Hückeswagener Rathaus-Hausmeister Der gute Geist des Schlosses geht in den Ruhestand

Hückeswagen · Seit 33 Jahren arbeitet Karl-Bernd Schlamm (64) bei der Stadt, 31 Jahre davon als Hausmeister. Heute, Mittwoch, schließt er zum letzten Mal die Türen des Schlosses auf, bevor er in Ruhestand geht. Am liebsten arbeitete er im Hintergrund.

 Karl-Heinz Schlamm, Hausmeister der Stadt Hückeswagen, geht am Tag vor Heiligabend in den Ruhestand.

Karl-Heinz Schlamm, Hausmeister der Stadt Hückeswagen, geht am Tag vor Heiligabend in den Ruhestand.

Foto: Jürgen Moll

Wohl keiner kennt sich im Schloss so gut aus wie Karl-Bernd Schlamm. Immerhin ist er seit 31 Jahren bei der Stadt als Hausmeister angestellt und kennt jede Steckdose, jeden Stuhl und jede Lampe. Selbst im Gewölbekeller ist er unterwegs, ohne jedoch jemals auf einen Schlossgeist gestoßen zu sein. „Der existiert nicht“, versichert „Kalli“ Schlamm lachend. Seine Kollegen von der Stadtverwaltung könnten ihn jedoch als guten Geist des Schlosses bezeichnen – denn seine Arbeit und Verlässlichkeit wurden bisher immer sehr geschätzt. Heute endet jedoch die berufliche Laufbahn des gelernten Kochs, denn Schlamm wechselt in den Ruhestand.

Der 64-Jährige erinnert sich noch gut an die Anfänge seiner Hausmeister-Tätigkeit: „Damals war ich vertraglich auch noch als Fahrer von Stadtdirektor Hans Jürgen Pauck und Bürgermeister Manfred Vesper zuständig.“ Im schicken Anzug kutschierte er die Stadtoberhäupter im Chefwagen, einen Opel Omega, zu ihren Terminen. Einen grauen Hausmeisterkittel hat Karl-Bernd Schlamm jedoch in all den Jahren nicht angezogen. „Die Kittel von meinem Vorgänger Heinz Schubert hingen hier anfangs zwar überall herum, ich wollte und musste sie aber nicht tragen“, erinnert er sich lachend.

Sein Tagesablauf ist gut strukturiert, die spontan eintreffenden Aufgaben werden möglichst zeitnah erledigt. Jeden Morgen um kurz vor Sieben schließt er das Schloss auf, dann kocht er Kaffee für alle, leert den Briefkasten, fährt erst seinen Computer hoch und dann die Postwege ab. Der Hausmeister kümmert sich dabei nicht nur um das Schloss, auch das Bürgerbüro am Bahnhofsplatz, die Verwaltung des Regionalen Gebäudemanagements und die Stadtbibliothek gehören zu seinem Zuständigkeitsbereich. Unter anderem übernimmt er die Beflaggung des Fahnenmastes und bereitet Ratssitzungen und Veranstaltungen vor. „Im Heimatmuseum musste man früher schon mal 80 Holzstühle schleppen, das fällt mit der Zeit immer schwerer“, gibt der 64-Jährige zu.

Dennoch hat ihn die Arbeit fit und schlank gehalten. „Ich nehme nur zu, wenn ich zur Ruhe komme“, sagt Schlamm. Dass ihm das zukünftig auch im Rentenalter passieren kann, schließt er nicht aus. Dem entgegenwirken will er mit den langen Spaziergängen mit seinem Hund. Ansonsten hat der baldige Ruheständler für die Zukunft keine Pläne gemacht. „Ich freue mich einfach darauf, ohne Zeitdruck etwas machen zu können“, betont Schlamm.

In seinen 47 Arbeitsjahren hat der Wermelskirchener, der an der Stadtgrenze zu Hückeswagen in Dreibäumen lebt, schon viele verschiedene Jobs ausgeübt. Nach der Ausbildung zum Koch ging er zur Bundeswehr und verpflichtete sich für vier Jahre als Zeitsoldat. Danach arbeitete er in seinem erlernten Beruf in der „Markusmühle“ in Dabringhausen, später als Küchenleiter bei Karstadt in Solingen. Nach kürzeren Stationen als Dachdeckergehilfe, Lkw- und Busfahrer erhielt er 1987 eine Stelle beim Bauhof der Schloss-Stadt, wo zuvor auch sein Vater gearbeitet hatte.

Als dann zwei Jahre später ein neuer Hausmeister fürs Schloss gesucht wurde, bewarb sich Schlamm und übernahm die Stelle. „Der Job passte wie die Faust aufs Auge“, sagt Schlamm heute, zumal er auch seine spätere Ehefrau Brigitte im Rathaus kennenlernen sollte. „Wir haben mal die Papiersäcke im Jobcenter auf der Marktstraße abgeholt, da stand sie auf der Treppe“, erinnert er sich an diesen besonderen Augenblick. Mittlerweile ist das Paar seit 28 Jahren verheiratet.

Bürgermeister Dietmar Persian schätzt Karl-Bernd Schlamm besonders als Mensch. „Aber natürlich war auch seine Arbeit für uns von unschätzbarem Wert“, fügt er hinzu. Was das Gebäude und die Organisation angeht, sei der Hausmeister der wahre Schlossherr. „Wenn Kalli und ich gleichzeitig Urlaub hatten, hieß es anschließend bei den Mitarbeitern: ,Gott sei Dank ist er wieder da’.“ Damit hätten sie aber nicht ihn, sondern Schlamm gemeint. Die Stadtverwaltung werde ihn sehr vermissen.

Auch der scheidende Hausmeister wird etwas vermissen: den Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen. Seinen Nachfolger, Thomas Könze, hat Schlamm bereits ein wenig einarbeiten können. Die Abschiedsfeier, der aktuell das Coronavirus im Weg steht, möchte er später einmal nachholen. Sich in den Vordergrund zu stellen, ist ohnehin nicht sein Ding: „Ich arbeite lieber im Hintergrund, das war schon immer so.“

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