Handball Gallig, gierig, gut: „Neuer“ TV Aldekerk

Aldekerk · Handball-Regionalliga der Männer: TV Aldekerk überzeugt beim 35:31 (19:14) gegen BTB Aachen das Publikum in der Vogteihalle auf ganzer Linie. Die Grün-Weißen bleiben mit dem achten Saisonsieg auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe.

 Kämpferisches Vorbild: Roman Grützner (beim Wurf) feierte zunächst mit der zweiten Mannschaft des TV Aldekerk einen wichtigen Sieg im Oberliga-Abstiegskampf und kam anschließend auch noch in der Ersten zum Einsatz.

Kämpferisches Vorbild: Roman Grützner (beim Wurf) feierte zunächst mit der zweiten Mannschaft des TV Aldekerk einen wichtigen Sieg im Oberliga-Abstiegskampf und kam anschließend auch noch in der Ersten zum Einsatz.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Eigentlich war alles so wie schon unzählige Male vorher. Und doch fühlte sich an diesem Handballabend irgendetwas anders an – aber was ? Die roten Leuchtdioden der Anzeigetafel zeigten nach 60 Spielminuten einen 35:31-Heimsieg an. Das ist nichts Besonderes. Der ATV hatte wie so oft viele Tore kassiert und noch mehr erzielt. Und war damit seiner Favoritenrolle im Spiel gegen den BTB Aachen gerecht geworden. Auf dem Feld führten die Spieler nach dem Schlusspfiff ihr Tänzchen zur Musik vom Zillertaler Hochzeitsmarsch auf. Auch das ist kein ungewohntes Bild in der Vogteihalle.

Nils Wallrath, Trainer des ATV, präsentierte sich nach dem Spiel entspannter als je zuvor und schien das Grinsen aus seinen Gesichtszügen nicht mehr herauszubekommen. Das ist auf jeden Fall neu. Und er lieferte auch die Erklärung für das etwas andere Gefühl: „Ja, ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden. Vor allem, wie sie aufgetreten ist und sich präsentiert hat – gallig und gierig. Das hat mir sehr gut gefallen. Da sieht man, dass harte Arbeit irgendwann belohnt wird.“ Er beendete seine Ausführungen mit einem festen Tritt auf die Euphoriebremse: „Aber bis wir da sind, wie ich es mir vorstelle, sind sicher noch ein oder zwei Jahre kontinuierliche Arbeit erforderlich. Da ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.“

Was war denn nun so anders? Die Gastgeber waren von der ersten Minute an körperlich und geistig voll da. Der Rückraum der Gäste, der ballführende Spieler, wurde permanent durch drei vorgezogene Abwehrspieler, meist durch Can Greven, Julian Mumme und Benedikt Liedtke, aggressiv attackiert. Auf diese Weise wurde der Aachener Spielaufbau massiv gestört. „Genau das war mit der Mannschaft abgesprochen. Wir hatten die Absicht, denen mächtig auf den Geist zu gehen“, erklärte der ATV-Couch. „Diese Spielweise ist zwar sehr kräftezehrend, aber die Mannschaft hat es selber so gewollt. Warum es heute so gut geklappt hat, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht.“

Vier erfolgreich abgeschlossene Tempogegenstöße in der ersten Halbzeit waren ein sicheres Indiz für konsequente Abwehrarbeit. Der Angriff zeichnete sich durch variables und variantenreiches Spiel aus. Der verletzungsbedingte Ausfall von Rückraumschütze Thomas Jentjens fiel in dieser Partie nicht weiter ins Gewicht. Der wieselflinke Greven auf der halblinken Position und der leichtfüßige Liedtke auf Halbrechts suchten immer wieder die 1:1-Situation und stellten die Gästeabwehr wiederholt vor unlösbare Probleme.

Zentrale Figur im Angriffsspiel der Hausherren war wie immer Julian Mumme, der nicht nur als Torschütze in Erscheinung trat, sondern immer wieder seine Mitspieler, insbesondere seinen Bruder Jonas am Kreis, in Szene setzte und glänzen ließ. „Zum Schluss ließ die Konzentration bei meiner Mannschaft etwas nach. Das ist auf der einen Seite bei einer sicheren Führung nachvollziehbar, aber dadurch haben wir drei Tore zu viel bekommen“, fasste er zusammen, „mit 28 Gegentoren hätte ich besser leben können.“

„Aufreger des Abends“ war die Rote Karte für Thomas Plhak in der 28. Minute. Er griff die gerade eingewechselte Aachener Naturgewalt Mevlut Bardak an. Eine Hand landete dabei im Gesicht des schwergewichtigen Mannes. Die Schiedsrichter werteten diesen Angriff als Tätlichkeit. „Klar habe ich den getroffen, aber es war ganz sicher keine Absicht von mir“, kommentierte Plhak die Situation.

Noch ein Wort zu Roman Grützner und Robin Appelhans, die unmittelbar zuvor mit der zweiten Mannschaft einen wichtigen Heimsieg im Kampf gegen den Abstieg erzielt hatten und den Kader der Wallrath-Truppe an diesem Abend ergänzten: Beide Spieler stellten erneut unter Beweis, dass sie den Kader bereichern und nicht ohne Grund im nächsten Jahr hochgezogen und ausschließlich in der Ersten spielen werden.

Aachens Trainer Martin Becker war nicht ganz zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. „Wir haben ganz einfach zu viele Chancen ausgelassen. Der Aldekerker Keeper hat seine Sache gut gemacht. Das Ergebnis geht in Ordnung“, fasste er das Spiel zusammen.

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