Serie 150 Jahre Löschzug Stadt (1) Turner gründen den ersten Löschzug

Hückeswagen · Der Löschzug Stadt, die Keimzelle der Hückeswagener Feuerwehr, besteht seit 150 Jahren. In einer Serie beleuchtet unsere Redaktion in den kommenden Wochen die Entwicklung der Wehr. Der Fokus zum Auftakt liegt auf der Gründung 1868.

 Als Ausstattung der Turner-Wehr diente in den Anfängen ein weißer Anzug, Helm, Seil, Einreißhaken und Karabiner. Das Bild zeigt vermutlich Alexander von Polheim, der bei der Gründung vor 150 Jahren zum Feuerwehrhauptmann ernannt worden war.

Als Ausstattung der Turner-Wehr diente in den Anfängen ein weißer Anzug, Helm, Seil, Einreißhaken und Karabiner. Das Bild zeigt vermutlich Alexander von Polheim, der bei der Gründung vor 150 Jahren zum Feuerwehrhauptmann ernannt worden war.

Foto: Meuwsen / Archiv von Polheim

Hückeswagen Fitness war vermutlich eine Grundvoraussetzung für die Kameraden der Feuerwehr vor 150 Jahren. Beförderten sie doch ihre Hilfsmittel zu Fuß und mit Muskelkraft zum Brandort. Von einer Acht-Minuten-Frist wie heute, die zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen am Einsatzort verstreichen darf, war damals noch längst keine Rede. Wie dürftig die Ausstattung im Jahr 1868 war und wie beschwerlich der Einsatz und gefahrvoll die Löschversuche gewesen waren, ist heute unvorstellbar und nur noch auf historischen Ausstellungen und in Museen zu sehen. Daher kam es nicht von ungefähr, dass es Sportler waren, die sich 1868 in Hückeswagen zu einer Turner-Feuerwehr zusammenschlossen.

Doch wie sah das Löschwesen in einer Zeit in Hückeswagen aus, in der Brände, Unwetter und Hochwasser als Schicksalsschläge hingenommen werden mussten? In den Hückeswagener Häusern gab es Ledereimer. An zentralen Stellen waren Einreißhaken und -ketten gelagert, vorhanden waren auch einfache Handspritzen mit Deichseln.

In der langen Geschichte der Stadt kam es immer wieder zu großen Feuerkatastrophen, wie die beiden verheerenden Stadtbrände von 1753 und 1760. Aufgrund der mittelalterlichen Baustruktur und der damals verwendeten Baumaterialien, verbunden mit einem schlecht organisierten Feuerlöschwesen, wurden aus Bränden nicht selten Katastrophen. Zu diesem Zeitpunkt hofften die Bürger mehr auf die Gunst der umschlagenden Witterung, als auf das Können mutiger Nachbarn.

Im Jahr 1863, also fünf Jahre vor der Gründung der Turner-Wehr, befassten sich die Stadtväter und Bürgermeister Heinrich Gottfried Eschmann mit der Notwendigkeit eines zentralisierten Brandschutzes. Die Turner selbst waren es, die einen Antrag zur Gründung einer Turner-Feuerwehr einreichten. 349 Taler wurden im Haushalt der Stadt vorsorglich für den Fall einer eventuellen Gründung und der erforderlichen Ausstattung veranschlagt. Zudem wurde als Lagerstätte der Feuerlöschprovisorien das Spritzenhaus auf dem Alten Schulplatz festgelegt.

Doch zunächst tat sich nichts. Erst durch die gestrafften Auflagen der Feuerversicherung und der Formierung des Feuerlöschwesens in den Nachbarstädten geriet die Stadt unter Zugzwang. Der Vorschlag der Turner wurde aus der Schublade geholt.

Die Gründungsversammlung fand am 6. Dezember 1868 in der Gaststätte "Ruhmeshalle" statt. Erster Feuerwehrhauptmann wurde Turnwart Alexander von Polheim. Für die Grundausstattung mussten 750 Taler berappt werden. Turnverein-Vorsitzender Carl Bremer und Alex von Polheim gingen daraufhin "Klinken putzen". Doch erst durch einen Beitrag der "Rheinischen Feuer-Societät zu Koblenz" konnten die benötigten Gerätschaften funktionstüchtig gemacht werden. Ein Muss waren die sonntäglichen Übungen am Spritzenhaus.

Beim ersten Brand in Westhofen, vier Monate nach der Gründung, rückten 52 Mann aus. Als kurz darauf die Troost'sche Fabrik in Flammen stand, wurde so zügig und systematisch gelöscht, dass die Feuerversicherungsanstalt Colonia eine Prämie von 15 Talern auszahlte. Nach einer weiteren Spende von 50 Talern konnten für alle Feuerwehrmänner Helme angeschafft werden.

Doch die anfängliche Euphorie erlahmte - die Übungen waren nur noch schwach besucht. Um diesem Übel abzuhelfen, wurde beschlossen, dass der Beitritt der Wehr nicht nur Mitgliedern des Turnvereins, sondern jedem unbescholtenen Einwohner von Hückeswagen gestattet war. Durch den verstärkten Zulauf gründete sich im August 1871 ein erster und zweiter Löschzug.

Die alte Traditionsfahne der Wehr zeigt neben dem Wahlspruch aller Feuerwehren "Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr" die vier "F" der Turner - Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei. Die Turner-Feuerwehr hat sich mit ihrem Einsatz um Hückeswagen verdient gemacht. Somit bleibt die Gründungsgeschichte der hiesigen Wehr mit der Geschichte des Allgemeinen Turnvereins (ATV), dem Nachfolger des Hückeswagener Turnvereins, untrennbar verbunden.

(heka)
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