Grevenbroich Gut Nanderath: Ärger um Abriss

Grevenbroich · RWE hat das historische Gut Nanderath abreißen lassen. Das hätte nicht sein dürfen, schimpfen Grüne und Aktive Bürger. Sie fordern für die Zukunft ein Denkmal-Controlling für Grevenbroich. Doch die Stadt winkt ab.

 Stehen fassungslos auf den Überresten des historischen Gutes Nanderath: Willibert Müller (Aktive Bürger, l.) und Dieter Dorok (Grüne).

Stehen fassungslos auf den Überresten des historischen Gutes Nanderath: Willibert Müller (Aktive Bürger, l.) und Dieter Dorok (Grüne).

Foto: Baum

Wenn RWE einen Spatenstich setzt, informiert das Unternehmen gerne die Öffentlichkeit. Diese Aktion ging jedoch in aller Stille über die Bühne: Der Konzern ließ das unter Denkmalschutz stehende Gut Nanderath dem Erdboden gleich machen. "Plötzlich war es weg – und niemand wurde über den Termin informiert", ärgert sich Ratsherr Willibert Müller von den Aktiven Bürgern. Seine Fraktion und die der Grünen hatten sich gegen die Abrisspläne stark gemacht. Vergeblich.

RWE ist seit mehr als 30 Jahren Besitzer des Hofs. Da die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mehr und mehr verfielen, stellte das Unternehmen im Rathaus den Abrissantrag, dem stattgegeben wurde. Ganz lautlos ging das jedoch nicht über die Bühne: Ludger Sutthoff, Denkmalschützer des Landschaftsverbandes, legte ebenso Protest ein wie die Grevenbroicher Grünen, die Fraktion Freie Bürger/Die Linke und eben die Aktiven Bürger.

"Leider sind wir gescheitert", sagt Willibert Müller: "RWE stand in der Pflicht, das Gebäude zu unterhalten. Doch das Unternehmen hat es verkommen lassen, bis das Gut kaum noch zu retten war – ein miserables Verhalten." Dieter Dorok von den Grünen stimmt ihm da zu: "Man hat den Eindruck, dass der Konzern das Gut absichtlich verfallen ließ." Er meint: "Die Denkmalbehörde der Stadt hätte das frühzeitig verhindern müssen."

Damit sich ein Fall wie "Nanderath" nicht wiederholt, fordern die Grünen ein "Denkmal-Controlling" – doch der Planungsausschuss lehnte dies jetzt ab. Beigeordneter Werner Hoffmann wies darauf hin, dass die Untere Denkmalbehörde lediglich mit einer halben Stelle besetzt sei. Regelmäßige Kontrollen würden aber mit einem hohen Personalaufwand verbunden sein – und damit auch mit Kosten.

"Ein Totschlagargument", sagt Dieter Dorok: "Meiner Meinung nach dürfte auch eine halbe Stelle ausreichen, um die denkmalgeschützten Gebäude in der Stadt zu kontrollieren." Ein Trost: NRW-Bauminister Harry Voigtsberger hat angekündigt, künftig ein Auge auf den Denkmalschutz in Grevenbroich zu werfen, damit "sich ein solcher Fall nicht wiederholt".

Mit dem Abriss ist das Thema "Gut Nanderath" jedoch noch nicht von der politischen Bühne verschwunden. Die Fraktion Freie Bürger/Die Linke hat für die heutige Ratssitzung eine Anfrage an die Bürgermeisterin gestellt. "Wir wollen wissen, ob RWE von der Stadt in die Pflicht genommen wurde, das Gut zu erhalten", meint Ratsherr Thomas Bovermann: "Und wir wollen Auskunft darüber, wann genau die Denkmalbehörde den Zustand des Objekts begutachtet hat."

(NGZ)
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