Abriss Von St. Johannes ist nicht mehr viel übrig

Hilden · Ein riesiger Bagger hat die Kirche im Hildener Westen in den vergangenen Tagen abgerissen. Auf dem Grundstück soll ein Mehrgenerationen-Wohngebäude entstehen.

Die Kirche St. Johannes in Hilden ist Geschichte
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St. Johannes ist Geschichte

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Foto: Tobias Dupke

Der riesige Bagger wurde in der Nacht zu Dienstag abtransportiert, nun ist wieder Ruhe auf dem Grundstück an der Düsseldorfer Straße im Hildener Westen eingekehrt. Zuvor hatten Bauarbeiter die ehemalige katholische Kirche St. Johannes Evangelist Stück für Stück abgetragen. Zu sehen sind jetzt nur noch die Schuttberge. 2021 soll an ihrer Stelle ein modernes Mehrgenerationen-Wohnhaus stehen.

Der katholischen Gemeinde war es wichtig, dass das Inventar würdig weiter verwendet wird. Die Glocken läuten jetzt an der Nordsee: eine in der St. Petri-Kirche in Westerstede, zwei in der Auferstehungskirche in Ihausen. Die Bänke und die Orgel gingen nach Polen. Die Kirchenfenster hat ein Hildener Künstler gestaltet. Die Gemeinde hat sie ausbauen und einlagern lassen. Auch der Grundstein mit der Zeitkapsel wurde geborgen und der katholischen Gemeinde übergeben. Auch das Kreuz auf dem Dach konnte kurz vor dem Abriss noch gesichert werden.

Die Stadt Hilden hatte der katholischen Gemeinde das Grundstück vor rund 50 Jahren geschenkt. Deshalb wollte die Pfarre die Anliegen der Stadt bei der künftigen Nutzung einbeziehen, hatte der damalige Pfarrer Ulrich Hennes vor seinem Wechsel nach Düsseldorf versprochen. Auf dem Gelände Düsseldorfer Straße 150 plant die Baugruppe „Trialog“ ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt. Die Gemeinde stellt das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung. Die Energieagentur NRW hat das Vorhaben als „Klimaschutzsiedlung“ ausgezeichnet und wird es auch finanziell fördern.

Geplant sind 28 barrierefreie Wohnungen in einem Passivhaus mit innovativem Effizienzstandard KfW 40 plus in Holzbauweise. Die Idee der Gruppe Trialog ist, nachhaltig zu leben, Nachbarschaft kreativ zu gestalten, das Miteinander im Quartier zu beleben, Ressourcen zu teilen und gemeinsam zu feiern.

St. Johannes Evangelist wurde 1965 erbaut – als letzte der vier katholischen Kirchen in Hilden. 1988 schloss sich die Pfarrei St. Johannes Evangelist mit der Pfarrei St. Jacobus zusammen. Der Abschied auf Raten hatte sich im September 2015 angekündigt. Seitdem waren nur noch Schulgottesdienste in St. Johannes Evangelist gefeiert worden. Nach „intensivem Abwägen“ und „mit großem Bedauern“ entschieden die Gremien der Kirchengemeinde St. Jacobus, das Gotteshaus nicht weiter zu nutzen. Es wurde mit einer feierlichen Zeremonie „profanisiert“, sprich entweiht.

Für die Schließung gab es aber auch handfeste finanzielle Gründe, hatte der damalige Pfarrer Monsignore Ulrich Hennes erläutert. Dach, Ostwand, Fußboden, Kirchturm, Sakristei, Toiletten, Heizung, Beleuchtung und Elektrik hätten saniert werden müssen. Das hätte nach ersten Schätzungen 1 bis 1,5 Millionen Euro gekostet. Geld, das die Gemeinde nicht hatte. Der Betrieb der Kirche kostete jährlich rund 26.000 Euro. Dem standen Einnahmen (Kollekte) von knapp 11.000 Euro gegenüber – über fünf Jahre.

Deshalb wurde das Gotteshaus  im Westen der Stadt nach 50 Jahren aufgegeben. Pfarrhaus und Pfarrheim hatte die Gemeinde vermietet. Zuletzt nutzte der katholische Sozialdienst SKFM die Kirche als Kleiderlager.

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