Einzelhandel in der Corona-Krise Kauflaune kehrt langsam wieder zurück

Hückeswagen · In die Innenstadt kehrt Leben ein. Vier Wochen haben die Geschäfte seit der Komplettschließung nun wieder geöffnet. Die Maskenpflicht bremst jedoch die Lust der Kunden auf ausgedehnte Einkaufsbummel und entspanntes Flanieren.

 Schreibwarenhändlerin Christiane Cannoletta verkauft derzeit viele Farben für das Bemalen von Steinen. Der Mutmach-Trend hat in der Corona-Krise auch die Schloss-Stadt erreicht. Bunte Steinschlangen liegen unter anderem entlang der ehemaligen Bahntrasse Richtung Wipperfürth.   Foto: Heike Karsten

Schreibwarenhändlerin Christiane Cannoletta verkauft derzeit viele Farben für das Bemalen von Steinen. Der Mutmach-Trend hat in der Corona-Krise auch die Schloss-Stadt erreicht. Bunte Steinschlangen liegen unter anderem entlang der ehemaligen Bahntrasse Richtung Wipperfürth. Foto: Heike Karsten

Foto: Heike Karsten

Vier Wochen nachdem die meisten Geschäfte aufgrund der Corona-Pandemie schließen mussten, sind die Kunden in ihren Einkaufsgewohnheiten noch verhalten. Besorgungen für den täglichen Bedarf werden getätigt, auf einen ausgedehnten Einkaufsbummel haben jedoch nur die wenigsten Verbraucher Lust. Je nach Warenangebot sind die Hückeswagener Einzelhändler dennoch zufrieden mit den Umsätzen. Wir haben bei den Händlern der verschiedenen Branchen nachgefragt.

Mode Die Frühjahrs- und Sommermode hängt noch in großer Auswahl in den Bekleidungsgeschäften. Zum Anprobieren haben die wenigsten Kunden Lust, die geplante Urlaubsreise ist storniert. „Die Rahmenbedingungen sind einfach nicht gut, und die Maskenpflicht beeinflusst das Kaufverhalten negativ“, sagt Dirk Sessinghaus vom gleichnamigen Modegeschäft. Maria Riveiro von „La Figura“ muss jetzt schon planen, wie sie Platz für die Herbstware schaffen kann, die Ende Juni eintreffen wird. „Wir bekommen die Sachen nur durch Reduzierung weg“, ist sie sicher.

Bei Kinder- und Jugendmode „Bubble’s“ wurde während der fünfwöchigen Schließung der angebotene Lieferservice gut angenommen. „Der Verkauf von Festkleidung für Kommunion oder Konfirmation hat jedoch gar nicht stattgefunden“, sagt Inhaberin Ute Seemann. Bei „Winkler’s“ ist man wider Erwarten sehr zufrieden, was unter anderem an der treuen Stammkundschaft liege, wie Mitarbeiterin Manuela Erbslöher betont.

Schuhe Im Schuhhaus Albus sind besonders die Kinderschuhe gefragt. „Die Kinder wachsen raus, die Erwachsenen nicht“, sagt Heike Albus. Ob die „offene Ware“ wie Sandalen noch Absatz finden wird, hänge stark vom Wetter ab. „Auf jeden Fall ist das Kaufverhalten nicht so wie im vorigen Jahr“, betont Albus.

Schmuck Schmuckhändler Bernd Lammert musste ebenso auf das Geschäft zu den Fest- und Feiertagen wie Muttertag verzichten. „Die Ware ist da, aber die Kunden sind es nicht“, bedauert Lammert. Zwar habe er das Geschäft wegen des integrierten GLS-Paketshops nicht komplett schließen müssen, der Umsatz blieb dennoch aus. „Durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit fehlt manchen das Geld in der Kasse, weshalb auf Luxusgüter verzichtet wird“, vermutet Lammert. Marcel Rehn hat die Zwangsschließung für Auftragsarbeiten genutzt und in der Corona-Pause ein neues Armband mit Bergischem Löwen entwickelt. „Das Armband ist auf gute Resonanz gestoßen“, freut sich der Goldschmied.

Spielwaren Einzelhändler Uwe Heinhaus ist überzeugt, dass sich die Einnahmen der fehlenden Wochen nicht mehr aufholen lassen, auch wenn die Kunden nun wieder nach Herzenslust in seinem Laden stöbern können. Entwickelt hat sich eine enorme Nachfrage nach Gesellschaftsspielen und Puzzles. Immerhin mussten die Kinder über viele Wochen ohne Schule zu Hause beschäftigt werden. „Was derzeit fehlt ist das Flanieren, die Leute gehen nur gezielt einkaufen“, hat der Spielwarenhändler beobachtet. „Die Kunden sind aber froh, wieder eine persönliche und ehrliche Beratung zu haben“, ist er überzeugt.

Möbel Das Möbelhaus Happel hält zum Schutz der Kunden Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel bereit. Während der Schließung hat das Mitarbeiter-Team die bestellte Ware ausgeliefert. „Neue Umsätze konnten wir aufgrund der behördlichen Schließung nur telefonisch und in geringerem Umfang als jahreszeitlich üblich erzielen. Deshalb wird sich in den nächsten Monaten eine Lücke in der Auslieferung ergeben“, befürchtet Inhaber Werner Happel.

Lifestyle Der Laden „Stilmix“ läuft seit der Wiedereröffnung bestens. „Die Kunden gönnen sich Dinge für das Haus oder den Garten, an denen sie Freude haben“, sagt Inhaber Karsten Schlickowey. Das Urlaubsgeld, das sonst in die Reisekasse wandert, werde jetzt lieber für schöne Dinge wie Feuerschalen, Tischfeuer und dekorativen Bluetooth-Boxen ausgegeben.

Blumen Heinz Gerd Koch musste sein Blumengeschäft nur eine Woche lang schließen, wodurch das Geschäft an Ostern und Muttertag wie gewohnt lief. „Wir haben von Corona wirtschaftlich nichts gemerkt“, ist Koch dankbar.

Schreibwaren Auch Christiane Cannoletta war aufgrund des Angebots an Zeitungen nicht von der Schließung betroffen. „Ich hatte dennoch fünf Wochen lang nur vormittags geöffnet“, sagt die Geschäftsfrau. Gekauft werde unter anderem viel Bastelbedarf, wie Farben zum Bemalen von Steinen. „Wir haben viel zu den bunten Wandersteinen beigetragen“, freut sich Christiane Cannoletta über den farbenfrohen Mutmach-Trend in der Krise.

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