Thema der Woche Wer erhebt künftig seine Stimme für die Umwelt in Grevenbroich?

Grevenbroich · Norbert Wolf geht Ende 2019 in den Ruhestand. Die Stelle des Umweltbeauftragten soll nicht mehr besetzt werden. Fraglich, ob die Stadt damit tatsächlich sparen wird.

Wenn der städtische Umweltbeauftragte Norbert Wolf im Dezember seinen Schreibtisch im Schneckenhaus aufräumt, geht eine Ära in Grevenbroich zu Ende. Der Naturschützer aus Leidenschaft tritt zwei Jahre früher in den Ruhestand als ursprünglich geplant. Das ist ausgesprochen bedauerlich – weil: Erstens verlässt ein engagierter und bürgernaher Mitarbeiter das Rathaus-Team. Und zweitens soll die wichtige Stelle nicht mehr besetzt werden. So schreibt es der Sanierungsplan vor. Fraglich, ob damit tatsächlich ein nennenswerter Einspareffekt erzielt werden kann.

Es war Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath, der 1985 die Stelle des Umweltbeauftragten schuf und den jungen Norbert Wolf mit dieser Aufgabe betraute. Der Neuenhausener, bislang lediglich ehrenamtlich im Naturschutz tätig, nahm diese Aufgabe ernst – und sich selbst nicht zu wichtig. Unter seiner Regie wurde das Schneckenhaus nach und nach zu einem „Grünen Klassenzimmer“ umgebaut, in dem etliche Kinder und Jugendliche einen engen Kontakt zur heimischen Natur knüpfen konnten. Damit wurde – ganz nebenbei und mit Unterstützung eines Fördervereins – eine nicht zu unterschätzende Aufgabe erfüllt.

  Ihre Meinung? Schreiben Sie mir: wiljo.piel@ngz-online.de

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Foto: Lothar Berns/Berns, Lothar (lber)

Norbert Wolf hat in 34 Jahren die heimische Fauna und Flora studiert. Er weiß, wo und wie viele seltene Vögel ihre Brutplätze haben, er kennt die letzten größeren Vorkommen von Amphibien – und er weiß dieses zu schätzen und zu schützen. Das hat der 62-Jährige stets aufs Neue gegenüber der Politik und seinem Dienstherrn bewiesen. Bei Bauprojekten war der Neuenhausener immer wieder die mahnende Stimme – unter dem Motto: „Bis hierhin und nicht weiter.“ Diese Stimme wird Grevenbroich fehlen, wenn Wolfs Job wegen des seit Jahrzehnten maroden Haushaltes ersatzlos gestrichen werden soll.

Klar, Norbert Wolf hat während seiner Dienstzeit die Arten und deren Lebensräume im Stadtgebiet kartiert. Darauf können Politik und Verwaltung noch zurückgreifen. Aber nicht mehr lange, denn eine solche Liste muss fortgeschrieben, also aktualisiert werden. Und wer macht das schon, wenn Wolf seinen Platz im Schneckenhaus geräumt hat?

Und auch die Frage, wer in Zukunft die Umweltgutachten schreiben soll, die der Verwaltungsmitarbeiter im Laufe des Jahres für die unterschiedlichsten Projekte verfasst, bleibt vorerst ungeklärt. Wird die Stadt dafür auf externe Dienstleister zurückgreifen müssen, kann das auf die Dauer empfindlich teuer werden. Und da ist es fraglich, ob mit dem Streichen des Umweltbeauftragten-Jobs tatsächlich ein richtiger Einspar-Effekt erzielt werden kann. Eher mal nicht.

Dass die Industriestadt Grevenbroich heute noch viele natürliche Flecken hat, ist zweifellos auch ein Verdienst von Norbert Wolf. Schade drum, wenn seine Ära bald vorüber geht.

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