Hückeswagener Zwillings-Frühchen Zwillingseltern zwischen Liebe, Glück und Erschöpfung

Hückeswagen · Im September kamen Joris und Matheo auf die Welt – elf Wochen zu früh. Das erste Weihnachtsfest ist für die Familie deshalb ein ganz besonderes.

 Maren und Daniel Lustermann sind seit drei Monaten Eltern der Zwillinge Matheo und Joris – die Jungs kamen elf Wochen zu früh auf die Welt.

Maren und Daniel Lustermann sind seit drei Monaten Eltern der Zwillinge Matheo und Joris – die Jungs kamen elf Wochen zu früh auf die Welt.

Foto: Jürgen Moll

Friedlich schlummernd liegen Joris und Matheo in ihren Bettchen. Es sind die wenigen ruhigen Momente, die ihren Eltern gegönnt sind. Seit der Geburt halten sie Mutter Maren und Vater Daniel Lustermann mächtig auf Trab – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Denn die Babys kamen bereits elf Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt. Als Frühchen.

Für Maren und Daniel Lustermann sind es absolute Wunschkinder nach ihrer Hochzeit im Juni 2019. „Als ich erfuhr, dass es Zwillinge werden, musste ich erst einmal schlucken“, erinnert sich die junge Mutter an diesen Moment. Zwar ist auch ihr Opa ein Zwilling. Damit gerechnet, selbst mit Zwillingen schwanger zu werden, hatte die 31-Jährige jedoch nicht. Der eigentliche Geburtstermin wäre der 9. Dezember gewesen, doch dann ging alles viel schneller als ausgerechnet. „Einen Tag nach meinem Geburtstag bekam ich zuerst leichte Blutungen, dann platzte die Fruchtblase“, erzählt Maren Lustermann. Trotz aller Versuche, die Wehen zu unterdrücken, kamen Joris und Matheo in der Nacht zum 20. September per Kaiserschnitt im Leverkusener Krankenhaus zur Welt.

„Ich war wie im Schockzustand, alles war so unwirklich“, erinnert sich die junge Frau an die Stunden, in denen sich die Ereignisse überschlugen. „Wir hatten kurz vorher noch ein Aufklärungsgespräch mit der Kinderärztin über die Risiken, falls die Kinder drei oder vier Wochen zu früh auf die Welt kommen. Und ein paar Stunden später waren sie da“, fügt sie hinzu.

Der frisch gebackene Vater durfte noch die Nabelschnur durchtrennen, dann mussten die Frühchen schnellstmöglich auf der Kinder-Intensivstation versorgt werden. Angeschlossen an Beatmung, Ernährungssonde und Monitoren durfte Daniel Lustermann seinen Sohn Matheo ein paar Stunden später das erste Mal spüren. „Er hatte ein paar Startschwierigkeiten und wurde mir auf die Brust gelegt. Danach hat er sich gefangen“, erzählt der 45-Jährige von diesem intensiven Moment. Die junge Mutter konnte am nächsten Morgen ihre Kinder im Inkubator sehen und streicheln. Sie waren bei der Geburt gerade einmal 36 und 37 Zentimeter groß und wogen nur knapp über ein Kilogramm. Mittlerweile sind die Zwillinge zu Hause. Kurz vor der Geburt sind die Erzieherin und der Soldat in eine ebenerdige Wohnung nach Wipperfürth gezogen. „In Hückeswagen wohnten wir im vierten Stock ohne Aufzug, das war schon in der Schwangerschaft sehr anstrengend“, berichtet das Paar.

Die erste Nacht mit den Zwillingen im eigenen Heim werden Maren und Daniel Lustermann nicht vergessen. „Es war der Horror, denn im Krankenhaus wurden die Herztöne und die Atmung die ganzen acht Wochen an Monitoren überwacht – zu Hause herrschte dann plötzlich Totenstille“, erinnert sich der 45-Jährige. „Wir haben uns natürlich Sorgen gemacht, ob alles gut geht und immer geguckt, ob sie auch atmen“, fügt seine Frau hinzu.

Noch bis Januar kümmern sich die Eltern gemeinsam um die Zwillinge, dann beginnt für den Vater wieder der Arbeitsalltag. In der Eingewöhnungszeit ist das Elternpaar zu einem eingespielten Team geworden, auch wenn die eigenen Bedürfnisse definitiv zu kurz kommen. „Unser Tag besteht derzeit aus Füttern, Wickeln, Schlafenlegen und Physiotherapie. Wenn man Glück hat, findet man selbst etwas Zeit zum Essen und für den Haushalt“, sagt Maren Lustermann. Ganz wichtig ist den Eltern das „Känguruing“, bei dem die Babys mit Hautkontakt auf der Brust des Vaters oder der Mutter liegen, was gerade für Frühchen sehr wichtig ist.

Dreimal täglich sollen die Eltern Übungen mit ihren Kindern machen, um die Muskulatur zu stärken. Außerdem hätten die Zwillinge ständig Hunger, was aber auch förderlich ist, um zuzunehmen und die Zeit, die sie noch im Mutterleib verbracht hätten, aufzuholen. Auf drei Kilogramm Körpergewicht haben es Joris und Matheo schon geschafft. „Die Jungs machen das wirklich großartig – sie sind Kämpfer“, ist die 31-Jährige stolz auf ihre Kinder.

Wann ihre Eltern schlafen dürfen und wann es Zeit zum Stillen ist, bestimmen derzeit die zwei Babys im Hause Lustermann. „Die beiden sind da oft unterschiedlicher Meinung“, verrät der Zwillingsvater und lacht. Für die Familie wird es nun ein ganz besonderes Weihnachtsfest im engsten Familienkreis. Und was könnten die Eltern ihren Kindern Schöneres schenken, als ihnen mit viel Liebe, Zuwendung und Geduld den frühen Start ins Leben zu erleichtern. . .

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