Mehrheit im Parlament: Bundestag beschließt umstrittene Reform des Klimaschutzgesetzes
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Hilden Itter sauber, aber nicht rein

Düsseldorf · Der Bach muss wegen des Hochwasserschutzes auf Hildener Stadtgebiet eingemauert bleiben, erläutert Peter Schu, Leiter des Geschäftsbereichs Technik beim Bergisch-Rheinischen Wasserverband.

Können Kinder in der Itter spielen?, wollte Marie-Liesel Donner (SPD) im Umweltausschuss wissen. Das Wasser sei chemisch in Ordnung, aber nicht hygienisch, antwortete Schu. Wenn Kinder oder Hunde Itterwasser trinken, könnten sie Durchfall bekommen.

Das liege an der fünfprozentigen Restbelastung des Itterwassers mit Bakterien und Viren aus den Kläranlagen. Schilder an der Itter warnen vor einer Flutwelle. Wenn es in Solingen regne, könne der Wasserstand der Itter in Hilden rasch steigen, erläuterte Schu. Deshalb sollten Eltern Kinder nie unbeaufsichtigt an der Itter spielen lassen.

Mehr Natur geht nicht

Die Stadt Düsseldorf hatte im Oktober den Itter-Zulauf zum Horster Flutgraben kurzzeitig abgesperrt und dies mit der schlechten Wasserqualität begründet. Der Horster Flutgraben, eine Verbindung der Itter zum Garather Mühlenbach und dann zum Altrhein, war deshalb ausgetrocknet.

Dagegen hatte ein Forstwart protestiert, weil seinen Dammhirschen, Wildschweinen und Rehen die Tränke fehle. Schu konnte die Bedenken der Düsseldorfer nachvollziehen. Wenn das Itterwasser steht, bildeten sich wegen der organischen und chemischen Restbelastung vermehrt Algen, die das Gewässer zum Umkippen bringen könnten.

Friedhelm Burchartz forderte in einen Antrag für die FDP, die Itter zwischen der A3 und den bachaufwärts gelegenen Nachbarstädten Haan und Solingen nachhaltig zu renaturieren. Unter anderem solle das steinerne Bachbett verschwinden und naturnah zurückgebaut werden.

Die Itter sei wegen des Hochwasserschutzes begradigt und kanalisiert worden, betonte Schu. In ihrem Einzugsgebiet lebten rund 200 000 Menschen. Das seien großstädtische Verhältnisse.

Die Itter sei auf Hildener Stadtgebiet in Abschnitten bereits mehrfach renaturiert worden, betonte der BRW-Fachmann im Gespräch mit der RP: "Mehr geht nicht." Die befestigten Ufer müssten bleiben, sonst drohten Überschwemmungen. Allerdings wolle der Bergisch-Rheinische Wasserverband die Sohle der Itter so verändern, dass Fische und andere Wasserbewohner wieder von der Rheinmündung in Richtung Quelle wandern könnten.

Drei Klärwerke filtern 90 Prozent

Die Sauberkeit des Itterwassers könne mit der vorhandenen Technik "nicht wesentlich verbessert werden", erläuterte Schu. Die drei Klärwerke des BRW an der Itter in Gräfrath, Ohligs und Hilden könnten 90 Prozent der Inhaltsstoffe herausfiltern.

Die Messtechnik sei sehr viel weiter als die Filtertechnik. Für "Spurenstoffe" wie Medikamentenreste oder PFT (Perfluorierte Tenside stehen im Verdacht, kreberregend zu sein) gebe es zurzeit "keine ausgereifte Technik" für kommunale Anlagen. Diese Stoffe müssten dort, wo sie anfallen, etwa in Industriebetrieben, aus dem Abwasser gefiltert werden. Der BRW gebe zurzeit rund 34 Millionen Euro für seine Kläranlagen aus.

(RP)
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