Kaarst 26-Jähriger feiert Erfolg mit Fußballfan-Lied

Kaarst · Hiphopper JayJay hat einen Protestsong gegen das Stadionsicherheitskonzept des Deutschen Fußball-Bunds geschrieben.

 Der Musiker JayJay heißt eigentlich Jason Firchow. Im Herbst gewann er den Nachwuchs-Wettbewerb "City Beats".

Der Musiker JayJay heißt eigentlich Jason Firchow. Im Herbst gewann er den Nachwuchs-Wettbewerb "City Beats".

Foto: Bernd Schaller

Um 11 Uhr veröffentliche JayJay sein Lied im Internet, um 14.30 Uhr rief das Fernsehen an — so schnell beginnen Pop-Karrieren heute. JayJay, 26 Jahre alter Hiphopper aus Düsseldorf und gebürtiger Kaarster, hat in der vergangenen Woche einen großen Karriereschritt gemacht. Sein Lied "Ich lieb mein' Verein" zählt allein bei der Video-Plattform Youtube schon rund 180 000 Aufrufe, beim führenden Internet-Musikverkäufer iTunes stieg es bis in die Top 100.

Offenbar sprach JayJay vielen Fußball-Fans aus dem Herzen. Sein Lied ist ein Protestsong gegen das Stadionsicherheitskonzept des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) und gegen das nach Meinung des Sängers verzerrte Bild, das in den vergangenen Monaten von Fußball-Fans gezeichnet wurde — als Hooligans und Spinner. Zwar gebe es ein paar Krawallmacher, so heißt es in dem Lied, aber die meisten Fans hätten mit Gewalt nichts im Sinn, sondern wollten gute Stimmung im Stadion. "Fußball lebt durch seine Fans." Das ZDF-Sportstudio zeigte vor kurzem einen langen Ausschnitt aus dem zugehörigen Musikvideo, um die Position der Fans in der aufgeheizten Debatte um die Sicherheit zu verdeutlichen — das hat viel Aufmerksamkeit gebracht.

JayJay kommt im Video mit Mütze und Sonnenbrille als harter Kerl daher, hat aber auch eine bürgerliche Seite. Er heißt eigentlich Jason Firchow (der Vorname wird deutsch ausgesprochen), studiert Marketing und arbeitet halbtags für eine Unternehmensberatung. Im Gespräch ist er ein ruhiger, besonnener Typ. "Wenn ich Musik mache, lasse ich Dampf ab", sagt er. Die Leidenschaft für Fußball und vor allem die Fortuna hat ihn schon vor dem Protestsong in Fankreisen bekanntgemacht.

Er ist in Kaarst aufgewachsen, die Eltern sind Schauspieler. Mit 18 zog er nach Düsseldorf. Seitdem ist er Stammgast in der Kurve. Mit der Band "Neuer Westen" sang er den Song "Fortuna", außerdem stammt das kurze Lied, das immer nach einem Fortuna-Tor in der Arena gespielt wird, von ihm. Schon vor dem Protestsong ging es für JayJay aufwärts: Im Herbst gewann er den Nachwuchswettbewerb "City Beats" der Jungen Aktionsbühne. Das Geld steckte er in die Aufnahme von "Ich lieb mein' Verein".

Die Idee für den Song sei ihm nach dem Streit zwischen den Fortuna-Fans beim Spiel gegen Hannover im Dezember gekommen, erzählt er. Damals verließen zum wiederholten Mal Tausende organisierte Fans aus Protest gegen den DFB die Arena — und wurden von anderen Fortuna-Anhängern ausgepfiffen. JayJay hatte den Eindruck, dass die Fans ihre Position nicht genug erklärt hatten. "Deshalb habe ich das Lied gemacht." Für das Video gewann er rund 100 andere Fortuna-Anhänger als Statisten. Die Aufnahmen wurden im Eisenbahner-Stadion am Flinger Broich gemacht.

JayJay wartet gespannt, wie sich die Geschichte mit seinem Song weiter entwickelt. Auf CD will er ihn übrigens nicht veröffentlichen — die verkaufen sich heute nicht mehr, sagt er. Er arbeitet gemeinsam mit dem Rapper Blumio und Sängerin Jessica Jean außerdem an einem neuen Album, in dem es nicht in erster Linie um Fußball gehen soll. Es soll voraussichtlich im Sommer erscheinen.

(arl)
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