Zwei Gebäudeensembles in Grevenbroich vorgestellt Der Tag der Architektur zieht Besucher in die Gartenstadt

Grevenbroich-Wevelinghoven · In Wevelinghoven konnten Architektur-Freunde am Wochenende zwei besondere Ensembles erkunden, darunter ein „Baumhaus“ und das Alte Pastorat. Was beide Gebäude auszeichnet.

 Das Alte Pastorat in Wevelinghoven, hier mit den Architekten Andreas Thöni  (li.) und Frank Röttgen.   Foto: Kandzorra

Das Alte Pastorat in Wevelinghoven, hier mit den Architekten Andreas Thöni (li.) und Frank Röttgen. Foto: Kandzorra

Foto: Kandzorra, Christian

Am Wochenende hat bundesweit der Tag der Architektur stattgefunden. Zwei sehr unterschiedliche Ensembles waren in Wevelinghoven zu bewundern: An der Oststraße 25 waren ein großzügiges weißes 50er-Jahre-Einfamilienhaus und ein neuer, leicht futuristischer Baukörper in Blau-Türkis eine ungewöhnliche Verbindung eingegangen. An der Unterstraße 75 galt es, das Alte Pastorat, ein barockes Juwel von 1653, mit einem lichtdurchfluteten geradlinigen Neubau zu verbinden.

Die Architekten Frank Röttgen und Andreas Thöni aus Bornheim sowie Helmut Coenen und Kerstin Buchholz vom Förderverein Martinusforum weckten Begeisterung für das Projekt an der Unterstraße. Fünf Jahre nach dem Westfälischen Frieden war das Alte Pastorat errichtet worden. Bei der Restaurierung legte die Kölnerin Karen Keller die Ornamentik, die den Kamin ziert, frei – und nebenbei die Jahreszahl 1653.

Frank Röttgen machte auf die Fenster aus Eichenholz aufmerksam. Als Kontrast zur opulenten Pracht der Stuckarbeiten fallen die Schlichtheit des grauen Steinfußbodens und der weißen Systemmöbelklassiker auf. Die Esse im Nebenraum ist ebenfalls freigelegt worden. Im angrenzenden Raum war eine Stahlplatte hinter dem Kamin platziert worden, die einst wohltuende Wärme abstrahlte. Die nobel und elegant wirkende Küche – die Katholische Frauengemeinschaft hatte einiges zu deren Finanzierung beigetragen – markiert die Grenze von historischer und neuer Architektur: Eine Wand der Küche ist eine Außenwand des Alten Pastorats. Das offene Gebälk ist zum größten Teil erneuert worden. Der neu errichtete große Raum mit dem Panoramafenster zur Erft hin und den Oberlichtern wird der Kirchengemeinde viele Möglichkeiten eröffnen.

An der Oststraße, einen knappen Kilometer entfernt, zeigten Manfred und Edelgard Driesen nicht ohne Stolz ihr blau-türkisfarbenes „Baumhaus“. Nein, es ist nicht das, was man sich unter einem Baumhaus vorstellt. Es wurde auf der Terrasse des Hauses errichtet. „Das Haus gehörte Mitte der 50er-Jahre mit zu den ersten an der Oststraße“, berichtete der Bauherr, der Design studiert hat und der so manche pfiffige Idee und fast alle Bilder im neuen Domizil beigesteuert hat. Architekt Benedikt Krienen war es immer wieder gelungen, Handwerker für das außergewöhnliche Projekt zu begeistern, um das nicht sonderlich üppige Budget einhalten zu können. „Sie hatten einfach Bock auf dieses coole Projekt“, erzählte Krienen. Rund 75 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Ebenen haben sich die Senioren gegönnt, während ihre Tochter samt Familie in den Altbau zog.

Was auffällt, sind die bodentiefen Fenster. Sie geben den Blick frei auf den riesigen Garten mit altem Baumbestand. Und: Die raffinierte Architektur mit einer Raumhöhe von bis zu sieben Metern sowie zahlreiche Designklassiker begeistern und kaschieren, dass überwiegend einfache Materialien verwendet wurden. Das fängt schon an mit der schlichten verzinkten Stahltreppe, die ein Treppenhaus überflüssig macht.

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