Hückeswagen in der Corona-Krise Ein Jahr des Grauens für Feuerwerker

Hückeswagen · Erst wurden Schützenfeste und Kirmessen abgesagt, dann weitere Veranstaltungen, und jetzt wurde auch noch das Böllern zum Jahreswechsel verboten. Nicht nur für Schmitz Pyrotechnik aus Hückeswagen ist 2020 ein Desaster.

 Das dürfte ein sehr ruhiger Jahreswechsel werden, denn die Bundesregierung hat Feuerwerke an Silvester verboten. Das trifft vor allem die Hersteller und Verkäufer von Raketen, Batterien, Böllern & Co. hart.

Das dürfte ein sehr ruhiger Jahreswechsel werden, denn die Bundesregierung hat Feuerwerke an Silvester verboten. Das trifft vor allem die Hersteller und Verkäufer von Raketen, Batterien, Böllern & Co. hart.

Foto: Fotos: dpa (2) | Montage: Ferl

Es ist die stressigste Zeit des Jahres für Melanie Moche. Die Geschäftsführerin des ursprünglich Hückeswagener Unternehmens Schmitz Pyrotechnik, das mittlerweile in Wermelskirchen angesiedelt ist, muss en masse Feuerwerksraketen, Batterien jeglicher Größe und kistenweise Böller jeder Lautstärke annehmen, im Kölner Lager einräumen, in die beiden Geschäfte in Remscheid und Solingen bringen oder sie an die Geschäfte weitertransportieren, die ab dem 29. Dezember das Silvesterfeuerwerk verkaufen. Kurz gesagt: Es ist die Hölle los. Oder besser gesagt: Es wäre die Hölle los, wenn da nicht ein Virus dieses Jahr alles zunichte gemacht hätte und macht, was die Existenzgrundlage ihres Betriebs ausmacht. Denn verkauft hat Melanie Moche in diesem Corona-Jahr noch nichts, und jetzt fällt auch noch die Böllerei zum Jahreswechsel aus, weil die Bundesregierung diese verboten hat. Zu viele und zu enge Kontakte sollen dadurch vermieden werden.

Ihr Stiefvater Egon Schmitz und dessen damalige Frau Renate hatte das kleine Unternehmen vor mehr als 30 Jahren in Hückeswagen gegründet; die Firmenadresse war bis vor wenigen Monaten noch die Bahnhofstraße. Inzwischen hat Melanie Moche Schmitz Pyrotechnik übernommen, die Tochter von Schmitz’ zweiter Frau Brigitte Moche.

 Melanie Moche, Geschäftsführerin von Schmitz Pyrotechnik, hat 2020 kein Feuerwerk verkauft. Nun ruhen ihre Hoffnungen auf dem nächsten Jahr.

Melanie Moche, Geschäftsführerin von Schmitz Pyrotechnik, hat 2020 kein Feuerwerk verkauft. Nun ruhen ihre Hoffnungen auf dem nächsten Jahr.

Foto: Moche

„Wir beziehen unsere Ware von unterschiedlichen Firmen“, berichtet die Firmenchefin. Die sitzen hauptsächlich in Deutschland, aber auch in den Niederlanden. „So haben wir von allem das Beste auf Lager“, versichert Melanie Moche. Während im Januar und Februar das Geschäft mit den Feuerwerken auch in Nicht-Corona-Zeiten daniederliegt, geht’s ab März mit den Bestellungen für die kommenden Veranstaltungen im Jahresverlauf sowie für das Silvesterfeuerwerk los. Schmitz Pyrotechnik sorgt dann für leuchtenden Funkenflug etwa bei Schützenfesten oder Firmenveranstaltungen. „Wir richten auch jedes Jahr das große Feuerwerk auf der Wermelskirchener Kirmes aus“, sagt Melanie Moche. Beim Hückeswagener „Hüttenzauber“ vor einigen Jahren schossen ihre Pyrotechniker ebenfalls das Feuerwerk ab. Und Schmitz Pyrotechnik belieferte über viele Jahre den Spiel- und Lederwarenhändler Uwe Heinhaus, bis der sich entschloss, 2019 letztmalig Raketen und Böller über den Ladentisch zu reichen.

Doch dieses Jahr „war eine Katastrophe“, betont Melanie Moche. Es gab keine Veranstaltungen und somit entsprechend auch keine Feuerwerke. Auch die gebuchte Veranstaltung für Silvester wurde storniert. Kaum hatte sie im März die ersten Bestellungen geordert, kam Corona – und blieb. Eine Veranstaltung nach der anderen wurde abgesagt, bis am Ende nichts mehr übrig blieb. „Wir haben immer wieder gehofft, letztlich aber nichts machen können“, bedauert die Geschäftsführerin.

Das Speziallager in Köln ist derweil komplett gefüllt. Immerhin das ist ein Trost: „Die Ware können wir jahrelang lagern“, versichert Melanie Moche. Sollte der Alltag also nächstes Jahr wieder wenigstens einigermaßen zur Normalität zurückfinden, könnte es doch wieder das eine oder andere Feuerwerk geben – Material dafür ist jedenfalls ausreichend vorhanden. So ist denn auch ihre Hoffnung groß, dass der Impfstoff wirkt und die Corona-Zahlen zurückgehen werden. Das würde dann bedeuten, dass die Veranstaltungsbranche wieder aufleben würde. „Ich hoffe, dass dann viel nachgeholt wird“, sagt Melanie Moche.

Auch wenn die Bundesregierung mit ihrem Feuerwerksverbot auch die letzte Hoffnung auf ein Geschäft in 2020 verdorben hat, kann Melanie Moche das „im Großen und Ganzen“ verstehen. „Es sind halt schwierige Zeiten“, sagt sie. In denen sie einen kleinen Job in einer Remscheider Firma angenommen hat. Schließlich muss sie Geld verdienen, auch wenn sie die Hilfe des Bundes in Anspruch genommen hat. „Wir wären sonst abgesoffen.“

Eines jedenfalls steht fest: „Der Job fehlt mir.“

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