Stadt Grevenbroich rüstet bei Tempo-Überwachung auf Radarwagen blitzt jetzt auch von der Seite

Grevenbroich · Einen Radarwagen mit 110.000 Euro teurer Technik an Bord hat die Stadt in Dienst gestellt. Der Neue kann einiges besser als sein Vorgänger. Zudem ist ein Radar-Anhänger bestellt, mit dem eine 24-Stunden-Überwachung möglich ist.

 Der Kofferraum des neuen Radarwagens ist voller Technik: Links ist die Kamera montiert, die auch durchs Seitenfenster messen kann, rechts der Blitz. 
  Foto: G. Salzburg

Der Kofferraum des neuen Radarwagens ist voller Technik: Links ist die Kamera montiert, die auch durchs Seitenfenster messen kann, rechts der Blitz. Foto: G. Salzburg

Foto: Georg Salzburg (salz)

Wer einen dunkelblauen VW Caddy mit Mettmanner Autokennzeichen am Straßenrand sieht, sollte nicht zu flott unterwegs sein – sonst könnte bald ein Knöllchen samt Foto im Briefkasten liegen. Bei dem dunklen Kombi handelt es sich um den neuen Radarwagen, gespickt mit 110.000 Euro teurer Technik. Und die kann einiges mehr als die Vorgängeranlage im bisherigen, silberfarbenen Radarwagen. Unsere Redaktion hat sich den „Neuen“ angesehen.

Dass auf den Kennzeichen kein NE- oder GV-Kennzeichen prangt, hat übrigens nichts mit „Tarnung“ zu tun. „Das Fahrzeug ist geleast“, erklärt Wolfgang Jurk. Der Fachdienstleiter im Grevenbroicher Ordnungsamt steht an der geöffneten Heckklappe des Radarwagens, der Kofferraum ist vollständig ausgenutzt für die technische Einrichtung. Links die Kamera mit zwei Objektiven, geeignet zur Überwachung von zwei Spuren, rechts das Blitzgerät. Beim Vorgänger musste das Fahrzeug selbst genau ausgerichtet werden, nun kann die Kamera herauf- oder herabgesetzt, gedreht oder versetzt werden. Ein Schienensystem macht es möglich. Eine Neuerung: „Mit der neuen Technik kann auch durch das Seitenfenster gemessen werden“, erläutert Wolfgang Jurk. Bislang musste der Wagen parallel zur Fahrtrichtung stehen, nun kann er auch quer dazu aufgestellt werden.

 Mit einem Tablet wird die Technik im Radarwagen gesteuert.

Mit einem Tablet wird die Technik im Radarwagen gesteuert.

Foto: Carsten Sommerfeld

Geblieben ist die Möglichkeit, mit der Laser-Technik nach vorn und hinten zugleich zu messen. Die zweite Kamera wird dort platziert, wo sonst der Beifahrer sitzt. Dahinter befindet sich ein Pult mit dem Tablet, über das die Technik gesteuert wird. Batterien, Stromversorgung und anderes sind in einem Schrank daneben untergebracht, der einem Kühlschrank ähnlich sieht, aber eben keine kühlen Getränke enthält. Die Kamera ist übrigens auch außerhalb des Fahrzeugs einsetzbar, in Heckfächern lagern das Stativ und weiteres Equipment. „Die Kameras machen gestochen scharfe Bilder“, schildert Jurk. Zudem sei die Technik auch bei schlechteren Licht- oder Regenverhältnissen als bislang einsetzbar. Bei Starkregen allerdings muss eine Mess-Pause eingelegt werden, weil der Scheibenwischer nicht mehr für klare Sicht sorgen kann. 6300 Euro monatlich betragen die Leasingkosten des Radarwagens – „all inclusive“ samt Schulung und Eichen.

Vier Mitarbeiter der Stadt sind mit der Überwachung des fließenden und ruhenden Verkehrs befasst, und sie erleben auch Unerfreuliches. Mehr als früher kommt es laut Stadt zu Beleidigungen und auch körperlicher Bedrohung. „Wir haben die Mitarbeiter deshalb mit Sicherheitswesten und Funk ausgestattet“, sagt Jurk. Zudem werde der Radarwagen, wie in anderen Kommunen auch, häufig mit zwei Beschäftigten besetzt.

 An Bord ist ein Stativ, um die Kamera außerhalb des Wagens aufzubauen.

An Bord ist ein Stativ, um die Kamera außerhalb des Wagens aufzubauen.

Foto: Carsten Sommerfeld
 Die Frontkamera wird neben dem Fahrersitz montiert.

Die Frontkamera wird neben dem Fahrersitz montiert.

Foto: Carsten Sommerfeld

11.722 Ordnungswidrigkeiten wurden 2020 im fließenden Verkehr registriert, 303.900 Euro an Geldforderungen erhob die Stadt. „Die Einnahmen stehen aber nicht im Vordergrund, sondern die Verkehrssicherheit“, betont Dezernent Claus Ropertz. In den vergangenen fünf Jahren ereigneten sich im Stadtgebiet durchschnittlich circa 190 Unfälle mit Verletzten. Zu hohes Tempo ist eine der Hauptursachen. Etwa vor Kitas, Schulen und an Unfallhäufungspunkten wird der Radarwagen postiert. Zudem ist für 250.000 Euro ein Radar-Anhänger bestellt, wie ihn der Kreis bereits hat. Wann er kommt, steht noch nicht fest, laut Stadt gibt es Lieferengpässe. Der Anhänger kann rund um die Uhr betrieben werden und erfasst auch Lastwagen in einer Lkw-Verbotszone. „Mit zwei Fahrzeugen haben wir künftig mehr Möglichkeiten“, sagt Ropertz. Schließlich würden sich häufig Bürger mit der Bitte melden, an einer Straße ein Radargerät zu postieren.

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