Gemeinde Grefrath Das schwarze Gold der Dorenburg

Gemeinde Grefrath · Dem 31. Mai fiebert Herbert Kättner mit Spannung entgegen. Der Vorsitzende des Museumsvereins Dorenburg darf nämlich am Feiertag um Punkt 11 Uhr zusammen mit den Köhlern den Meiler entzünden. Für das Niederrheinische Freilichtmuseum ist es eine Premiere, die Köhlerei Reichswalde mit ihrem Handwerk begrüßen zu können. "Viele Menschen kennen das Köhlerhandwerk nicht. Uns ist es eine Herzenssache, diesen traditionell wichtigen Handwerksberuf vorstellen zu können. Wir sind dem Museumsverein dankbar, der dafür die Kosten übernommen hat", sagt Kevin Gröwig, der stellvertretende Museumsleiter.

 Sie stellten gestern das Programm der erstmals stattfindenden Köhlerwoche vor (v.l.): Willi Engelen, Wilhelm Papen, Erik Eilert, Herbert Kettner, Markus Heßelmans und Kevin Gröwig.

Sie stellten gestern das Programm der erstmals stattfindenden Köhlerwoche vor (v.l.): Willi Engelen, Wilhelm Papen, Erik Eilert, Herbert Kettner, Markus Heßelmans und Kevin Gröwig.

Foto: Norbert prümen

Wobei insbesondere die Materialkosten ins Kontor schlagen. Etliche Kubikmeter Buchenholz sind nämlich nötig, um einen Meiler zu bauen. Im September vergangenen Jahres wurde das abgelagerte Holz bereits im Museum eingelagert, das jetzt von dem vierköpfigen Köhlerteam zu einem Meiler aufgeschichtet wird. "Zischen 17 und 25 Raummeter sind Meiler am effektivsten", informiert Wilhelm Papen von der Köhlerei Reichswalde. Der Meiler im Museum wird zwischen 17 und 18 Kubikmeter haben. Die Wiese zwischen der Hofanlage Hagen und dem "Pannekoekehaus" hat sich bereits verwandelt. Auf einer kreisrund abgestochenen Fläche ist ein Holzgestell zu sehen, dessen im Mittelpunkt stehende Quandelstange bereits von etlichen Holzscheiten ummantelt ist. Wobei die Neigung der Scheite nach außen immer größer wird. Generell gilt: Je kleiner die Hohlräume sind, umso besser wird die Qualität der Kohle. Im Anschluss wird das Holz mit einem Raudach, in diesem Fall handelt es sich um Silage, abgedeckt und mit einem Erdmantel am Boden luftdicht verschlossen.

 Wilhelm Papen hat sich im Freilichtmuseum unverzüglich an die Arbeit gemacht.

Wilhelm Papen hat sich im Freilichtmuseum unverzüglich an die Arbeit gemacht.

Foto: Prümen Norbert

Im oberen Bereich stechen die Köhler dann die Rauchlöcher und im unteren Part die Zuglöcher, die zur Regulierung der Sauerstoffzufuhr dienen. "Wenn der Meiler fertig ist hat er einen Durchmesser von 4,50 Meter und eine Höhe von 2,50 Meter", informiert Papen, der Schreiner ist und die Köhlerei seit 25 Jahren als Hobby betreibt. Angezündet wird der Meiler von oben.

Wenn es also am Donnerstag auf dem Museumsgelände anfängt zu qualmen ist dies kein Grund die Feuerwehr zu rufen. Es handelt sich lediglich um den qualmenden Meiler, der rund um die Uhr von den Köhlern beobachtet wird. Im Laufe der Verschwelung schrumpft der Meiler auf 40 Prozent seines Volumens. Zu den Aufgaben der Köhler gehört das Beihauen des Erdmantels, denn es dürfen keine Hohlräume entstehen. Zudem muss von oben nachgelegt werden. "Wenn man auf den Meiler steigt, ist das die gefährlichste Arbeit des Köhlers. Bricht man ein, erwarten einen Temperaturen von 400 bis 500 Grad", sagt Papen.

Je langsamer die Verschwelung vonstatten geht, umso höher ist der Ertrag und die Qualität des Endproduktes. Gute Kohle ist so unter anderem am Geruch zu erkennen. Sie riecht nämlich nicht, wenn mit ihr gegrillt wird. Kohle hat aber auch andere Einsatzgebiete. Das Material findet sich unter anderem in Filteranlagen und bei der Kohletablette handelt es sich um Holzkohle.

Die Hille-Bille haben die Köhler natürlich auch nach Grefrath mitgebracht. Mit diesem Holzgestell, an dem Holzplatten baumeln, gab der Köhler in früheren Zeiten, wenn etwas nicht stimmte und er Hilfe brauchte, mittels eines Holzklotzes Alarm. "Die Hille-Bille soll fünf Kilometer weit zu hören gewesen", sagt Papen.

Wenn es nun in der kommenden Woche im Museum heißt, "Der Meiler ist gar" ist die Kohle fertig. Die entstandene Kohle wird beim Meilerfest "Holz& Kohle" in fünf Kilogramm Säcken verkauft. Das schwarze Gold der Dorenburg kostet pro Sack zehn Euro, wobei es sich um 100prozentige, langsam verschwelte Buchenkohle und damit um ein absolutes Qualitätsprodukt handelt.

(tref)
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