Gocher wegen Betrug vor Gericht Zeugen sahen ihre Geldanlagen nie wieder

Kleve/Goch · Hohe Zinsen wurden versprochen, gesehen haben eine 59 Jahre alte Frau aus Weeze sowie ihre heute 33 Jahre alte Tochter davon nichts. Die beiden sagten als Zeugen im Betrugsprozess vor dem Landgericht in Kleve aus. Angeklagt ist ein 55 Jahre alter Gocher sowie seine Ex-Ehefrau.

 Der Prozess wird in Kleve verhandelt.

Der Prozess wird in Kleve verhandelt.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Wegen Betruges beziehungsweise Beihilfe dazu müssen sich seit vergangener Woche ein 55 Jahre alter Gocher und dessen Ex-Ehefrau verantworten. Der Angeklagte soll als leitender Angestellter einer Gocher Vorsorge- und Versicherungsfirma seinen Kunden über Jahre hohe Zinsen für ihre Geldanlagen versprochen haben– am Ende sahen die Kunden aber in vielen Fällen weder ihre Zinsen, noch das Geld wieder. Die frühere Ehefrau des Hauptangeklagten soll laut Staatsanwaltschaft als Inhaberin der Firma Beihilfe dazu geleistet haben.

Am zweiten Verhandlungstag sagten neun weitere Zeugen vor Gericht aus, die ihr Geld der Gocher Firma in Hoffnung auf hohe Zinserträge anvertraut hatten. Eine heute 59 Jahre alte Frau aus Weeze berichtete, dass sie 2014 einen sogenannten Investitionsdepot-Vertrag beim Angeklagten abschloss. 4,1 Prozent Zinsen wurden ihr versprochen, nach dreimonatiger Mindestlaufzeit sollte sie flexibel Zugang zu ihrer Anlage haben. Zwar konnte sie dem Gericht nicht genau sagen, was genau das für ein Vertrag gewesen sei. „Aber er hat das so gut erklärt, da sagte ich: Ich vertraue dir“, so die Zeugin. Ihr Geld hat sie bis heute nicht wiedergesehen, auch auf mehrfache Nachfrage in Goch: „Er ist irgendwann nicht mehr ans Telefon gegangen.“ Und auch ihre Tochter, die die Zeugin ebenfalls von der lukrativen Geldanlage überzeugt hatte, unterschrieb einen Vertrag bei der Gocher Firma. 19.000 Euro legte die Tochter an, und machte die gleiche Erfahrung: „Immer wenn man an das Geld wollte, wurde man vertröstet“, berichtete die 33-Jährige. Irgendwann habe der Hauptangeklagte dann gar nicht mehr auf Anfragen reagiert.

Der Hauptangeklagte hatte am ersten Verhandlungstag erklärt, dass man die hohen Zinsen über das Wachstum der eigenen Firma und damit wachsende Provisionen durch abgeschlossene Versicherungen ermöglichen wollte. Die frühere Steuerberaterin der Firma, die am zweiten Verhandlungstag ebenfalls als Zeugin aussagte, berichtete dem Gericht allerdings, dass sie schon früh Zweifel hatte und auch die Angeklagten darüber belehrte. 2012 schrieb sie einen Verweis: Das Firmenkonzept sei mit Blick auf die Liquidität eine „Luftblase“, da Verluste und hohe laufende Kosten durch Fremdkapital der Anleger gedeckt würden, welches eigentlich zur Bezahlung der Versicherungsbeiträge der Anleger gedacht gewesen sei. Die Steuerberaterin beendete schließlich ihr Mandat, nachdem die Gocher Angeklagten keine Unterlagen mehr bei ihr einreichten.

Info: Der Prozess wird am 20. Mai fortgesetzt.

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