Hückeswagen Mit Liedtitel Polizei beleidigt

Hückeswagen · Mehr Sorgfalt in der Auswahl seiner Zitate: Das hätte einem 26-jährigen Mann aus Radevormwald höchstwahrscheinlich gut getan. An einem Tag Mitte Mai hatte er laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft vor der Hückeswagener Diskothek "Holzwurm" lauthals "Bullenschweine" gerufen. Vor Ort befand sich gerade eine Polizeistreife, die kurz zuvor wegen einer Schlägerei hinzugerufen worden war.

 Der Bundesgerichtshof hat die Rechte von Autoherstellern gestärkt.

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Foto: ddp, ddp

Es war ein Ausruf mit Folgen: Wegen Beleidigung fand sich der ledige Werkzeugmechaniker nun auf der Anklagebank des Amtsgerichts Wipperfürth wieder. Bei der Befragung durch den Strafrichter folgte dann eine verblüffende Erklärung des jungen Mannes: "Das war keine Beleidigung, sondern der Titel eines Liedes von den Böhsen Onkelz", offenbarte der junge Mann den verblüfften Prozessbeteiligten.

Von 22 Uhr an bis gegen fünf Uhr morgens hatte sich der Radevormwalder seinerzeit in der Hückeswagener Disco aufgehalten. Nachdem er den "Holzwurm" verlassen und sich auf den Heimweg gemacht hatte, blieb er an einer Ecke nochmals stehen und beobachtete von dort aus die Schlägerei, um dann gegenüber der Polizei verbal ausfällig zu werden. "Warum sind Sie denn der Polizei besonders aufgefallen?", wollte Richter Armin Lührs von dem Facharbeiter wissen. Der räumte kleinlaut ein: "Ich gebe zu, ich war ein wenig laut."

Für den Richter und die Staatsanwältin war die Sache damit klar. Sie werteten die Aussage des 26-Jährigen als Geständnis. Als vorbestraft gilt der Mann nicht, obwohl er auf die Frage nach den Vorbelastungen sagte: "Ich bin mal mit Marihuana erwischt worden." Das nach Unterlagen des Gerichts dennoch makellose Vorstrafenregister war der Grund, warum sich der Richter schließlich darauf einließ, das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße in Höhe von 500 Euro für einen guten Zweck einzustellen.

Bei der Auswahl des begünstigten Vereins sorgte Lührs unfreiwillig für große Heiterkeit im Gerichtssaal. "Das Geld kommt dem Förderverein der Musikschule Wipperfürth zugute", bestimmte er. Woraufhin die Staatsanwältin in Anspielung auf den Liedtitel der "Böhsen Onkelz", der im Prozess eine Rolle gespielt hatte, ergänzte: "Das ist für die Sänger."

(RP)
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