglied im Köhlerteam Reichswalde das Feuer an das Buchenholz, das an der Spitze aus dem Raumantel aus Silage und dem darüber liegendem Erdmantel herausschaut, fängt das sogenannte Kopfholz an zu brennen. Mit einem dreifachen "Gut Brand" auf den Meiler, dem traditionellen Köhlergruß, begrüßen alle das Ereignis, das die Verschwelung des Meilers in Gang setzt.

Eine Premiere für Jano, der diese wichtige Aufgabe zum ersten Mal übernehmen darf, aber auch eine Premiere für das Niederrheinische Freilichtmuseum. Denn das Köhlerhandwerk hat hier zum ersten Mal Einzug gehalten. "Ab jetzt dürfen wir den Meiler nicht mehr alleine lassen. Wir bewachen ihn rund um die Uhr. Wobei wir ihn in rund 15 Minuten erst einmal andrücken und die Flammen ersticken müssen", erklärt Wilhelm Papen vom Köhlereiteam, der genau wie seine Kollegen in der klassischen Festtagstracht der Köhler am Niederrhein steckt. Schwarze Schuhe, Hose, Hut und Weste, dazu ein weißes Hemd und ein rotes Halstuch. Blickfang der Weste sind acht rote Knöpfe. Sie stehen für die acht Monate, in denen ein Köhler am Meiler arbeitet.

Während alle Besucher auf den nächsten Arbeitsschritt warten, erklärt Papen anhand eines kleineren, eigens aufgebauten Meilers, der im Querschnitt geöffnet ist, den Aufbau, der um die Quandelstange herum mit Buchenholzscheiten errichtet wird. Dem schließen sich Raudach und Erdmantel an. "Der Meiler muss von oben nach unten und von innen nach außen verschwelen", erläutert der Fachmann. Dann ist es soweit. Papen greift zur Schaufel und klettert die Leiter am Meiler empor. Oben angekommen beginnt er die brennenden Scheite platt zu schlagen.

Heßelmans gibt von unten über den Wasserschlauch ein wenig Wasser auf die Meilerspitze. Es beginnt zu qualmen. "Wir können Rauchzeichen geben", scherzt einer der Besucher, was ein allgemeines herzliches Lachen auslöst. Papen hat inzwischen den Eisendeckel mit dem erhöhten Griff auf den Meiler getragen und legt ihn so auf, dass eine Ecke offenen bleibt, damit der Rauch abziehen kann. Weitere dichte Rauchschwaden sammeln sich über dem Meiler und lassen Papen wie einen Geist auf dem Meiler erscheinen. Damit ist die Arbeit aber noch nicht fertig. Heßelmans und Erik Eilert werfen Silage per Mistgabel hoch, die Papen mit der Schaufel fest um den Deckel drückt. "Es wird warm an den Füßen", ruft Papen von oben herunter und deutet mit der Schaufel an die Stellen, wo die beiden unten stehenden Köhler nun die Erde hinaufwerfen sollen, damit der Erdmantel geschlossen werden kann.

Ein nicht einfaches Unterfangen in dem dichten Rauch. Danach kommt der Rumenstab zum Einsatz, mit dem Papen die ersten Rauchlöcher kurz unterhalb der Meilerplatte sticht. "Wenn der Rauch stahlblau wird, ist das ein Zeichen, dass die Kohle anfängt zu verbrennen. Dann müssen die Rauchlöcher zugemacht werden und 20 Zentimeter tiefer neue gestochen werden. Schließlich wollen wir keinen Brand, sondern eine Verschwelung", informiert Heßelmans. Zudem müssen die vier Köhler, zu denen noch Willi Engelen gehört, die Zuglöcher steuern. Sechs Stück dieser Löcher befinden sich am Fuße des Meilers. Wobei die ins Innere ragenden Metallrohre mit Holzstopfen verschlossen sind.

Außerdem gilt es in den ersten ein bis zwei Tagen alle anderthalb bis zwei Stunden auf den Meiler zu gehen, um ihn von oben mit weiteren Buchenholz zu befüllen, bevor er endgültig verschlossen wird und die Verschwelung einsetzt. Später folgt zudem das Beihauen des Erdmantels.

Alles Dinge, für die ein Köhler ein Auge haben muss. "Am Meiler wird nicht geschlafen", sagt Papen. Vielmehr sind alle vier Köhler in Schichten bei der Arbeit anzutreffen, Tag wie Nacht. Dafür gibt es später dank der langsamen Verschwelung qualitativ hochwertige Holzkohle, die beim Grillen weder raucht noch riecht.

(tref)
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