Hilden Itter soll schaumfrei werden

Düsseldorf · Tenside sind die Ursache für die Verschmutzung des Baches. Sie sind in den Abwässern einiger Firmen enthalten, die ins Gräfrather Klärwerk ableiten. Die Untere Wasserbehörde hat nun Gegenmaßnahmen ergriffen.

Solingen/Haan Die Schaumbildung auf der Itter hatte in der Bezirksvertretung Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid zuletzt zur Verwirrung geführt: Das Staatliche Umweltamt in Düsseldorf hatte zwar erklärt, dass bei der Einleitung der Abwässer keine Grenzwerte auffällig überschritten worden seien, dennoch sei die Verschmutzung des Baches auf das Klärwerk in Gräfrath zurückzuführen. Daher kam nun Hans-Joachim Dorsch, Leiter der Unteren Wasserbehörde in Solingen, zur jüngsten Sitzung der Bezirksvertreter, um diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen.

Abwässer strecken

„Die Abwässer des Klärwerkes sind mit Tensiden belastet, aber es ist kein Hauptverursacher dafür festzustellen“, erklärte er im Rathaus Ohligs. Weil es bislang keine Grenzwerte für Tenside gebe, seien diese in den Abwässern mehrerer Firmen enthalten. Die Staatsanwaltschaft habe zwischenzeitlich ebenfalls Ermittlungen aufgenommen und die Einleitungsprotokolle der Abwässer verursachenden Unternehmen geprüft. „Das Problem entsteht, wenn eine Firma eine große Menge Abwasser auf einmal einleitet“, sagt Dorsch. Dann nämlich seien die Mikroorganismen im Klärwerk nicht mehr in der Lage, alle Tenside abzubauen. Ein Teil werde daher mit in die Itter abgeleitet. „Dort bildet sich dann überall dort, wo zum Beispiel durch ein Gefälle Sauerstoff ins Wasser gelangt, ein Schaum auf dem Bach.“ Um das künftig zu verhindern, habe die Untere Wasserbehörde nun mit mehreren einleitenden Unternehmen gesprochen. Das Gräfrather Klärwerk verarbeite die Abwässer von Haribo und Firmen aus dem Dycker Feld sowie aus Teilbereichen von Haan und Wuppertal. „Wenn die Unternehmen ihre Abwässer gestreckt und nicht stoßweise ins Klärwerk ableiten, gibt es keine Probleme.“ Darüber hinaus soll ein neues Konzept bei der Abwasserentsorgung ähnliche Schwierigkeiten in Zukunft verhindern. Danach sollen Firmen ihre Abwässer nicht mehr selbst entgiften und anschließend ableiten, vielmehr will das Klärwerk die schadstoffhaltigen Flüssigkeiten auf Abruf abholen und vor Einleitung in ein Klärwerk selbst entgiften.

Neue Wasserrichtlinie

„Mit diesem Projekt soll zugleich der Standort der bergischen Industrie für Metallbe- und -verarbeitung gesichert werden“, berichtet Hans-Joachim Dorsch. Denn mit der neuen Wasserrahmenrichtlinie veränderten sich die zugelassenen Grenzwerte bei Abwässern. „Ab 2015 soll zum Beispiel kein Nickel mehr darin enthalten sein.“ Dies bedeute, dass die rund 1000 Metallbe- und -verarbeitenden Betriebe in der bergischen Region ihre Entgiftungsanlagen, in denen sie ihre Abwässer vor Ableitung ins Klärwerk behandelten, teuer umrüsten müssten. „Diese Kosten könnten sie sich bei einem zentralen Entgiftungsbecken sparen.“ Bislang suche man noch nach einem geeigneten Standort. „Einer wäre eventuell in der Nähe der Solinger Müllverbrennungsanlage.“

(RP)
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