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Sportschießen SSG Kevelaer ist Deutscher Meister

Kevelaer/Paderborn · Ein Traum ist Wirklichkeit geworden: Die Luftgewehr-Mannschaft der Schieß-Sport-Gemeinschaft Kevelaer ist Deutschlands Nummer eins. Im Finale gelang vor 2000 Zuschauern ein 3:2 gegen Gastgeber St. Hubertus Elsen.

 Seht her, da ist der Spiegel: Franka Janshen, Anna Janshen, Sportlicher Leiter Simon Janshen, Sergey Richter, Alexander Thomas, Trainer und Vereinschef Rudi Joosten (obere Reihe v.l.), Jana Erstfeld, Katharina Kösters und Katrin Leuschen (untere Reihe v.l.).

Seht her, da ist der Spiegel: Franka Janshen, Anna Janshen, Sportlicher Leiter Simon Janshen, Sergey Richter, Alexander Thomas, Trainer und Vereinschef Rudi Joosten (obere Reihe v.l.), Jana Erstfeld, Katharina Kösters und Katrin Leuschen (untere Reihe v.l.).

Foto: ja/SSG Kevelaer

„Ich brauche jetzt erst einmal einen Cognac.“ Nicole Bollen, Sprecherin der Schieß-Sport-Gemeinschaft (SSG) Kevelaer, traute ihren Augen noch nicht richtig. Doch das Ergebnis, das am Sonntag in der ausverkauften Maspern-Halle in Paderborn aufleuchtete, stimmte tatsächlich: „SSG Kevelaer 3 – Hubertus Elsen 2“. Die Sportschützen sind am Ziel ihrer Träume, der Deutsche Meister im Luftgewehr-Sport kommt aus Kevelaer.

Rund 2000 begeisterte Zuschauer erlebten im Finale einmal mehr, dass solch ein Wettkampf unter Meisterschützen in der Regel eine hochdramatische Angelegenheit ist. So hing der erste Titelgewinn einer Kevelaerer Mannschaft am Sonntag mehrfach am seidenen Faden. Da erzielt Anna Janshen, neue Nummer eins der „Tiger“, mit dem ersten ihrer insgesamt 40 Schüsse eine „9“ – für eine Sportlerin ihrer Güteklasse fast schon so etwas wie eine Fahrkarte. Doch die zweifache Jugend-Europameisterin und Vize-Weltmeisterin schüttelt solch einen Fehlstart mit einer Gelassenheit ab, die nahezu unglaublich ist. Sie lässt 39 Schüsse in die „10“ folgen, nach der dritten Hunderter-Serie hält es die Zuschauer endgültig nicht mehr auf den Sitzen. Mit 399 Ringen entscheidet Anna Janshen den direkten Vergleich mit Peter Hellenbrand für sich. Der 33-jährige Niederländer, der 2012 bei den Olympischen Spielen in London den fünften Platz in der Luftgewehr-Konkurrenz der Männer belegte, bringt ausgezeichnete 398 Ringe auf die Scheibe. Dennoch muss er seiner 15 Jahre jüngeren Kontrahentin gratulieren.

Wenig später spielt der israelische Topschütze Sergey Richter mit den Nerven der Kevelaerer Anhänger, als er sich in der letzten Serie zwei Schüsse in die „9“ in Folge erlaubt. Doch seiner jungen Gegnerin Denise Palberg unterläuft ein ähnliches Missgeschick. Richter hat letztlich mit 396:393 die Nase vorn. Obwohl die SSG-Schützen Alexander Thomas (389:390 gegen Amelie Kleinmanns) und Franka Janshen (391:396 gegen Dirk Steinicke) ihre Vergleiche zuvor verloren haben, weiß SSG-Cheftrainer und Vorsitzender Rudi Joosten zu diesem Zeitpunkt ganz genau, dass wenige Augenblicke später ein Traum in Erfüllung gehen wird.

„Jana Erstfeld stand zwar noch an der Scheibe, hatte aber bereits einen deutlichen Vorsprung. Da habe ich mal zu Rudi rübergeschaut und sofort gesehen, dass er keinerlei Zweifel mehr hat“, erzählt Nicole Bollen. Fünf Schüsse später ist der größte Triumph der Vereinsgeschichte perfekt. Erstfeld hat ihre Kontrahentin Annemarie Röser mit 395:387 geschlagen, die SSG Kevelaer somit das „Finale der Freunde“ gegen Gastgeber St. Hubertus Paderborn-Elsen mit 3:2 gewonnen.

Der berühmte „Spiegel“, mit dem alljährlich der Deutsche Mannschaftsmeister im Luftgewehr ausgezeichnet wird, hängt nun ein Jahr lang in der Garderobe des Vereinsheims der SSG Kevelaer im Sportzentrum Hüls, am späten Sonntagabend noch Schauplatz einer improvisierten Meisterfeier im kleinen Kreis.

Nur gut, dass der große Kevelaerer Tross sich bereits am Abend zuvor in der Heimat gemeldet hatte. „Wir hatten da insgeheim schon geahnt, dass es diesmal zum ganz großen Wurf reichen könnte. Und haben deshalb den Hausmeister angerufen, dass in jedem Fall die Kühlung laufen soll“, sagte Bollen. Hauptgrund für den Optimismus war insbesondere die große Show, die die Mannschaft zuvor im Halbfinale gegen den bayrischen Vertreter mit dem rustikalen Namen Eichenlaub Saltendorf abgezogen hatte. Beim 4:1 gegen den alten Rivalen, gegen den man vor zwei Jahren noch im Viertelfinale gescheitert war, hatte die SSG Kevelaer den eigenen Bundesliga-Rekord von 1982 Ringen gerade einmal um zwei Punkte verpasst. Das beste Einzelresultat steuerte einmal mehr Anna Janshen bei, die nur wegen einer einzigen „9“ in der letzten Serie die „400“ verpasste. Traumhaft sicher zielten auch Sergey Richter (398 Ringe), Franka Janshen und Jana Erstfeld (jeweils 396). Nur Alexander Thomas (391) musste im direkten Vergleich seinem Gegenüber Helmut Kächele den Ehrenpunkt überlassen.

Der erste Wettkampf des Tages hatte sich für die Kevelaerer Schützen als vergleichsweise lockeres Aufwärmtraining herausgestellt. Gegen den SV Petersaurach aus Mittelfranken, seines Zeichens immerhin Vizemeister der Bundesliga Süd, waren die „Tiger“ mit einem ungefährdeten 4:1 in die Finalrunde gestartet. Am Rande: Anna Janshen hatte auch den Aufgalopp mit einer „9“ eingeläutet, um anschließend 38 „10er“ folgen zu lassen. Wer ist die Treffsicherste im ganzen Land ? In Kevelaer hängt ab sofort ein Spiegel, der die richtige Antwort kennt.

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