Hückeswagen Förderung im Lernstudio

Hückeswagen · Grundschüler der ersten beiden Schuljahre, die in ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind, erhalten an der Grundschule Wiehagen im Lernstudio eine besondere Förderung. Die Lehrerinnen zogen jetzt eine erste Bilanz.

Jan (*) hat Fortschritte gemacht. Als er vor zwei Jahren zur Schule kam, konnte er keinen Buchstaben lesen, geschweige denn Wörter oder ganze Sätze. Mittlerweile kommt der Drittklässler gut klar mit dem Lesen. Den Abstand zu vielen seiner Klassenkameraden, die damals schon mit Vorkenntnissen in den „Ernst des Lebens“ gestartet waren, hat Jan aufgeholt. Geholfen hat ihm dabei Christiane Höhfeld-Tietz. Die Lehrerin leitet das Lernstudio, Nachfolger des früheren Schulkindergartens. Während andere Kinder normalen Unterricht haben, übt sie mit einer kleinen Gruppe von Kindern, die in der Lernentwicklung noch nicht so weit sind wie Gleichaltrige. Das Lernen von Buchstaben und Wörtern geht zwar langsamer vonstatten, dafür kann sich Christiane Höhfeld-Tietz um die individuellen Defizite der Erst- und Zweitklässler kümmern.

Unterschiede schon beim Start

„Die Schere klafft auseinander“, hat Schulleiterin Ingelore Jacobs mit Blick auf die Fähigkeiten der i-Dötze beobachtet. Immer mehr Kinder seien des Lesens bereits mächtig, wenn sie auf die Schule kommen. „Dafür können andere mit Buchstaben nichts anfangen.“

Vor drei Jahren ersetzte die Landesregierung den Schulkindergarten durch das Lernstudio. Wichtigster Unterschied: Während früher Kinder, die im Unterricht nicht mitkamen, komplett im Schulkindergarten betreut wurden, werden sie heute nur zeitweise aus dem Klassenverband genommen. „Etwa sieben bis neun Stunden in der Woche“, berichtet Claudia Paradies, Klassenlehrerin der 1c. Den Rest werden sie zusammen mit ihren Klassenkameraden unterrichtet. Die Bilanz der Fördereinrichtung kann sich sehen lassen. „Sie hat sich größtenteils positiv bemerkbar gemacht“, versichert Christiane Höhfeld-Tietz. Die meisten Kinder seien inzwischen auf dem gleichen Stand wie die anderen.

Die ersten acht Wochen bis zu den Herbstferien beobachten sie und die Kolleginnen die Kinder im Unterricht. Dann wird entschieden, wer einer individuellen Förderung im Lernstudio bedarf. „Die Eltern werden unterrichtet“, sagt Claudia Paradies. Wer diese Förderung nicht wolle, dessen Kind werde nicht im Lernstudio betreut.

Der Erfolg ist sichtbar: „Im Lernstudio wird das Selbstvertrauen der Kinder aufgebaut“, unterstreicht die Lehrerin. „In der Klasse hätten sie Schwierigkeiten mitzukommen. Doch hier merken sie, dass sie etwas können. Das gibt ihnen Auftrieb.“ Bei Jan war’s so. Seit von den anfänglichen Defiziten nichts mehr spürbar ist, folgt er dem Unterricht wie die meisten seiner Klassenkameraden. Auch das ist ein Unterschied zum Schulkindergarten: Bei Erfolg werden die Schüler komplett in den Klassenverband integriert.

Belächelt werden die individuell betreuten Kinder nicht. Im Gegenteil: „Viele Schüler sagen, sie wollen auch mal mit ins Lernstudio“, erzählt Claudia Paradies.

(*) Name geändert

(RP)
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