Bildung und Erziehung in Goch Eine Kita mit Grundschul-Anschluss

Goch · Seit über einem Jahr gibt es die Kindergarten-Depandance Niersstraße „Hinter der Mauer“. Das Konzept hat sich bewährt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Kurz vor Mittag ist es ganz schön ruhig in dem Gebäude. Und das, obwohl Kinder im Alter von einem bis zu zehn Jahren dort einen Großteil ihrer Zeit verbringen. Die Großtagespflege „Schatzkiste“ betreut Ein- bis Dreijährige, übergangsweise ist zweimal in der Woche eine pädagogische Spielgruppe in einem Raum zu Gast, vor allem aber sind es zwei Kita-Gruppen des evangelischen Kindergartens, die Hinter der Mauer ein Zuhause gefunden haben. Gar nicht zu reden von den Jungen und Mädchen der Arnold-Janssen-Grundschule, die den größten Tel des Gebäudes nutzen.

Weil in dem als Volksschule angelegten und später als Hauptschule betriebenen Gebäudekomplex heute nicht mehr alle Klassenräume gebraucht werden, kam es zur teilweisen Umnutzung und zum Umbau durch die Stadt Goch. Seit August 2018 sind am Standort zwei Kita-Gruppen anzutreffen.

Dass in den Räumen früher mal deutlich größere Kinder ein und aus gingen, dazu Lehrer statt Erzieher, ist kaum mehr zu erahnen. Der Umbau war aufwändig in jeder Hinsicht. Inzwischen ist der Träger, die evangelische Kirchengemeinde, aber hochzufrieden mit der Entscheidung, der Kita Niersstraße eine Nebenstelle zuzuordnen. Leiterin Esther Müller arbeitet vorwiegend am traditionellen Standort, lässt sich aber auch regelmäßig Hinter der Mauer sehen. Dort hat die stellvertretende Leiterin Dörthe Vermeulen das Sagen. Die beiden, komplettiert durch Pfarrerin Rahel Schaller, arbeiten eng zusammen. Auch die Kleinen wissen, dass „Niersstraße“ und „Hinter der Mauer“ im Grunde eins sind. „Die Jüngsten werden schon mal in der Bak-Fiets hin und her transportiert, und die Großen kommen zum Vorschultraining zusammen“, erzählt Esther Müller.

Ein Luxus, von dem die meisten Erzieherinnen und Leiterinnen nur träumen können: Die Verwaltungsräume und die Küche sind oben, Büroarbeiten und Essenszubereitung (es gibt auch einen Lift) können dort ungestört von kleinen und Großen Ratsuchenden stattfinden. Im Erdgeschoss befinden sich die Gruppen- und Nebenräume, von denen es hinaus in den Garten geht. Ab und zu erweitert sich das Gelände sogar noch um den Schulhof: „Nach unserem Martinszug, der von der Niersstraße zum neuen Standort führte, durften wir die Mantelteilung auf dem Schulhof machen. Und Schulleiterin Kirsten Wamers hat uns sogar in den Stundenplan eingebaut, wodurch wir einmal im Monat die große Turnhalle nutzen können“, erklärt Müller. Das sei für die Kleinen ganz toll, denn wer eine Einrichtung der Schulkinder nutzt, wächst geradezu über sich hinaus, weiß Dörthe Vermeulen. „Außerdem können wir das ,Leseland’, die gemütliche Bibliothek der Schule, nutzen“, freut sie sich. Ab und zu kommen Erstklässler herüber, um den Jüngeren vorzulesen. Das gefällt allen Beteiligten besonders gut. Und in der Adventszeit wurde Montagmorgens gemeinsam gesungen.

Genügend Personal zu finden war für die evangelische Kita bisher kein großes Problem. „Klar, wenn junge Kolleginnen schwanger werden, schlucken wir nach dem Gratulieren erstmal. Aber bislang haben wir noch immer Ersatz gefunden“, berichtet Müller. „Das muss der Träger managen, da hilft uns niemand“, ergänzt Rahel Schaller. Da Müller und Vermeulen als Leitung der Einrichtung keine Gruppen betreuen, können sie im Notfall auch mal für ein paar Stunden einspringen. Das hilft auch bei Krankheit und sonstigen Ausfällen. Da die beiden Kindergärten sehr ähnlich eingerichtet sind, die EDV mit denselben Programmen arbeitet und sogar die Küchen über identische Geräte verfügen, ist ein Aushelfen am jeweils anderen Standort leicht möglich. Esther Thomas gibt zu, dass sie sehr gerne mal „zur Erholung“ in die Dependance kommt. Denn mit nur zwei Gruppen geht es dort erheblich ruhiger zu als in der Niersstraße, wo sich sechs Gruppen bewegen.

Apropos Bewegen: An beiden Standorten werden beeinträchtigte Kinder aufgenommen. Fachkräfte des Frühförderzentrums bieten hier wie dort Physio- und Ergotherapie, Logopädie und Heilpädagogik an. Zuerst sollten die Förderkinder ausschließlich an der Niersstraße betreut werden. „Aber das geht nicht, weil der Förderbedarf oft erst nach Monaten festgestellt wird, und dann wollen wir den Kleinen nicht zumuten, den Kindergarten zu wechseln“, erklärt Thomas.

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