Kamp-Lintfort High Noon als mörderischer Theaterspaß

Kamp-Lintfort · "Mord auf der Gartenschau - ein Camp-Lintfort-Western-Krimi" hieß es in der Stadthalle. Der Literaturkurs des zwölften Jahrgangs der Unesco-Schule sorgte für zwei unterhaltsame Stunden..

 Der Sheriff wird's schon richten: Eine Szene aus dem Stück, dessen Darsteller tosenden Applaus erhielten.

Der Sheriff wird's schon richten: Eine Szene aus dem Stück, dessen Darsteller tosenden Applaus erhielten.

Foto: Klaus Dieker

Gleich zu Beginn des Theaterstücks passiert ein Mord im Kamper Klostergarten, und das ausgerechnet kurz vor Eröffnung der Landesgartenschau. So beginnt das Schülerstück "Mord auf der Gartenschau - ein Camp-Lintfort-Western-Krimi". Mit viel Spielfreude, einem hohen Maß an Improvisation und hohem Tempo entführten die Darstellenden ihr Publikum in den Wilden Westen, der gleich in Kamp-Lintfort beginnt. Kleiner Unterschied zu den Cowboys und Siedlern im Wilden Westen: Sie trugen zwar karierte Hemden und den Cowboyhut, aber keine Cowboy-Stiefel mehr, sondern Sneakers.

Das Stück, an dem der Literaturkurs der Unesco-Schule seit Jahresbeginn intensiv gearbeitet hat, verfährt nach klassischem Vorbild eines Westerns: Siedler nehmen Land in Besitz. Wie agieren heute die Erben einer heroisierenden Vergangenheit - das gehört mit zur zentrale Frage des bald zweistündigen Theaterspaßes.

Zunächst ging es darum, den Mord an dem Bergmann aufzuklären. Die verschiedensten Ermittlerprofile erlebten die Zuschauer. Eine gewisse Ähnlichkeit zum schroffen Duisburger "Schimmi" und anderen TV-Helden war vielleicht nicht beabsichtigt, aber nahe dran. Der Ermittlungsverlauf nimmt allerdings immer wieder neue Wendungen, denn der stadtbekannte Ganove Frank Miller hat seine Ankunft angekündigt, und das riecht mächtig nach Vergeltung. Vor allem Sheriff Kane muss sich warm anziehen. Das Stück nimmt einen rasanten Verlauf, als Helen Ramirez die Bühne betritt. Sie lässt ihren Charme spielen. Der "Schwarze Diamant", die legendäre Kneipe in Kamp-Lintfort, kommt ins Spiel und damit auch Örtlichkeiten der Lokalgeschichte. Und plötzlich gerät das gerade inthronisierte Maskottchen der Landesgartenschau "Kalli" noch in den Fängen der beiden Cowboys. Goldgräberstimmung scheint selbst bei der Landesgartenschau möglich, denn mit Kalli ließe sich jede Menge Geld machen, so die Meinung der beiden Cowboys, wenn sie mal nicht "etwas Alkohol" trinken.

Vorbild für den Western im 21. Jahrhundert ist der Filmklassiker "High Noon" ("Zwölf Uhr mittags"), der die Akteure inspirierte und sie von anderer Seite den Strukturwandel in Kamp-Lintfort verarbeiten lässt. Früher waren es die Mönche, die das Gelände urbar machten, Wissen und Know-how mitbrachten. Zur nächsten Etappe gehört der Bergbau. Die zukünftige Entwicklung der Stadt wird von Landesgartenschau bestimmt und setzt erneut ungeahnte innovative Kräfte frei. Im Vorfeld hatte sich der Literaturkurs mit der lokalen Geschichte auseinandergesetzt.

Dass die Darstellenden mit Szenenapplaus und tosendem Schlussapplaus belohnt wurden, versteht sich. Den Theaterabend gestalteten elf Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in Mehrfachbesetzung: Emma Capra, Orhan Dilsiz, Levin Jäkel, Philip John, Pascal Koppers, Lejla Muminovic, Caitlin Pilenz, Zoe Potschka, Annalena Schuhmacher, Saskia Weber und Celine Zurek; Licht: Julian Jacobs und Paul Dohmen; Leitung: Jörg Grütjen.

(sabi)
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