Hilden Lektion: „Ohne Bienen kein Obst!“

Die neun Bienenkästen auf der Vitrine am Bürgerhaus-Giebel in Hilden sorgen weiter für Diskussion.

 Bienen bestäuben beim Sammeln von Nektar Pflanzen. Damit sorgen sie für unsere Nahrung.

Bienen bestäuben beim Sammeln von Nektar Pflanzen. Damit sorgen sie für unsere Nahrung.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Diskussion um die neun Bienenkisten auf der Vitrine am Bürgerhaus-Giebel an der Hildener Mittelstraße geht weiter. Alle begrüßen, dass Bienen in der Stadt nach Nahrung suchen können. Kritik an der Initiative von Manfred Kluth gibt es nur in soweit, als der erfolgreiche Unternehmer und streitbare Zeitgenosse möglicherweise andere Motive als allein den Bienenschutz haben könnte.

Ingrid und Rainer Mergen bedauern, dass es „noch nicht allen Hildenern bewusst ist, wie wichtig die Bienen für uns sind. Es geht nicht nur um Honig. Das gesamte Ökosystem hängt mit den Bienen zusammen – rund 80 Prozent der Pflanzen werden durch Bienen bestäubt, also auch Obst und Gemüse.“ Die Bienenstöcke in der Innenstadt leisteten einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz. So werde Natur – immer auch ein Teil der Stadt – sichtbar.

Ursula Hielscher schließt sich da an: „Ohne Bienen wird es wohl auch bald kein menschliches Leben mehr geben. Denn sie sorgen für unsere Nahrung.“ Es sei keine Frage, dass wir Sorge dafür tragen müssen, dass es den Bienen gut geht – egal, ob dies in der Stadt oder auf dem Land geschieht. Und solange wir sie nicht behelligen, sind sie auch nicht aggressiv.“

Dass die Hildener Geschichte überregional beachtet wird, zeigt der Beitrag von Birgit Maria Jönsson. Sie ist Holzbildhauerin aus Nürnberg, die mit ihren Arbeiten „Bienen im Bauch“ Skulpturen mit integrierten Bienenstöcken schafft. „Ich selbst habe und pflege Bienen in Städten und hatte noch nie Probleme, im Gegenteil, ich ernte viel Freude. Menschen halten inne und schauen selbstversunken dem Treiben der Bienen zu. Die Bienenhaltung ist mit viel Mühe und Arbeit verbunden.“ Jönsson schlägt als Kompromiss für den Standort in der Fußgängerzone vor, die Völkerzahl zu reduzieren. „Drei Völker an einem Standort sind Minimum, damit der Aufwand an Arbeit sich lohnt.“

Paul Reuber geht davon aus, dass Manfred Kluth die Bienenstöcke nur deshalb aufgestellt hat, „um den davor stehenden Obstverkäufer zu vertreiben“.

Oliver Geier kritisiert die Kritiker: „Statt einen Bürger mit seiner Initiative, Bienen zu vermehren, zu stützen, wird auf ihm rumgehackt“. Und er fragt sich: „Wie kann es sein, dass ein Bauamt gegen den Tierschutz ist?“ Dem Eigentümer der Bienen dankt Geier ausdrücklich.

Ein Hildener, will sein Statement nur unter dem Pseudonym Kenzo veröffentlicht wissen: Die Stadtverwaltung bleibe sich wieder treu – „keine Ideen für die Luftverbesserung in Hilden, Umwelt- und Naturschutz bleiben ein Fremdwort. Aber sofort mit dem bekannten Beißreflex die administrative Keule schwingen und gute Ideen bzw. Aktivitäten im Ansatz platt machen“. Er vermisst bienen- und insektenfreundliche Pflanzen im Stadtpark. Heimlich, still und leise verschwänden gut erhaltene gesunde Bäume aus dem Stadtbild. Beim Fahrzeugkauf falle die Entscheidung viel zu oft auf Verbrennungsmotoren und Schadstoff-Ausstößen anstatt auf stadtfreundliche Elektro- oder Erdgas-Fahrzeuge. Der Hildener hofft darauf, dass Parteien und Naturschützer für die Bienenstöcke in der Stadt eintreten.

Einen Vorschlag äußert Udo Sobkowiak auf Facebook. „Vielleicht sollte man einfach einen Teil der Schaukästen nutzen um über den Sinn und Zweck von Bienen aufzuklären und dabei auch darauf hinweisen das Bienen sich nicht wie Wespen auf unser Essen stürzen und das eine Biene nicht das geringste Interesse daran hat ihr Leben zu opfern um grundlos zu stechen.“ Im besten Falle „lernt dann selbst der Obsthändler: Ohne Bienen kein Obst!“.

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