Naturschutz Hobby-Imkerin am Logistikzentrum Uedem

Uedem · Die Uedemerin Petra Mätzig ist Gesundheits- und Krankenpflegerin im Klever St. Antonius-Hospital. Bei einem Spaziergang mit ihrem Dackel war ihr das Außengelände des Logistikzentrums im Gewerbegebiet am Wellesweg aufgefallen: Ein guter Standort für eines ihrer Bienenvölker.

 Petra Mätzig ist Hobby-Imkerin mit Leibs und Seele. Sie hat momentan zehn Bienenvölker.

Petra Mätzig ist Hobby-Imkerin mit Leibs und Seele. Sie hat momentan zehn Bienenvölker.

Foto: KKLE / Thomas Momsen

(RP) Während in den frühen Morgenstunden die ersten Lkw am Logistikzentrum der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft (KKLE) vorfahren, locken an der Rückseite die ersten Sonnenstrahlen fleißige Bienchen aus ihrem Stock. Sie gehören zum Verbund, zur Familie. Die Uedemerin Petra Mätzig ist Gesundheits- und Krankenpflegerin im St.-Antonius-Hospital Kleve – und Hobby-Imkerin mit Leib und Seele.

Bei einem Spaziergang mit ihrem Dackel war ihr das Außengelände des Logistikzentrums im Gewerbegebiet am Wellesweg aufgefallen: Ein guter Standort für eines ihrer Bienenvölker. Seit dem Frühjahr fühlen sich ihre Bienen hier wohl und sammeln fleißig Honig. Die 58-Jährige freut sich über den Rückhalt ihres Arbeitgebers, der den Mitarbeitern mit der Weihnachtspost als Geste ein Tütchen Blumensamen geschickt hatte. Am Logistikzentrum verwandelt die KKLE aktuell eine Grasfläche zu einer wilden und blühenden Wiese. Auch für die Honigbienen sind sie interessant, weil sie auch im Herbst noch Pollen liefern. 

Bienen sind wichtige Nutztiere. Warum das so ist, leuchtet schnell ein: Süßer Nektar in Blumen oder Obstbaumblüten locken die Insekten an. Die tragen beim Sammeln des Nektars von Blüte zu Blüte auch den Blütenstaub mit und befruchten die Pflanzen. Gäbe es diese Bestäubung nicht, müsste die Menschheit geschätzt auf gut ein Drittel aller Nahrungsmittel verzichten.

Petra Mätzig, die im Moment zehn Bienenvölker hat, kontrolliert alle Standorte wöchentlich. Auch am Kevelaerer Marienhospital hat sie vier Bienenstöcke aufgestellt. „An einem guten Standort kann ein Volk pro Woche bis zu 30 Kilo Honig sammeln“, verrät sie. Ihre Leidenschaft für das nützliche Insekt ist groß. „Und natürlich auch für den Honig“, gibt sie schmunzelnd zu.

Ein Bienenleben ist kurz aber aufregend: Sobald es im Frühjahr zehn Grad warm wird, beginnt die Königin mit dem Brutgeschäft. Sie hat den Winter überlebt, weil eine Traube von Winterbienen sie gewärmt hat. Als Futter dient dem Wintervolk Honig oder vom Imker bereit gestelltes Ersatzfutter. Aus der Winterruhe erwacht, legt die Königin bis zu 2000 Eier pro Tag. Die Larven werden von den Arbeiterinnen, deren Zahl im Sommer auf bis zu 60.000 steigt, bis zur Verpuppung gepflegt und gefüttert. Die Honigbiene lebt nur wenige Wochen. „Und Honig sammelt sie nur in ihrer letzten Lebenswoche“, berichtet Mälzig. Die Königin kann drei Jahre alt werden - für ihr Hochleistungsleben kriegt sie Gelee Royal serviert. Und für die Abertausende Eier, die sie legt, muss sie nur einmal im Leben besamt werden - bei ihrem einzigen Ausflug als Jungkönigin zu einem Drohnenplatz. Aus dem Bienenstock entfernt Petra Mätzig zweimal jährlich - im Mai und im Juli - den Roh-Honig und verarbeitet ihn mit der Hilfe ihres Imkervaters Georg Kersten zum köstlichen Endprodukt. Die Waben werden entdeckelt, der Honig wird durch Fliehkraft aus den Waben geschleudert. Der auslaufende Honig wird mit mehreren groben und feinen Sieben von Wachs und Bienenrückständen befreit bis er klar und dickflüssig ist. In Edelstahlbehältern nimmt die Imkerin den Honig mit nach Hause und muss ihn fortan täglich rühren, damit er nicht hart wird und grob auskristallisiert.

„Den ersten Honig mit hohem Raps-Anteil muss ich maximal drei Tage rühren“, erklärt die Imkerin. Dann kann sie ihn in Gläser füllen, wo er unerhitzt fast unendlich haltbar ist. Den zweiten Honig, der im Juni aus den Stöcken genommen wird, muss sie viel länger rühren. „Das kann dann dauern, weil das ein reiner Blütenhonig ist.“ Insgesamt kommen so im Jahr um die 300 Honiggläser zusammen, die sie auch verkauft. Petra Mätzig versorgt ihre Völker auch nach der aktiven „Honigphase“ vorbildlich und begleitet die Bienen durch das Jahr: „Es ist einfach toll, wie sie leben, nur als Staat existieren können, alles füreinander geben. Sie wissen, wie das Wetter wird, bilden selbst eine Klimaanlage im Stock, verständigen sich durch Bewegungen und Laute und berichten sich so gegenseitig von den besten Sammelplätzen.“

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